Aktivisten fordern Ausschluss
ESC-Organisatoren verteidigen Israel-Teilnahme

In rund einem Monat findet der Eurovision Song Contest in Malmö statt. Schon jetzt zeigt sich: Die Teilnahme Israels dürfte zum kontroversesten Thema dieses Jahres werden.
Publiziert: 10.04.2024 um 20:16 Uhr
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Die Teilnahme von Israel am Eurovision Song Contest wird von Protesten überschattet. Eden Golan, die diesjährige Vertreterin des Landes, erhielt schon Morddrohungen.
Foto: ALBERTO DI LOLLI
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Michel ImhofTeamlead People

Schwierige Situation für die ESC-Verantwortlichen: Seit Monaten fordern Palästina-Aktivisten die Organisatoren auf, Israel im Zuge des Krieges im Nahen Osten vom ESC zu verbannen. Die Israelin Eden Golan (20, «Hurricane») erhält sogar Morddrohungen. Nun geraten auch andere Acts in den Fokus. Sie werden aufgefordert, die Teilnahme am ESC in Malmö (Schweden) aus Solidarität zu Palästina abzusagen und die Mega-Veranstaltung Anfang Mai zu boykottieren. Deshalb ergriff Jean Philip De Tender, stellvertretender Generaldirektor der Europäischen Rundfunkunion (EBU), das Wort. 

Bei der EBU verstehe man, dass sich Menschen an der Debatte beteiligen und «ihre tief empfundenen Ansichten zu diesem Thema zum Ausdruck bringen. Wir alle sind von den Bildern, den Geschichten und dem unbestreitbaren Schmerz der Menschen in Israel und im Gazastreifen betroffen», sagt er in einem Statement.

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EBU verurteilt die Kampagnen gegen spezifische Acts

Allerdings bezeichnet De Tender die «gezielten Kampagnen in den sozialen Medien gegen einige unserer teilnehmenden Künstler» als «inakzeptabel und völlig unfair, da die Künstler keinen Einfluss auf diese Entscheidung haben». Der Beschluss, den israelischen Sender KAN am ESC teilnehmen zu lassen, liege allein in der Verantwortung der EBU und der Mitgliedsanstalten. 

Die ESC-Verantwortlichen haben auf ihrer Webseite extra zu diesem Thema eine spezielle «Fragen & Antworten»-Sektion eingerichtet. Dort wird festgehalten, dass am ESC nicht die Länder selbst am ESC teilnehmen, sondern die Rundfunkanstalten. Auch wird erklärt, wieso sich die Situation nicht mit derer Russlands im Jahr 2022 vergleichen lasse. Damals wurde Russland nach dem Angriff auf die Ukraine und dem Verstoss gegen verschiedene Regeln der EBU vom Contest ausgeschlossen.

SRG verweist auf EBU

Wie die Schweizer ESC-Hoffnung Nemo (24, «The Code») die Sache wahrnimmt, ist nicht bekannt. Das Bieler Gesangstalent forderte in einem gemeinsamen Statement mit anderen ESC-Acts eine Waffenruhe im Gazastreifen. Darüber hinaus wolle Nemo keine Auskunft geben, heisst es von SRF. 

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Bei der SRG seien schon «zahlreiche Anfragen bezüglich der Teilnahme Israels» eingetroffen, sagt Pressesprecher Edi Estermann. Man sei hierfür allerdings nicht die richtige Anlaufstelle, das sei die EBU. «Die Leitungsgremien der EBU haben die Teilnehmerliste für den Wettbewerb 2024 geprüft. Der israelische öffentlich-rechtliche Sender KAN erfüllt alle Wettbewerbsregeln und kann im Mai in Malmö teilnehmen», hält Estermann fest. Und stellt klar: «Die SRG wird als Mitglied der EBU den Wettbewerb übertragen.»

ESC soll so unpolitisch wie möglich bleiben

Derweil stellt man sich in Malmö auf die hohen Sicherheitsvorkehrungen ein. «Die diesjährige Ausgabe wird aufgrund des israelischen Krieges in Gaza und der humanitären Lage dort die politisch umstrittenste sein, die es je gab», sagt Magnus Ranstorp, Terrorexperte an der Führungsakademie der Schwedischen Gesamtverteidigung gegenüber «The Guardian». Berichten zufolge wurden DJs von Events auf öffentlichen Plätzen angehalten, keine israelischen ESC-Beiträge zu spielen. Mehrere fürs Rahmenprogramm auf den öffentlichen Bühnen angekündigte Acts sagten ihre Teilnahme aus Solidarität für Gaza mittlerweile wieder ab.

Für Martin Österdahl, den Executive Supervisor des ESC sei es das oberste Gebot, dass der ESC eine «unpolitische Veranstaltung», bleibe. «Wir verstehen, dass die Menschen besorgt sind, aber letztendlich ist dies eine Musikshow, eine Unterhaltungsshow für die ganze Familie, und wir sollten uns darauf konzentrieren», sagt er. «Wir sind nicht die Arena, um einen Nahostkonflikt zu lösen.»

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