«Beste Bühne, mit der wir je arbeiten durften»
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ESC-Showleiter ist begeistert:«Beste Bühne, mit der wir je arbeiten durften»

Eurovision-Showverantwortliche Schifferle und Björkman schwärmen für Basel
«Der ESC ist unpolitisch – die Menschen machen ihn politisch»

Der Eurovision Song Contest 2025 in Basel nimmt Gestalt an. Die beiden Verantwortlichen geben Einblicke in die Vorbereitungen und versprechen eine überraschende Darstellung der Schweiz.
Publiziert: 19.04.2025 um 21:39 Uhr
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Aktualisiert: 19.04.2025 um 21:41 Uhr
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Christer Björkman (links) verantwortet den Wettbewerb am ESC, Yves Schifferle die restliche Show.
Foto: STEFAN BOHRER

Darum gehts

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Der eine ist zuständig für die Inszenierungen der 37 Acts, der andere für das Rahmenprogramm in den drei Liveshows. Der schwedische TV-Produzent Christer Björkman (67) und der Schweizer Fernsehmacher Yves Schifferle (50) arbeiten seit Monaten für einen unvergesslichen Eurovision Song Contest aus Basel. Blick traf die beiden diese Woche. 

Blick: Was fasziniert Sie am ESC?
Christer Björkman: Es ist eine der besten Fragen über den ESC, aber auch eine der schwierigsten zu beantworten. Ich weiss es tatsächlich nicht wirklich. Ich verfiel dem ESC 1967, als Sandie Shaw mit «Puppet on a String» den ESC gewann. Danach verfolgte ich ihn jedes Jahr und bin seit 1991 bei jeder Ausgabe vor Ort dabei.
Yves Schifferle: Aus diesem Jahr stammt meine erste ESC-Erinnerung! Als die Schwedin Carola beim ESC siegte. Sie war die Erste, die eine Windmaschine am ESC verwendete. Sie hat sich dadurch von den anderen abgehoben. 

Christer Björkman, wie erleben Sie die Zeit in Basel?
Björkman: Es fühlt sich etwas an wie zu Hause, ich finde die schwedische und Schweizer Mentalität sehr ähnlich. Wir sind beide sehr organisiert, die Schweizer sind noch etwas pünktlicher. In anderen Austragungsländern, in denen ich in die Produktion involviert war, kochten manchmal die Emotionen hoch. Aber hier ist alles sehr strukturiert und professionell. 

Persönlich: Christer Björkman

Christer Björkman betrieb bis 1987 einen eigenen Friseursalon und begann Mitte der Achtzigerjahre mit seiner Gesangskarriere. 1992 nahm er für Schweden mit dem Lied «I morgon är en annan dag» am ESC in Malmö teil und wurde Zweitletzter. Zehn Jahre später wurde er vom schwedischen Sender SVT als Produzent des Vorentscheids und als Delegationsleiter eingestellt. Björkman erlebte in 20 Jahren in dieser Funktion zwei Siege und war damals auch an der Produktion am Heim-ESC beteiligt. Auch beim ESC 2017, 2018, 2019 und 2024 und beim American Song Contest war er beteiligt.

Christer Björkman hat seit 1991 jeden ESC besucht.
STEFAN BOHRER

Christer Björkman betrieb bis 1987 einen eigenen Friseursalon und begann Mitte der Achtzigerjahre mit seiner Gesangskarriere. 1992 nahm er für Schweden mit dem Lied «I morgon är en annan dag» am ESC in Malmö teil und wurde Zweitletzter. Zehn Jahre später wurde er vom schwedischen Sender SVT als Produzent des Vorentscheids und als Delegationsleiter eingestellt. Björkman erlebte in 20 Jahren in dieser Funktion zwei Siege und war damals auch an der Produktion am Heim-ESC beteiligt. Auch beim ESC 2017, 2018, 2019 und 2024 und beim American Song Contest war er beteiligt.

An welchem Punkt der Arbeit stehen Sie?
Björkman: Kommende Woche stehen die technischen Proben an. Zudem üben aktuell gerade 60 Personen in einer Basler Tanzschule die Nummern der 37 Teilnehmerländer. Sie werden dann, bevor die Delegationen in Basel eintreffen, stellvertretend für die Länder die Auftritte auf der grossen Bühne durchgehen. Danach bekommen die Delegationen die Videos davon und haben einen Tag Zeit, Anpassungswünsche durchzugeben, bevor sie selbst auf die Bühne treten.
Schifferle: Wir kommen in die schönste Phase des Projekts. Wir haben monatelang an dem gearbeitet, was in den kommenden Wochen zusammenkommt. In eineinhalb Wochen sehen wir alles zum ersten Mal auf der Bühne. Wir sind auf Kurs, und ich kann endlich wieder normal schlafen, weil ich weiss, dass es gut kommt.

