Nur noch wenige Stunden, dann steht der grosse Auftritt von Remo Forrer (21) im ersten Semi-Finale des diesjährigen Eurovision Song Contest in Liverpool an. Mit dem Startplatz 8 steigt er heute Abend mit seinem Antikriegslied «Watergun» beim grössten Musikwettbewerb der Welt ins Rennen. Die Buchmacher prognostizieren eine Finalqualifikation, doch das neue Wahlprozedere könnte ihm auch den Abend vermiesen.
«Es ist für die Schweiz sicher kein Vorteil», sagt Remo Forrer vor seinem grossen Auftritt. «Aber ich lasse mich dadurch nicht entmutigen. Diese Herausforderung nehme ich an.» Neu bestimmt nicht ein Mix aus Zuschauerstimmen und einer professionellen Jury, wer es ins ESC-Finale schafft. Diese Macht liegt ab diesem Jahr ausschliesslich beim TV-Publikum. Heisst: Im Falle von Marius Bears (30) letztjähriger Teilnahme mit der Ballade «Boys Do Cry» hätte sich die Schweiz nicht fürs Finale qualifiziert, sondern wären ohne Jurystimmen auf dem zweitletzten Platz gelandet und sang- und klanglos ausgeschieden.
Sven Epiney ist optimistisch
Auch der Schweizer ESC-Kommentator Sven Epiney (50) ist gespannt, wie sich das neue Abstimmungsverfahren auf das heutige Resultat auswirken wird. «Als kleines Land mit keiner grossen Gemeinschaft in anderen Ländern spielt uns das sicher nicht in die Hände», sagt er. «Die Jury-Stimmen haben uns oft beim Endresultat geholfen.» 2008 war das kombinierte Jury- und Publikumsvoting eingeführt worden, um Nachbarschaftsstimmen einzudämmen.
Forrers Chancen auf eine Finalqualikation sieht Epiney allerdings nach wie vor intakt. «Er bringt alles mit, was es für einen guten ESC-Song braucht. Ich denke, dass er mit seiner Stimme und der Botschaft des Songs punkten kann.» Forrer singt in seinem Beitrag über einen jungen Menschen, der nicht in den Krieg ziehen will. Ein Thema, das beim von den Briten für die Ukraine ausgetragenen ESC topaktuell ist.
Wettbüros rechnen mit Platz 8
Ähnlich sehen es die Fans vor Ort. Auch wenn die Konkurrenz im ersten Halbfinale gespickt mit Top-Favoriten des diesjährigen Wettbewerbs ist, ist man guter Dinge, dass Forrer der Finaleinzug gelingt. Die Wettbüros sehen den Beitrag auf dem achten Platz, 10 der 15 antretenden Nationen schaffen den Weiterzug in die Endrunde.
Bei einem Finaleinzug bleibt es weiter spannend: Da kann die Schweiz wieder auf Jury-Stimmen zählen. Remo Forrer gibt jetzt schon alles: «Ich will den besten Auftritt meines Lebens abliefern. Was danach passiert, liegt nicht in meiner Hand.»