SonntagsBlick: Sie sehen gut aus, Emil. Hält eine jüngere Frau jung?
Emil: Nein, das ist ein Klischee. Das Alter hat bei uns nie eine Rolle gespielt. Aber natürlich gibt es keine bessere Medizin, als im Alter aktiv und neugierig zu bleiben. Da kann eine Frau wie Niccel eine Inspiration sein. Wie man aber aussieht: Das ist ein persönliches Schicksal. Es gibt Leute, die gehen segeln oder klettern auf Berge, die bekommen früher eine Lederhaut. Ich hocke halt viel drinnen, weil ich gerne arbeite – das strapaziert die Haut weniger.
Niccel: Emil hat immer jünger ausgesehen, schon bevor er mit mir zusammen war. Auf alten Fotos sieht man das gut.
Emil: Ja, wenn ich mich mit 45 anschaue, da hatte ich ja ein
Milchgesicht (lacht). Ich habe ausgesehen wie ein Bubi.
Warum hat es nach dem ersten Date in New York ein Jahr gedauert, bis Sie Niccel noch einmal eingeladen haben?
Emil: Nun ja, damals habe ich mir durchaus Gedanken gemacht, ob ich nochmals eine Bindung eingehen möchte, weil ich doch «alt» war. Aber als sie dann zu mir nach New York gekommen ist, ging es schnell. Wir haben vom ersten Tag an miteinander harmoniert. Damals hatte ich in Manhattan nur eine 2-Zimmer-Wohnung, aber seit die Tür hinter uns zuging, gab es nie ein Problem, alles lief harmonisch, und das ist bis heute so geblieben.
Stimmt es, Niccel, dass Emil Sie damals in New York neu eingekleidet hat?
Niccel: Ja, das war ein wichtiger Wandel für mich. Bis dahin trug ich eher weite Kleider, immer flache Schuhe und benutzte keine Schminke. Ich wollte nicht so richtig eine Frau sein und hatte Mühe, das zu zeigen. Vielleicht, weil ich mit vier Brüdern aufgewachsen bin und sein wollte wie sie. Darum war diese Zeit in New York so wichtig für mich, es war eine Befreiung. Weit weg von daheim war das eine völlig neue Welt. Mir hat es Spass gemacht, diese Seite an mir zu entdecken, inzwischen ist es ganz normal, dass ich Lippenstift trage.
Wer kleidet heute wen ein?
NiccelWer kleidet heute wen ein?
: Wir gehen immer noch gerne zusammen shoppen, jetzt beraten wir uns gegenseitig. Aber Emil ist da sehr eigenständig, er braucht keine Frau, die ihm sagt, was er anziehen soll (lacht).
Was machen Sie zusammen, was allein?
Emil: Wir machen alles zusammen, also fast alles. Niccel hätte gerne, dass wir uns das Büro teilen, das ist das Einzige, was bei uns getrennt ist.
Niccel: Emil braucht beim Arbeiten einen gewissen Freiraum.
Emil: Zum Denken, ja, ich arbeite gerne konzentriert für mich. Niccel sucht eher mal den Austausch. Das kann sie auch, sie muss einfach 50 Meter zu mir rüberlaufen.
Gehen Sie nie allein mit Ihren Freundinnen aus?
Niccel: Nein. So separate Männer- und Frauenabende, das kennen wir nicht, das interessiert uns beide nicht.
Emil: Ich finde es eher komisch, wenn ich von Kollegen eingeladen werde, aber meine Frau nicht mitbringen darf. So unter Männern zusammen in der Beiz zu hocken, das hat mich auch nie interessiert, als ich jung war. Damals in der Kunstgewerbeschule bin ich lieber heim und habe gearbeitet, ich musste ja überleben.
Sie stehen sich sehr nahe. Was, wenn Emil einmal nicht mehr da ist?
