Kein «Rainbow Village»
Basel zieht queerer ESC-Veranstaltung den Stecker

Der Eurovision Song Contest ist endlich wieder zurück in der Schweiz. Um das Erlebnis zu komplettieren, plante ein Basler Verein etwas ganz Besonderes. Die Stadt Basel knallt dem «Rainbow Village» aber noch vor Eröffnung die Türe vor der Nase zu.
Publiziert: 16.04.2025 um 12:48 Uhr
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Aktualisiert: 17.04.2025 um 13:33 Uhr
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Während des ESC in Basel wollte er das «Rainbow Village» auf die Beine stellen. Ein «riesiger Safe Space» für die queere Community.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Geplantes Rainbow Village für ESC in Basel abgesagt
  • RTL wollte Basis für ESC-Berichterstattung im Rainbow Village aufbauen
  • Projekt sollte 300'000 Franken kosten und durch Swisslos-Fonds mitfinanziert werden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Es hätte ein gigantischer «Safe Space» werden sollen, hatte es im Vorfeld geheissen. Gemeint ist das «Rainbow Village» auf dem Basler Kasernenareal als Nebenschauplatz zum ESC. Idee und Planung kamen von Piero Vecchioli (46), Musikmanager und Berater bei der Universal Music Group, und dem Verein Rainbow X. Aus dem, wie Vecchioli erklärt, sorgfältig geplanten Event mit Public Viewings, Drag-Shows, Karaoke und kreativen Angeboten wird nun doch nichts.

«Ich wurde schon früh gebeten, dem inoffiziellen Unterstützungskomitee beizutreten und mitzuhelfen, den ESC nach Basel zu bringen», beginnt der 46-Jährige. Vecchioli war einst Mitgründer des Labels Better Now Records (Universal Music), das unter anderem Marcus & Martinus, Nemo, Luca Hänni und Iggi Kelly unter Vertrag hat.

Ihm sei aber wichtig gewesen, nicht nur zu unterstützen, sondern auch selber etwas auf die Beine zu stellen. Neben den bereits geplanten Fan-Zonen hatte Vecchioli einen grossen Traum, das Rainbow Village – ein wahres «Herzensprojekt», wie er sagt. «Mir wurde zugesichert, dass dafür Budget vorhanden sein wird», so Vecchioli. Als Zahl nennt er rund 300'000 Franken.

Das Geld fehlt

Der Traum von Vecchioli ist jetzt, nur wenige Wochen vor dem langersehnten Startschuss, geplatzt. «Ich habe eine Absage vom Justiz- und Sicherheitsdepartement sowie vom Präsidialdepartement erhalten», erzählt er Blick.

Das Rainbow Village hätte ein Festival von queeren Menschen für queere Menschen werden sollen, erläutert Vecchioli. Auch diverse Sponsoren habe er bereits an Bord gehabt, und mit RTL und Radio Energy wären grosse Namen als Medienpartner eingetragen gewesen. Auch viele internationale Medien hätten sich bereits für das Festival akkreditiert. «Ich hätte nur noch auf den Knopf drücken müssen, und alles wäre gelaufen», so Vecchioli sichtlich enttäuscht. Auch diverse Gay-Medien haben bereits darüber berichtet, so wie das deutsche Magazin «Schwulissimo».

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Anspruch auf Entschädigung

Besonders bitter für ihn: Bereits mehrere Monate Arbeit stecken in dem Projekt. «Natürlich ehrenamtlich», sagt er. «Millionen über Millionen an Krediten kann man für den Riesenevent aufnehmen, aber für dieses Projekt reicht es dann nicht mehr? Das kann ich nicht glauben», so Vecchioli.

Er ist sichtlich enttäuscht. Viele hätten ihm gut zugesprochen. Auch der ESC-Verantwortliche Beat Läuchli habe voll hinter seiner Vision gestanden und ihn in seinem Vorgehen bestärkt.

In einem E-Mail an den Organisator Ende November, das Blick vorliegt, heisst es, es handle sich hierbei um ein privates Projekt, das durch den Swisslos-Fonds mitfinanziert werde. Organisator Piero Vecchioli prüft nun, ob er Anspruch auf eine Entschädigung geltend machen kann.

RTL wollte Basis für Berichterstattung im «Dorf» aufbauen

In einem weiteren Mail, das der Redaktion weitergeleitet wurde, wendet sich auch RTL an das Basler Justiz- und Sicherheitsdepartement. Darin heisst es, dass man das Rainbow Village gerne als «Basis» für die Berichterstattung rund um den ESC genutzt hätte. Weiter heisst es in dem Schreiben, dass «einige Künstler ankündigen, nun nicht nach Basel zu reisen». Um welche Künstlerinnen oder Künstler es sich hierbei handelt, ist unklar. Für Vecchioli zumindest ist klar, dass das für Basel und alle Involvierten eine riesige Umsatzeinbusse und einen entsprechenden Imageschaden bedeutet.

«Keine Zusage»

Wie die Kommunikationschefin Maja Hartmann gegenüber Blick erklärt, wurde das Projekt Rainbow Village im Rahmen der Vorbereitungen zum Eurovision Song Contest 2025 beim Swisslos-Fonds zur Förderung eingereicht. «Der Regierungsrat hat das Gesuch abgelehnt», so Hartmann. Über die Begründung solcher Entscheide werde grundsätzlich keine Auskunft erteilt.

«Uns ist bewusst, dass Absagen für die Gesuchstellenden enttäuschend sind. Es ist jedoch wichtig festzuhalten, dass zu keinem Zeitpunkt eine formelle Zusage seitens des Kantons Basel-Stadt für das genannte Projekt vorlag», sagt Hartmann. Trotz der Absage des Rainbow Village werde die Sichtbarkeit und Teilhabe der queeren Community während des ESC 2025 in Basel in vielfältiger Weise sichergestellt sein, heisst es weiter.

So umfasse das offizielle Programm zahlreiche Massnahmen für Diversität und Inklusion. «Die Host City Basel nimmt die Anliegen der LGBTQ sehr ernst. Ziel ist es, gemeinsam ein Fest zu feiern, das für Offenheit, Vielfalt und gegenseitigen Respekt steht», so Hartmann abschliessend.

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