«Nach einer Vergewaltigung soll man Kleider nicht waschen»
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Yannik Zamboni zeigt Etikett:«Nach einer Vergewaltigung soll man Kleider nicht waschen»

Yannik Zamboni lanciert Etikett gegen sexuelle Übergriffe
«Kleider nach einem sexuellen Übergriff zu waschen, ist fatal»

Normalerweise sind im Etikett von Kleidungsstücken Anleitungen zum Waschen vorhanden. Nicht so bei der neuen Kollektion vom Schweizer Designer Yannik Zamboni. Der Grund ist ein ernster.
Publiziert: 15.09.2023 um 10:02 Uhr
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Aktualisiert: 15.09.2023 um 18:02 Uhr
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Yannik Zamboni lancierte diese Woche die neue «DNA»-Kollektion seines Labels Maison Blanche.

Starkes Statement gegen sexualisierte Gewalt: Yannik Zamboni (37) lancierte diese Woche mit der neuen «DNA»-Kollektion seines Labels Maison Blanche auch eine Waschetikette mit ungewöhnlichem Aufdruck. Statt Informationen, wie das Kleidungsstück gewaschen werden muss, steht darauf geschrieben: «Do not wash if you've just been sexually assaulted», zu Deutsch: «Nicht waschen, wenn du gerade einen sexuellen Übergriff erlebt hast».

«Die Idee entstand gemeinsam mit zwei Freundinnen», erzählt Zamboni im Interview mit Blick. «Beide hatten Fälle von sexuellem Missbrauch erlebt. Beide konnten nicht gerichtlich dagegen vorgehen, wegen Mangel an Beweisen.» Um Betroffenen sexualisierter Gewalt ein Bild zu geben, was nach einem solchen Angriff zu tun ist, lancierte er gemeinsam mit einer Agentur «Tags Against Crime», die Waschetiketten, die nun in seinen Kleidungsstücken vernäht sind.

Viele wollen sich und ihre Kleider waschen, doch das ist fatal

«Die Kleider nach einem sexuellen Übergriff zu waschen, ist fatal», sagt Yannik Zamboni, der im letzten Jahr die Show «Making The Cut» von Heidi Klum (50) gewann. Es sei zwar für viele Betroffene ein wichtiger Prozess, sich nach dem Erlebten zu duschen und eben die Kleidung zu waschen. «Damit sollte man warten und sich direkt mit der Polizei oder einer Gesundheitseinrichtung in Verbindung setzen.» Auf den Etiketten zu finden ist auch ein QR-Code, der zur Webseite von «Tags Against Crime» führt. Dort wird weiter geraten, das Beweismaterial in einem Papier- und nicht in einem Plastiksack zu lagern. Plastik würde die Spuren verwischen, so Zamboni.

Das Thema geht dem Basler Designer sehr nahe. «Hier geht es um Ungerechtigkeit. Und ich kenne viele Personen, die davon betroffen sind», sagt er. «Wenn ich höre, dass 97 Prozent aller Vergewaltiger auf freiem Fuss sind und nur 10 Prozent der Leidtragenden den Fall der Polizei melden, weiss ich: Es gibt noch viel zu tun.»

Er selbst sei von sexualisierter Gewalt verschont geblieben. «Als ich als junger Mann selbst als Model unterwegs war, hatten mich einige Menschen begrapscht. Aber ich war glücklicherweise immer selbstbewusst genug, mich zu wehren», sagt er. Er frage bei Models immer zuerst um Erlaubnis, wenn er etwas an der getragenen Kleidung richten muss.

Nicht-Wasch-Etikett bleibt Teil von Zambonis Kollektionen

Präsentiert wurde die neue Kollektion Zambonis Anfang Woche an der New York Fashion Week. Ein halbnacktes Model mit einer übergrossen Version des politischen Etiketts eröffnete die Show im Nachtclub The Box. Für Zamboni ist klar, dass er das Tag nicht zum letzten Mal in seine Mode integrieren will. «Es wird fortan immer Teil meiner Kollektionen sein», sagt er. «Das Thema bleibt leider weiter aktuell. Und ich will damit ein Zeichen setzen.»

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