Die Proben laufen jetzt schon ausserhalb der Halle. Waren Sie dabei?
Schifferle: Ja. Das war in einem tristen Raum und noch ohne Kostüme. Trotzdem wurde ich bei der Probe einer Shownummer emotional und musste zweimal weinen.
Björkman: Die Tanzgruppen leisten wirklich tolle Arbeit. Einerseits die von Yves, die bei den Eröffnungs- und Pausennummern dabei sind. Aber auch die von mir, die die 37 Teilnehmersongs für die Stand-In-Proben einstudieren. Bei einer Nummer von Georgien gibt es einen traditionellen Tanz, bei dem ein Tänzer 18 Drehungen auf seinen Knien macht. Als ich dabei war, gab es ein paar Stürze, aber sie arbeiten wirklich hart daran, dass sie das auch so hinkriegen wie später die Tänzer aus Georgien selbst.

Was werden wir dieses Jahr Neues sehen?
Björkman:
Wir werden einen Sänger überkopf haben, es wird geflogen, und es gibt auch eine Choreografie mit Gerüsttürmen. Letzteres ist sehr einzigartig, und ich denke, das wird das Halbfinale, in dem dieser Beitrag ist, sehr aufwühlen. 

«Für sie baue ich einen Schrein»
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Inwiefern spielen Wettquoten eine Rolle bei Ihrer Arbeit?
Björkman: Sie interessieren mich einerseits privat, sind aber auch relevant bei meiner Arbeit, wenn ich die Reihenfolge der Beiträge der Shows festlege. Die EBU muss diese abwinken und will natürlich nicht, dass ich da alle heiss gehandelten Beiträge hintereinander reihe.

Was wird das für ein ESC-Jahr?
Björkman: Dieses Jahr könnte zum ersten Mal ein Spass-Beitrag gewinnen, weil die Menschen diese lustigen Darbietungen aufgrund der politischen Weltlage brauchen. Aber am Ende wissen wir nie, ob sich ein klassischer Beitrag oder mal etwas anderes durchsetzt.

Die EBU betont immer wieder, der ESC sei ein unpolitischer Event. Ist das überhaupt möglich?
Björkman: Eurovision ist unpolitisch, aber die Menschen machen es politisch. Man kann das mit den Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften im Sport vergleichen. Als Organisatoren kann man nicht viel dagegen tun, ausser sich auf den Job zu konzentrieren und die bestmögliche TV-Show zu bieten. Hier müssen wir natürlich sicherstellen, dass die Sendung total neutral daherkommt. 

Persönlich: Yves Schifferle

Yves Schifferle erlangte als Aussenreporter und Moderator von Sendungen wie «Big Brother Schweiz» und «Die Bar» auf dem Privatsender TV3 in der Öffentlichkeit Bekanntheit. Danach wechselte er hinter die Kamera, heute weist er über 20 Jahre Erfahrung im Unterhaltungsfernsehen aus. Er war als Geschäftsleitungsmitglied am Aufbau des Medien-Startups Joiz in der Schweiz und Deutschland beteiligt und entwickelte bei SRF Formate wie «Happy Day» mit. Im Juni 2021 wurde Schifferle Bereichsleiter Show bei SRF und 2022 Leiter der Schweizer ESC-Delegation. Damit war er auch am ESC-Triumph von Nemo massgeblich beteiligt.

Yves Schifferle prägte Formate wie «Happy Day» bei SRF.
STEFAN BOHRER

Yves Schifferle erlangte als Aussenreporter und Moderator von Sendungen wie «Big Brother Schweiz» und «Die Bar» auf dem Privatsender TV3 in der Öffentlichkeit Bekanntheit. Danach wechselte er hinter die Kamera, heute weist er über 20 Jahre Erfahrung im Unterhaltungsfernsehen aus. Er war als Geschäftsleitungsmitglied am Aufbau des Medien-Startups Joiz in der Schweiz und Deutschland beteiligt und entwickelte bei SRF Formate wie «Happy Day» mit. Im Juni 2021 wurde Schifferle Bereichsleiter Show bei SRF und 2022 Leiter der Schweizer ESC-Delegation. Damit war er auch am ESC-Triumph von Nemo massgeblich beteiligt.

Die Reputation des Events könnte aber darunter leiden, weil viele die Teilnahme Israels während des Gaza-Kriegs kritisieren.
Schifferle: Der ESC wurde gegründet, um Europa durch Musik zu vereinen – dieser Gedanke ist heute so aktuell wie damals. Wir konzentrieren uns auf das, was uns verbindet, nicht auf das, was uns trennt. Der ESC ist kein politischer Event, sondern ein Ort für Vielfalt, Respekt und gemeinsame Erlebnisse – gerade in herausfordernden Zeiten.

