«Tatort»-Star hilft Mensch mit Pferden
Daniel Bill wird zum Schweizer «Pferdeflüsterer»

Ein bisschen wie Robert Redford bringt Daniel Bill Mensch und Ross zusammen. Aus dem Verhalten der Tiere liest er die Probleme der bei ihm Hilfesuchenden.
Publiziert: 25.07.2021 um 17:02 Uhr
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Innige Liebe: Daniel Bill mit Stute Contessa.
Foto: Stefan Graf
Peter Padrutt

So mancher erinnert sich, wie sich Tom Booker (gespielt von Robert Redford, 84) im Spielfilm «Der Pferdeflüsterer» in die Psyche von Pferden hineinversetzte – und so der 13-jährigen Grace (Scarlett Johansson) und ihrem Pilgrim half, wieder Vertrauen zueinander zu finden. Besonders ergreifend war dabei wohl, dass auch der Wallach dem Mädchen schliesslich über seine psychischen Probleme hinweghalf.

Auch der Schweizer Schauspieler Daniel Bill (58), bekannt aus «Tatort» und «Der Bestatter» sowie als Kraftbündel in Karls' Kühne Gassenschau, hat diese Fähigkeit an den sensiblen Tieren entdeckt. «Pferde spüren, was sich in der Seele eines Menschen verbirgt», sagt er. «Sie können uns helfen und zeigen das in ihrem Verhalten.»

Pferde fühlen die Probleme der Menschen

Derzeit absolviert Bill in Ossingen ZH eine Ausbildung zum «Pferdeunterstützten Coach». Im Zusammenspiel von Pferd und Therapeut können Menschen lernen, neue Lebenskraft zu schöpfen. «Pferde widerspiegeln, was sich unter Oberflächen verbirgt», erklärt er. Die Tiere würden das durch Körperhaltung und Ausdruck zeigen – je nachdem, wie sie die Ohren, Nüstern oder den Schweif bewegen oder mit den Hufen auf den Boden stampfen. Gemeinsam wird dann nach Lösungen gesucht.

Der Schauspieler hat seine Liebe zu Pferden vor zwei Jahren entdeckt. Damals zog er mit seiner Frau und den vier Kindern von Wangen SZ in den Kanton Aargau, in ein schmuckes Landhaus mit viel Umschwung. Dort leben Pferde, Ponys – und ein ganzer Streichelzoo. Darunter ist auch Warmblutstute Contessa (16), «ein Pferd zum Verlieben». Sie zieht er bei, wenn er Leute behandelt.

Pferde halfen auch Bill aus der Krise

Auch Daniel Bills Frau Marlène (37), eine erfolgreiche Springreiterin, hat sich zur heilpädagogischen Reittherapeutin ausbilden lassen. Sie arbeitet vor allem mit verhaltensauffälligen Kindern. «Im Gegensatz zu meinen Therapien sitzen bei ihr die kleinen Patienten auf den Pferden», so er. Bei ernsthaften Erkrankungen empfiehlt Bill immer, zusätzlich medizinischen Rat einzuholen.

Auch er selber habe aus der Stärke der feinfühligen Tiere Kraft schöpfen können. «Ich steckte während der Pandemie wie viele andere in einer Krise. Die Pferde gaben mir mein Urvertrauen zurück.»

Und so geht er jetzt gestärkt zurück auf die Bühne. Im November spielt er im Märchen «Urmel aus dem Eis» im Zürcher Theater am Hechtplatz mit. Und für Anfang Jahr ist der Schwank «Knopf im Ohr» mit Erich Vock (59) geplant. Auch die Arbeit mit Pferden wird seine Leidenschaft bleiben, ist sich Daniel Bill sicher. «Die Sanftheit dieser grossen, starken Tiere ist einfach unbeschreiblich.»

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