Man ist schwanger und wacht eines Morgens auf mit dem starken Drang, die Wohnung zu putzen, die Wände zu streichen, Ordnung in die Baby-Erstausstattung zu bringen ... Dann hat vermutlich der Nesttrieb eingesetzt. Wie Vogel-Mamas ihre Nester bauen, neigen auch Menschen dazu, für die Ankunft ihres Babys alles schön herzurichten.
Diese prominenten Mamas haben gerade Nesttrieb
Auch prominente Schwangere kennen den Nesttrieb. Gerade richtet die hochschwangere Christina Hänni (34) das Kinderzimmer für ihr erstes Baby mit Ehemann Luca Hänni (29) ein. Sie zeigt immer wieder in ihrer Instagram-Story, welche Neuanschaffungen sie für ihr Kind getätigt hat und über welche Geschenke sie sich besonders freut. Darunter sind eine faltbare Babybadewanne, ein Lauflernwagen in Wolkenform und gehäkelte Babyschuhe in sanften Pastelltönen.
Auch Tiziana Gulino (27) scheint mit ihren Vorbereitungen fürs Baby, das sie mit Ehefrau Dania erwartet, im Endspurt zu sein. Sie postete kürzlich ein Foto in ihrer Story, das einen Wäscheständer voller Babykleider zeigt.
Der Nesttrieb ist ein starker Urinstinkt
Der Nesttrieb ist kein erlerntes gesellschaftliches Phänomen, sondern ein Urinstinkt. Er treibt werdende Mütter an, das Zuhause für die Ankunft des Babys vorzubereiten und äussert sich meist durch folgende Auffälligkeiten:
Rückzug:
Mütter mit Nesttrieb halten sich gerne in den eigenen vier Wänden auf und nehmen nur noch selektiv Sozialkontakte ausserhalb der Familie wahr. Dieser Effekt wurde in einer Studie aus dem Jahr 2013 nachgewiesen. Offenbar wollen sie sich mental ganz auf das Wesentliche – die bevorstehende Geburt und das Kind – fokussieren.
Planen:
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Mütter in der Nesttriebphase ihre Geburt bis ins Detail zu planen versuchen. Dies dient der eigenen Beruhigung, jedoch lohnt es sich, dabei stets offenzubleiben für alles, was dann doch nicht wie geplant klappt. Nur sehr selten verlaufen Geburten genau so, wie Mütter es sich wünschen. Flexibilität und Offenheit für Ungeplantes helfen, sich lockerer auf das Ereignis der Geburt einlassen zu können.
Aufräumen & putzen:
Vielleicht spürt eine werdende Mutter instinktiv, dass sie in den ersten Wochen nach der Geburt nicht mehr so viel Zeit haben wird, um sich um Haushaltsangelegenheiten zu kümmern. Und selbst wenn ein zweiter Elternteil dies in der Anfangszeit mit Baby auffangen kann, setzt während des Nesttriebs der Drang ein, Ordnung und Sauberkeit im eigenen Zuhause auf ein Maximum zu trimmen.
Babyzimmer einrichten:
Während der Schwangerschaft ist die Vorstellung, dass bald ein weiterer Mensch zur Familie gehören wird, oft ein wenig surreal. Deswegen tun sich manche (aber nicht alle) Paare auch schwer damit, ein Kinderzimmer fürs Baby fertigzustellen. Spätestens wenn die Geburt kurz bevorsteht, übernimmt diese Aufgabe der natürliche Nesting-Instinkt der Mutter. Schwangere entwickeln trotz körperlicher Belastung im letzten Trimester oft besonders viel Energie, wenn es ums Wändestreichen und Möbelaufbauen fürs Kinderzimmer geht. Dafür verantwortlich ist der Anstieg des Schwangerschaftshormons Östrogen, welches im dritten Trimester seinen Höhepunkt erreicht. Es fördert die körperliche Aktivität und füllt mütterliche Batterien mit Energie.
Diese drei Gründe stecken hinter dem Nesttrieb
Viele Schwangere verspüren einmal während der Schwangerschaft den Wunsch, das Nest fürs Baby herzurichten. Doch obwohl das Phänomen ganz normal ist und häufig vorkommt, weiss man nicht genau, was dahinter steckt. Klar ist, dass der Instinkt meistens in den letzten Wochen der Schwangerschaft auftaucht.