Welches Bild haben die ESC-Zuschauer nach den drei ESC-Shows von der Schweiz?
Björkman: Die Klischees werden auf den Kopf gestellt, das wird viele überraschen, aber auch unterhalten. Die Shows werden durch und durch die Schweiz darstellen, aber in einen modernen Kontext gestellt. Ich denke, am Sonntag werden die Schweizer aufwachen und sagen: Wow, da haben wir uns von der besten Seite gezeigt.
Schifferle: Wir wollen generationenübergreifend sein, Kante zeigen und künstlerischen Raum schaffen. Und dabei die Traditionen und Schönheit der Schweiz feiern. Grundsätzlich ist die Schweiz mit den Landesteilen und den Sprachen kein einfaches Land, um einen gemeinsamen Nenner zu finden. Doch über die Schönheit unseres Landes sind wir uns egal in welchem Sprachraum einig. Also liegt ein Fokus auch auf der Diversität und Schönheit unseres Landes.

Sie sind seit letztem Sommer für den Schweizer ESC aktiv, seit März wohnen Sie in Basel. Wie hat sich Ihre Sicht auf die Schweiz verändert?
Björkman: Ich habe ein Haus in Südfrankreich und habe auf dem Weg mit dem Auto von Schweden dorthin immer Basel durchfahren. Das, was man von der Autobahn her sieht, wird Basel überhaupt nicht gerecht. Als Basel als Host City ausgewählt wurde, war ich erst enttäuscht. Aber seit ich hier angekommen bin, finde ich es wunderschön. Und es hat supergute Restaurants und Bars hier! Ich geniesse die letzten Rheinspaziergänge. Ab nächster Woche werde ich nicht mal mehr Tageslicht sehen, wenn ich ständig in der Halle bin.

Tipps: ESC in Basel ohne gültiges Ticket erleben

Yves Schifferle, Sie waren 1999 Sidekick von Michelle Hunziker bei «Cinderella», nun sind Sie quasi ihr Chef. Haben Sie über diese Situation gesprochen?
Schifferle: (Lacht.) Nein, das war kein Thema. Ich habe es kurz erwähnt, als alle Hosts und ich uns bei Sandra Studer zu Hause zum Kennenlernen trafen. Aber ich werde sie noch mal darauf ansprechen, wenn sie wieder in Basel ist. Mal schauen, wie viele Erinnerungen hochkommen.

Wünschten Sie manchmal, Sie könnten den Event als Fans geniessen?
Björkman:
Nicht wirklich. Ich habe 2021 nach 20 Jahren die Verantwortung über den schwedischen Vorentscheid abgegeben und zwei Jahre gebraucht, bis ich die Show als Zuschauer geniessen konnte, ohne mir ständig zu überlegen, was ich anders gemacht hätte. Mittlerweile kann ich mich zurücklehnen und stimme sogar ab, wie jeder andere Zuschauer.
Schifferle: Diese Überlegung machte ich mir schon vor vier Jahren, als mir die Position als Schweizer Delegationsleiter angeboten wurde. Ich war immer ein Riesen-ESC-Fan und wollte mir diese Passion nicht nehmen. Aber das Gegenteil ist nun eingetreten: Ich bekomme Einblicke hinter die Kulissen und kann trotzdem Fan sein.
Björkman: Die Schwierigkeit ist, objektiv zu bleiben. Ich muss in meiner Position natürlich alle Beiträge gleichbehandeln und jedem Act dieselbe Aufmerksamkeit schenken. Die Vision der Künstlerinnen und Künstler und von deren Land ist das Allerwichtigste an diesem Punkt.

Christer Björkman, Sie produzierten neben diversen ESC-Ausgaben auch den American Song Contest. Wird der ESC in Zukunft global?
Björkman: Das wird vorangetrieben, und aktuell wird in Asien und Südamerika verhandelt. Ich bin aber nicht auf dem neusten Stand, ich will mich auf den ESC in Basel konzentrieren.
Schifferle: Ich wäre sonst zu haben für weitere ESC-Shows (lacht). Momentan läufts für den ESC gut, aber es ist auch schwer, dieses Modell auf andere Kontinente anzuwenden. Rund 15 Länder ohne eine Organisation wie die EBU zusammenzubringen, ist schwierig.

Was ist Ihr Wunsch für die Zukunft des ESC?
Björkman: Dass es irgendwann ein globales Finale geben wird, in dem fünf Kontinente ihre besten Lieder präsentieren.
Schifferle: Und ich hoffe, dass wir bald wieder Jurys im Halbfinale haben werden. Meiner Meinung nach leidet die Qualität der Songs längerfristig, wenn immer mehr Länder Spass-Beiträge schicken, weil nur noch die Zuschauer voten. Es braucht eine Jury. Und für den ESC selbst hoffe ich, dass es mindestens weitere 70 Jahre weitergeht. Die Leute mögen den ESC, weil es Spass macht, aber auch wegen der Diversität der europäischen Musik. Das ist einzigartig.
Björkman: Der ESC wird sich halten, solange das Fernsehen da ist. Und wenn es das TV einmal nicht mehr gibt, müssen wir Plattformen finden, die weiterhin Freunde und Familien zusammenbringen. Der ESC ist wie ein grosses Lagerfeuer.

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