Niccel: Darüber reden wir selbstverständlich, das ist kein Tabu. Aber es kann auch umgekehrt sein. Mein Bruder ist vor zehn Monaten an Krebs gestorben, er war erst 53. Man kann nie wissen, wer zuerst gehen muss. Wenn wir darüber reden, denken wir deshalb an beide Seiten.
Emil: Aber das ist kein Thema, das uns laufend beschäftigen würde.
Sie haben keine Kinder. Bereuen Sie das manchmal?
Niccel: Ich hätte gerne Kinder gehabt, am liebsten so drei oder vier. Aber für Emil war das kein Thema mehr, er hatte schon erwachsene Söhne. Das ist etwas, wo wir uns nicht einig geworden sind, und es war nicht ganz einfach für mich. Aber ich habe meinen Weg gefunden, und es gibt ja viele Menschen, die auch ohne Kinder glücklich sind. Ich stand damals vor der Wahl: glücklich mit Emil oder Kinder. Aber dafür die Beziehung aufgeben, das wollte ich nicht.
Gibt es noch Herzklopfen nach all den Jahren?
Niccel: Ja, bei mir also schon. Als mich Emil kürzlich am Bahnhof abgeholt hat – mir zerriss es fast das Herz, als ich ihn von weitem gesehen habe. Wow, das ist mein Mann, ich kann es gar nicht erwarten, ihm in die Arme zu fallen, dachte ich. Wir sind es überhaupt nicht gewohnt, auseinander zu sein. Darum war es ein spezieller Moment.
Wie lange waren Sie bis jetzt maximal getrennt?
Niccel: Zehn Tage, als mein Bruder im Sterben lag und ich ihn in Wien besucht habe. Das war die längste Pause, sonst sind wir immer zusammen.
Wer ist Emil ohne Niccel und umgekehrt?
Emil: Ohne Niccel hätte ich in den letzten zehn Jahren kaum auf der Bühne gestanden. Sie hat mich in allem unterstützt. Vermutlich wäre ich ohne Niccel immer noch in New York. Alleine sein hier in der Schweiz, das würde mir keinen Spass machen. Besonders wenn man berühmt ist, kann man ja nicht allein ausgehen. Dann schauen sie dich an und tuscheln, was das für ein armer Typ ist, so allein.
Niccel: Ich glaube, ohne Emil wäre ich nicht aus meiner damaligen Welt rausgekommen, oder sicher nicht so schnell. Dank Emil bin ich viel selbstbewusster geworden. Ich war sehr schüchtern und habe mich nicht getraut, vor den Leuten meine Meinung zu sagen. Da war Emil ein knallharter, aber guter Lehrer.
Emil Steinberger ist der erfolgreichste Kabarettist der Schweiz. Der Luzerner arbeitete vor seiner Bühnenkarriere als Postbeamter am Schalter. Aus seiner ersten Ehe und einer früheren Beziehung hat er zwei Söhne. Niccel stammt ursprünglich aus Deutschland, sie verliebte sich als 20-Jährige in Emil und schrieb ihm einen Brief. Erst zehn Jahre später wurde bei einem Treffen in New York aus den beiden ein Paar, 1999 heirateten sie dort. Seither begleitet die Lachtrainerin und Autorin Emil nicht nur als Ehefrau, sondern ist auch beruflich seine bessere Hälfte.
Emil Steinberger ist der erfolgreichste Kabarettist der Schweiz. Der Luzerner arbeitete vor seiner Bühnenkarriere als Postbeamter am Schalter. Aus seiner ersten Ehe und einer früheren Beziehung hat er zwei Söhne. Niccel stammt ursprünglich aus Deutschland, sie verliebte sich als 20-Jährige in Emil und schrieb ihm einen Brief. Erst zehn Jahre später wurde bei einem Treffen in New York aus den beiden ein Paar, 1999 heirateten sie dort. Seither begleitet die Lachtrainerin und Autorin Emil nicht nur als Ehefrau, sondern ist auch beruflich seine bessere Hälfte.