Ihr Schrei ging Emil Steinberger (87) durch Mark und Bein: «Es war herzzerreissend, dann rief Niccel nur noch nach 144, also der Notfallnummer.» Zwei Wochen ist es seit dem Unglück im Atelier des Künstlerpaars in Basel nun her.
Es war gegen Abend, die beiden hatten gerade alles fertig vorbereitet für Niccels Ausstellung mit ihren gezeichneten Selbstporträts «Selfies» im KKLB Beromünster. «Ich war stolz, dass ich so gut im Zeitplan war, und habe mich auf einen gemütlichen Abend daheim gefreut. Da ist es passiert.» Die Künstlerin rutscht auf einem Fussabstreifer aus und will noch mit dem rechten Arm den Sturz auffangen. «Es war ein furchtbarer Moment. Als ich es knacken hörte, wusste ich, was geschehen war.» Als sie instinktiv ihren Arm nach vorne zieht, sieht sie ihr gebrochenes Handgelenk. «Es hat ausgesehen wie Treppenstufen.»
Ihren Schmerz mitanzusehen, war das Schlimmste
Für Emil war es das Schlimmste, den Schmerz seiner geliebten Frau mitansehen zu müssen: «Es tut weh, wenn man danebensteht und nichts tun kann, um zu helfen.» Zum Glück waren die Rettungskräfte schnell da. «Die Sanitäter haben uns wunderbar betreut und in den Notfall gebracht.» Operiert hat am nächsten Morgen ein Spezialist, drei Stunden dauerte der Eingriff für den doppelten Bruch: an Handgelenk und Ellbogen.
Nach einer Woche im Krankenhaus durfte Niccel wieder nach Hause. Dort kümmert sich Emil liebevoll um seine Frau. «Ich hatte schon viele Berufe, aber Krankenpfleger war ich noch nie», scherzt er. Das Kochen und den Haushalt übernimmt vorläufig er, und mit seinem Humor lenkt er seine Frau von den Schmerzen ab. «Es ist mein erster Bruch, ich hätte nie gedacht, dass es so lange wehtut», so Niccel.
Wertvoll, füreinander da zu sein
Für die umtriebige Künstlerin ist das Schwierigste aber, dass sie in ihrer Bewegung eingeschränkt ist. Still sitzen, das ist nicht ihr Ding. «Ich kann weder schreiben, zeichnen noch malen.» Zum Glück ist Niccel flexibel, sie malt auch mit der linken Hand. Jetzt geht es Schritt für Schritt zurück in die Normalität, mit Physiotherapie, Geduld und der Fürsorge ihres Mannes. «Tiefer kann unsere Liebe nicht werden, aber man spürt in solchen Zeiten, wie wertvoll es ist, füreinander da zu sein.»
Bis Niccel ihre Hand wieder ganz einsetzen kann, wird es fast Weihnachten. «Dann kann ich den Baum schmücken – aber ohne von der Leiter zu fallen», so die Künstlerin mit Galgenhumor.
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