Die Glattalp, ein idyllischer Flecken oberhalb von Muotathal SZ, ist das Zuhause von Christian Gwerder (41). Mit Ehefrau Ramona und den Kindern Lina (5) und Julia (2) lebt er im Sommer auf rund 1850 Metern über Meer und ist zusammen mit seinem Vater für 300 Rinder und 400 Schafe verantwortlich. Im Winter wohnt er unten im Tal und arbeitet als Zimmermann.
Bereits als Kind jodelte, juuzte und sang Christian Gwerder mit seiner Zwillingsschwester Franziska. Als 14-Jähriger stand er zum ersten Mal im Theater Muotathal auf der Bühne, wo er 20 Jahre lang mitwirkte. Auf Reisen mit seiner Partnerin kam er mit Musicals in Berührung. «Wir sahen in Australien ‹Ghost› und in New York ‹Der König der Löwen›. Ich verstand zwar kein Englisch, war aber so beeindruckt, dass ich das auch machen wollte», erzählt er. Am meisten faszinierte ihn, dass «man singen und tanzen und innert weniger Sekunden von einer ernsten Szene in eine lustige wechseln kann». Deshalb meldete er sich an der Musicalschule Samts in Adliswil ZH an.
Gwerders Dokumentarfilm läuft im Kino
Vier Jahre lang fährt er zwei- bis dreimal pro Woche nach Zürich. Oder, um es in Gwerders urchigem Muotathaler Dialekt auszudrücken: «Ich habe zuerst die Ziegen gemolken und bin dann nach Zürich ‹chlotteret›.» Zuerst habe er niemandem davon erzählt. «Da, wo ich aufgewachsen bin, geht es traditionell und urchig her. Da überlegt man sich schon, was die Leute wohl denken, wenn sie hören, dass man Gesangs- und Tanzunterricht nimmt.» Als er es nach zwei Jahren dann doch erzählt habe, seien die Reaktionen meist positiv gewesen. «Aber Kritiker gibt es immer.»
Dieser Artikel wurde erstmals in der «Glückspost» veröffentlicht. Mehr aus der Welt der Schweizer Prominenz, Royals und Sportstars erfährst du immer montags in unserem Gratis-Newsletter! Zur Anmeldung
Dieser Artikel wurde erstmals in der «Glückspost» veröffentlicht. Mehr aus der Welt der Schweizer Prominenz, Royals und Sportstars erfährst du immer montags in unserem Gratis-Newsletter! Zur Anmeldung
2022 schloss Gwerder die Schule ab. Als Abschlussarbeit drehte und produzierte er den Dokumentarfilm «Von der Alp auf die Musicalbühne», der zurzeit im Kino läuft. Mit dem Film will er zeigen, dass «man auch als Älpler Träume hat und diese verwirklichen kann». Andererseits werde Leuten vom Land oft mit Vorurteilen begegnet. «Aber längst nicht alle sind engstirnig und interessieren sich nur für das, was vor der eigenen Haustür passiert.»
Will auf die Bühne des Bernhard Theaters
Sein Vorbild ist Ruedi Walter (1916–1990). «Er war ein Original. Ich mag seine Bodenständigkeit.» Es erstaunt deshalb nicht, dass er als Traumrolle den Heiri aus «Die kleine Niederdorfoper» nennt. Ein weiteres Vorbild ist «Rocky», verkörpert von Sylvester Stallone (77). So sieht man im Film unter anderem, wie Gwerder zum Song «Eye of the Tiger» aus «Rocky III» Klimmzüge an einem Querbalken im Stall sowie Liegestützen auf drei Fingern und mit gekreuzten Beinen macht. «Die Hauptrolle im ‹Rocky›-Musical würde ich nicht ablehnen. Man muss sich ja hohe Ziele setzen», meint er und lacht. «Mein Traum ist, einmal mit Profis im Bernhard Theater auf der Bühne zu stehen», sagt Gwerder, der bereits in zwei Musicals mitwirken durfte. Das Alpleben will er aber nicht aufgeben. So kann er sich vorstellen, im Sommer auf der Glattalp zu leben und im Winter in Musicals mitzuwirken.