Emil über Niccel
Meine Niccel hat aus Nicole eine Niccel gemacht. Die aggressive Betonung auf «-cole» gefiel ihr nicht. Auch im Alltag mag sie laute Worte nicht.
Meine Eltern nannten mich «Triibhuuspflänzli» und meinten, man könne mich in der Rekrutenschule kaum gebrauchen, waren dann aber stolz, dass ich als Offizier nach Hause kam. So ähnlich erging es mir mit Niccel. Ich wusste nicht, was für ein Mensch hinter diesem Namen steckt. Sicher eine liebe Frau. Vielleicht geht es Ihnen auch so, dass Sie kaum erraten können, was für eine Person diese «Niccel» (ausgesprochen wie «Gucci») ist.
Natürlich ist sie lieb, sogar unbegrenzt.
Die 20 Jahre, die wir nun verheiratet sind, waren für mich die reinste Entdeckungsreise. Irgendwann nannte ich sie nur noch «Wundertüte». Auf so vielen Gebieten wusste sie, wie Probleme zu lösen sind, und öffnete uns immer wieder neue Türen. Gleichzeitig offenbarte sie ihre vielen Talente im organisatorischen, musikalischen, gestalterischen, technischen, zeichnerischen, sprachlichen und digitalen Bereich, auch in Bezug auf Filme und Filmschnitt … All das begleitet von einer unbegrenzten, verspielten Fantasie. Ich behaupte auch, dass sie ein enormes Gedächtnis hat.
Immer wieder hören wir Leute sagen: «Kein Wunder, dass Emil so jung geblieben ist, er hat ja eine junge Frau.» Wir widersprechen diesem Klischee jeweils vehement. Es ist nicht der Altersunterschied, der mich irgendwie jung oder aktiv gehalten hat. Auch nicht eine jüngere Frau, die mich ständig antreibt. Der Altersunterschied war zwischen Niccel und mir nie ein Thema. Wir vergessen diese 32 Jahre einfach, denn es gibt so unglaublich viel, was uns vereint und uns beiden Freude bereitet.
Was ich an meiner Frau besonders schätze: dass ihre faszinierenden, besonderen, unerwarteten, perfekten Leistungen auf so vielen Gebieten immer begleitet sind von einer alles in Liebe einhüllenden Atmosphäre.
Jetzt wissen Sie, was für ein Mensch hinter «Niccel» steckt.
Mit lieben Grüssen
Emil
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Niccel über Emil
Dieser Emil,
was für ein Mann! In so einen Mann muss man sich einfach verlieben!
Er begleitet mich seit 20 Jahren als Ehemann, seit 23 Jahren als Lebenspartner, seit 33 Jahren als Brieffreund … Aber alles begann vor 45 Jahren, als sich unsere siebenköpfige Familie glücklich vor dem Fernseher versammelte, wenn «Emil» lief. Da lagen fünf Kinder bäuchlings vor dem Fernseher und lachten mit ihren Eltern über die wunderbaren Sketche dieses urkomischen Schweizers.
Im Alter von 15 Jahren besuchte ich den Circus Roncalli, der gerade mit dem Programm «Die Reise zum Regenbogen» gestartet war. Wie ein Blitz schlug es bei mir ein, und ich wusste, was ich werden wollte: Clown! Was ich damals nicht wusste: dass Emil bei diesem Programm Regie geführt hatte. Fünf Jahre später schrieb ich meinen ersten Brief an ihn und fragte um Rat, wo ich mich am besten zum Clown ausbilden lassen könnte.
Zehn Jahre pflegten wir diese Brieffreundschaft. Dann kam mein 30. Geburtstag, den ich mit meiner Mutter ganz speziell in New York feiern wollte. Zufällig lebte Emil zu dieser Zeit in New York und sorgte dafür, dass wir eine unvergesslich kulturreiche Woche geniessen konnten.
An meinem 30. Geburtstag fragte er mich: «Und, was willst du jetzt mit deinen nächsten 30 Jahren machen?» Ich wusste keine Antwort. Da hielt er mir eine Standpauke, dass ich doch nicht so planlos in meine Zukunft blicken könne. Was wäre wohl gewesen, wenn ich gesagt hätte: «Ich möchte die nächsten 30 Jahre mit dir verbringen!»
Ein Jahr später rief er mich an: «Hat es dir in New York gefallen?» Ja, natürlich. Also sollte ich wiederkommen. So sass ich an meinem 31. Geburtstag im Flieger nach New York … und drei Jahre später heirateten wir im Big Apple.
Emil ist für mich der bewundernswerteste Mann, dem ich in meinem Leben begegnet bin. Manchmal glaube ich nicht, dass er ein Mann seiner Generation ist. Er ist so modern, dass junge Männer sich von ihm zum Beispiel in Sachen Gleichberechtigung eine Scheibe abschneiden könnten. Er ist ein Mann, der sich auch für Frauen und das, was sie machen, interessiert und es würdigt. Er ist extrem neugierig. Liest alles Lesbare in greifbarer Nähe, interessiert sich für alles, was auf der Welt passiert, aber auch für die Menschen. Schenkt ihnen sein Ohr und sein Feingefühl, sein Gespür für Träume und Ängste. Macht Menschen aller Generationen und Nationen glücklich und bringt sowohl Vierjährige wie auch 90-Jährige zum Lachen, auf eine Art, die nie verletzend ist, sondern uns immer das Allgemeinmenschliche vor Augen führt. Verrückt, dass Menschen mit fast 100 Jahren Altersunterschied über ein und denselben Emil lachen! Grossartig, dass Menschen aus China wie aus Marokko, Italien und anderen Nationen über seine Sketche lachen – und das seit Jahrzehnten.
«Frieden schaffen ohne Waffen!», rief ich als Jugendliche in den 80er-Jahren. Heute würde ich am liebsten rufen: «Frieden schaffen nur mit Lachen!» – und unseren Emil für den Friedensnobelpreis vorschlagen.
Aber auch das macht ihn aus, den lieben Emil, dass er trotz aller Erfolge immer am Boden geblieben ist, immer bescheiden, nie übergeschnappt. Einer zum Anfassen, der immer ein Lächeln oder einen netten Gruss zurückgibt.
Verständlich, dass man diesen Mann lieben muss.
Von Herzen, Niccel