270 neue Meldungen! Aufklärung der SRG-Belästigungs-Affäre verzögert sich
Gutachter von Hinweisen überrollt

Die Aufklärung der Belästigungsfälle im Westschweizer und Tessiner Fernsehen verzögert sich um Monate, weil die Gutachter viele weitere Meldungen prüfen müssen.
Publiziert: 14.02.2021 um 01:12 Uhr
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Aktualisiert: 16.04.2021 um 18:21 Uhr
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SRG-Generaldirektor Gilles Marchand steht seit der Affäre unter Druck.
Foto: keystone-sda.ch
Reza Rafi

Die Affäre stürzte den Service public in eine tiefe Krise: Beim Westschweizer Fernsehen waren im Herbst massive Anschuldigungen gegen den legendären Anchor Darius (54) und weitere Mitarbeiter laut geworden.

Die SRG gab Anfang November insgesamt drei externe Untersuchungen in Auftrag: Eine zu den Belästigungs- und Mobbingvorwürfen gegen Rochebin und andere RTS-Leute. Eine zweite zur Verantwortungskette bei RTS und eine dritte zu den Instrumenten, die den SRG-Mitarbeitenden zur Verfügung stehen, um Verstösse gegen die persönliche Integrität oder andere Rechtsgüter zu melden.

Was wusste SRG-Direktor Marchand?

Die Angelegenheit setzt auch SRG-Generaldirektor Gilles Marchand (58) unter Druck: Was wusste er als damaliger Chef der Öffentlich-Rechtlichen in der Romandie von den Mobbing- und Sexismusvorwürfen im Haus? Sein Schicksal hängt wesentlich von den Untersuchungsergebnissen ab. In diesen Wochen hätten sie vorliegen sollen.

Doch die Sache zieht sich in die Länge: Der Verwaltungsrat der SRG rechnet neuerdings damit, dass die Berichte erst zwischen Anfang und Mitte April bereit sind. Dies erfuhren SRG-Mitarbeitende am Mittwoch intern. Die Experten hätten mehr Zeit erbeten, um die Untersuchungen sorgfältig durchzuführen und die Berichte zu erstellen.

Die Untersuchungen brauchen mehr Zeit

Laut SRG-Mediensprecher Edi Estermann liegt das daran, dass bei der eingerichteten Whistleblower-Hotline, die für die RTS-Mitarbeitenden bis am 15. Januar 2021 geöffnet war, weitere Hinweise eingegangen sind. «Etwa 230 Personen mit diversen Anliegen» hätten sich gemeldet. Die Aufarbeitung der teilweise anonymen Mitteilungen nehme entsprechend viel Zeit in Anspruch.

Zudem hätten auch jene externen Anwälte, die mutmassliche Vorfälle in der RSI abklären, einen Aufschub erbeten. Dort sind 40 zusätzliche Meldungen eingegangen. Die Tessiner Resultate werden laut Estermann im zweiten Quartal 2021 erwartet.

«Alle Untersuchungen kommen gut voran, sind aber komplex und erfordern mehr Zeit als ursprünglich angenommen», so Estermann. «Wir lassen die Experten ihre Arbeit machen – ruhig, gründlich und sorgfältig.»

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