Manche Forschende vermuten, dabei handle es sich um ein adaptives menschliches Verhalten zum Schutz des Neugeborenen, welches auf unsere evolutionären Wurzeln zurückzuführen ist. Wir sind also darauf programmiert, vor der Ankunft eines schutzlosen neuen Menschen die Kontrolle über dessen Umgebung zu übernehmen und bestmögliche Voraussetzungen zu schaffen. Die Medizin geht auch davon aus, dass hormonelle Veränderungen in der Schwangerschaft den Nesttrieb auslösen. Eine alternative Ursache ist die These, der Nesttrieb komme als Bewältigungsstrategie gegen Angst, Stress und Überforderung vor der Geburt zum Einsatz.
Bedeutet der Nesttrieb, dass die Geburt kurz bevorsteht?
Zwar taucht der Nestbautrieb bei schwangeren Frauen mehrheitlich im letzten Trimester der Schwangerschaft auf, jedoch kann dieser Instinkt auch früher einsetzen. Er ist also kein sicheres Zeichen dafür, dass die Wehen nächstens die Geburt einleiten.
So schön das Gefühl ist, das eigene Zuhause für die Ankunft eines Babys vorzubereiten: Schwangere Frauen sollten es trotz Energieschub nicht übertreiben mit körperlicher Anstrengung. Folgende Tipps helfen, dem natürlichen Instinkt auf gesunde Weise zu folgen:
Grenzen setzen:
Wenn ihr merkt, dass euer Nesttrieb euch nächtelang wach hält, weil ihr gar nicht aufhören könnt, zu putzen oder Möbel umzustellen – gönnt euch eine bewusste Pause! Schlaf ist wichtig. Ganz besonders vor der Geburt und der anstrengenden Neugeborenenzeit. Auch das Heben und umherrückend von schweren Möbeln sollten Schwangere aus gesundheitlichen Gründen lieber lassen.
Giftstoffe vermeiden:
Wer viel putzt und mit fabrikneuen Möbeln oder Stoffen hantiert, ist automatisch einer höheren Schadstoffbelastung ausgesetzt. Eine Studie des deutschen Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung zeigt, dass Ausdünstungen von Farben, Teppichen und neuen Möbeln bereits im Mutterleib negative Auswirkungen auf das Immunsystem eines Ungeborenen haben können. Bei Neuanschaffungen auf Schadstofffreiheit zu achten und möglichst Handschuhe zu tragen, minimiert das Risiko.
Gefühle wahrnehmen:
Fragt euch immer wieder selbst: Wie geht es mir gerade? Falls ihr feststellt, dass das Putzen und Aufräumen euch hilft, Sorgen oder Ängste bezüglich Geburt und Mutterschaft zu verdrängen, ist daran nichts auszusetzen. Redet jedoch unbedingt auch mit eurer Hebamme über eure Gefühle. Studien bestätigen, dass längst nicht alle Mamas automatisch nur Mutterglück empfinden, wenn sie an ihr Baby denken. Das ist normal und darüber zu sprechen, ist der erste Schritt, um nötigenfalls Hilfe aus dem Umfeld oder von Profis zu erhalten. Es hilft auch, während der Nesttriebphase nicht nur ans Baby, sondern auch an sich selbst zu denken. Gönnt euch einen Friseurbesuch oder eine Pediküre – oder kauft euch selbst etwas Schönes zum Anziehen, anstatt tausend Dinge fürs Baby anzuschaffen.
Geld im Auge behalten:
Hat der Algorithmus erst einmal begriffen, dass ein Baby unterwegs ist, kann man sich vor Werbeanzeigen in den sozialen Medien nicht mehr retten. Um das Familienbudget nicht durch unnötige Impulskäufe zu belasten, führt eine Liste mit Dingen, die ihr wirklich anschaffen wollt. Und versucht, euch daran zu orientieren.
Haben auch Väter einen Nesttrieb?
In verschiedenen Untersuchungen und Studien wurde festgestellt, dass der Testosteronspiegel bei werdenden Vätern während der Schwangerschaft ihrer Partnerin sinken kann, was zu einer Verringerung der Produktion männlicher Hormone führt. Dies kann dazu führen, dass Männer während dieser Zeit vermehrt emotionale Ausdrücke zeigen und intensivere Gefühle erleben. Obwohl werdende Väter keinen biologischen Nestbauinstinkt haben, ist es nachgewiesen, dass sie vermehrt Ängste und Unsicherheiten erleben können.
Über die Sorgen von werdenden Vätern hat kürzlich Ex-Bachelor Janosch Nietlispach (35) gesprochen. Lest mehr dazu im Artikel der Schweizer Illustrierten: «Janosch Nietlispach über Sorgen, Bindung und Beziehungsprüfung»