«Ich verlor den Geschmackssinn»
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Anton Mosimann hatte Corona:«Ich verlor den Geschmackssinn»

Solothurner Starkoch Anton Mosimann (73) hatte Corona
«Ich verlor den Geschmackssinn»

Er hatte weder Fieber noch Atembeschwerden. Deshalb wurde der in London lebende Solothurner Starkoch Anton Mosimann trotz massiver Beschwerden nicht auf Covid-19 getestet.
Publiziert: 21.08.2020 um 23:10 Uhr
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Aktualisiert: 22.12.2020 um 09:35 Uhr
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Der Solothurner Starkoch Anton Mosimann überlebte Covid-19.
Foto: Thomas Meier
Flavia Schlittler (Text), Thomas Meier (Fotos)

Für einen Koch geht die Liebe nicht nur durch den Magen, sondern vorwiegend durch den Mund und die Nase. Wie riecht der Bund frischer Petersilie, welche Zutat fehlt noch bei der Sauce? Wenn dies nicht mehr möglich ist, ist es nur noch eins: Horror. Genau das ist Anton Mosimann (73) passiert. Der Lieblingskoch von Queen Elizabeth II. (94) litt am Coronavirus. «Ich verlor den Geschmackssinn», erzählt er BLICK exklusiv.

Begonnen hat alles nach einem Frühstücks-Meeting am 10. März in London mit zehn Personen. «Drei Tage danach bekam ich ganz starke Muskelschmerzen, die täglich schlimmer wurden. Ich verlor meinen Appetit und war unglaublich müde», erzählt der Solothurner.

Statt sieben Stunden Schlaf brauchte Anton Mosimann 16 Stunden täglich

Und doch – so das Ritual von ihm und seiner Gattin Kathrin (75) – gingen sie jeden Morgen in den nahe gelegenen Hyde Park in London, spazierten eine Stunde lang, machten ihre täglichen Gymnastikübungen. Für gewöhnlich joggt das Paar durch den Park, doch dafür war der Spitzenkoch zu müde. «Die Müdigkeit wurde immer drastischer. Normalerweise brauche ich nur sieben Stunden Schlaf pro Nacht. Daraus wurden 16 Stunden am Tag.»

Mosimann holte sich Rat bei seinem Arzt. «Er sagte mir, solange ich kein Fieber hätte und keine Atembeschwerden, könne bei mir kein Test durchgeführt werden. Ich solle einfach aufpassen und alles gemächlich angehen.» Mosimann betont, dass Spitäler, Kliniken und die Ärzteschaft in London zu der Zeit komplett überbelastet waren. Nur wer die typischen Merkmale einer Corona-Erkrankung aufwies, wurde darauf getestet.

Unter die Leute mischte sich das Ehepaar nicht mehr, trug draussen Masken

«Ich hatte schon die Vermutung, dass ich Corona-positiv bin, doch ich wusste es eben nicht. Entsprechend sind meine Frau und ich nicht mehr unter die Leute gegangen, nur mit Masken nach draussen, wenn es um den Gang zur Apotheke ging oder für kleinere Einkäufe.» Zu mehr hätte er auch die Kraft nicht gehabt.

«Mein Doktor riet mir, sehr viel Wasser zu trinken und Vitamin D3 zu mir zu nehmen. Sonstige Medikamente nahm ich nicht ein. Ich habe gesund und einfach gegessen.»

Ist der Geschmackssinn für immer verloren?

Die Angst, dass er seinen Geschmackssinn für immer verlieren würde, war da. «Ich bin zum Glück ein positiv denkender Mensch, und dank meiner jahrzehntelangen Erfahrung als Koch weiss ich, wie Kräuter riechen und schmecken, wenn sie so oder anders aussehen. Aber klar, der Gedanke daran, dass mein Geschmackssinn vielleicht nie mehr zurückkehrt, war furchtbar.»

Erst Anfang Juni konnte der Chefkoch sich testen lassen. «Nach 24 Stunden bekam ich Bescheid, ich sei Corona-positiv getestet worden und sei nun zugleich immun dagegen.» Dies sei für ihn eine grosse Beruhigung gewesen. Eine Corona-App habe er nicht, registrieren lassen musste er sich auch nicht. «Ich habe lediglich ein Schreiben gekriegt. Ohne Aufforderung, etwas unternehmen zu müssen, da ich ja nun immun bin.»

Erstaunlicherweise sei der Corona-Test bei seiner Ehefrau negativ ausgefallen. «Keine Ahnung, wie dies möglich war. Wir verbrachten 24 Stunden miteinander. Sie hatte grosse Angst um mich, hat sich rührend darum gekümmert, dass es mir gut geht und dass ich meine Ruhe habe. Wir haben viel miteinander diskutiert, natürlich auch über unsere Ängste wegen des Virus gesprochen. Zusammen haben wir meinen Zustand durchgeseucht.»

Langsam hat er die verlorenen Kilo wieder drauf

Er würde sich täglich ein bisschen besser erholen. «Der Geschmackssinn ist etwa zu 90 Prozent zurück, Gott sei Dank. Mein Verlangen nach Schlaf reduziert sich auch Schritt für Schritt auf ein normales Mass. Und die durch meine Appetitlosigkeit verlorenen viereinhalb Kilo kommen auch langsam wieder dazu.»

Noch oft denkt er an diesen schlimmen Monat zurück, in dem kein einziger Tag so war, wie er es aus den letzten Jahrzehnten kannte. Vier Wochen lang nur Schmerzen, Schlafen, Appetitlosigkeit und den Verlust des Geschmackssinns. Und immer auch die Angst, dass er und seine Frau vom Alter her zur Corona-Risikogruppe gehören.

«Ich denke schon, dass mein seit Jahren gesunder Lebensstil punkto Ernährung und Bewegung den Heilungsprozess beschleunigt hat. Glaube aber auch, dass ich das Coronavirus so gut überstanden habe, hat auch viel mit Glück zu tun.»


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