Emotionaler Abschied von Röbi Koller
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Letzte «Happy Day»-Sendung:Emotionaler Abschied von Röbi Koller

TV-Abschied nach 40 Jahren
Backstage beim letzten «Happy Day» mit Röbi Koller

Eine Ära geht zu Ende: Röbi Koller verabschiedet sich nach 40 Jahren Fernsehen mit einem letzten «Happy Day». Ein Abend der Superlative, was die Anzahl Überraschungen, die vergossenen Tränen und die Zuschauerzahlen betrifft.
Publiziert: 11.04.2025 um 21:06 Uhr
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Emotionale Momente hinter den Kulissen: Die technische Crew verkabelt Moderator Röbi Koller für die letzte Probe vor der Liveshow.
Foto: Joseph Khakshouri

Darum gehts

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Ruth Brüderlin
Ruth Brüderlin
Schweizer Illustrierte

Ist er weg? Das ist die häufigste Frage während der Proben zur letzten «Happy Day»-Sendung mit Röbi Koller (67). Ist die Luft rein, also Koller in seine Garderobe eskortiert, gehts generalstabsmässig ans Proben der geheimen Programmteile. In 86 Sendungen stand Röbi Koller bei unzähligen Menschen als Überraschung vor der Tür. Bei der Abschiedssendung ist er dran. Er weiss zwar, dass Verschiedenes geplant ist, aber nicht, was.

«Für mich bedeutete das, dass ich die Kontrolle abgeben musste», sagt Koller. Eine neue Erfahrung. Hinter seinem Rücken hat das Team Coup um Coup gestemmt. Nun gilt es, auf kleinste Details zu achten, damit nicht kurz vor dem Ziel etwas auffliegt.

«Ist das Fotobuch weggeräumt», erkundigt sich Produzentin Nicole Simmen (47). Sie ist über den Knopf im Ohr mit der Moderation verbunden und verantwortlich dafür, dass eine Sendung inhaltlich nach Plan läuft. Als kleines Ablenkungsmanöver neckt sie ihn: «Weisst du, was als Nächstes kommt?» Koller pariert eloquent: «Klar weiss ich das. Wir verschenken das rote Sofa, dann hole ich die Mutter aus dem Toggenburg, Sandra Studer setzt sich zu uns, und Zoë Më singt ihren ESC-Song.»

Sonnyboy mit Rampensau-Gen

Koller hat einen detaillierten Plan für dem Ablauf. Was dort aber nicht steht, ist der überraschende Einspieler: die Rückschau auf sein Radio- und TV-Schaffen der letzten 40 Jahre. Roger Schawinski (79) wird ihn «Sonnyboy» nennen, Mona Vetsch (49) ihm ein «Rampensau-Gen» attestieren und Nik Hartmann (52) erzählen, wie sie sich kennenlernten. Was Koller auch nicht weiss, ist, welcher Star ihm zu Ehren auftreten wird. Nicht sein Idol, so viel ist auch Bob-Dylan-Kenner Koller klar. Also stochert er auf gut Glück im Nebel: Helene Fischer? Nein! Dem Aufenthaltsort von «Mister X» gilt die zweithäufigste Frage: Ist er aus dem Haus? Nein, er harrt stundenlang in seiner Garderobe aus, nur wenige Meter entfernt.

Helene Fischer entpuppt sich als Stephan Eicher (64) und widmet ihm eine spezielle Version von Dylans «Don’t Think Twice, It’s All Right», einem von Kollers Lieblingssongs. Die zweite Strophe ist auf Berndeutsch: «Wohi s geit, weisch noni, Röbi», singt Eicher. Dank Kamerazoom ist zu sehen, dass Kollers linkes Auge verdächtig wässrig glänzt. Noch in der Generalprobe war Hektik aufgekommen. Das Kabel von Eichers Gitarre zum Mikrofon war defekt. Doch in der Liveshow klappt dann alles «wie am Schnüerli», wie Kiki Maeder (44) Tage später erleichtert sagt. «Ich ziehe meinen Hut, wie cool und professionell Röbi blieb trotz emotionalem Druck. Er ist einfach ein Showmaster.»

Artikel aus der «Schweizer Illustrierten»

Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.

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Er gibt den Gästen Sicherheit

Koller arbeitet – wie übrigens auch Nachfolger Nik Hartmann – ohne Moderationskarten, formuliert seine Ansagen und die Gespräche mit den Gästen frei. So ist ihnen seine volle Aufmerksamkeit sicher. «Er vermittelt Sicherheit, in seiner Gegenwart fühlt man sich einfach wohl», sagt Co-Moderatorin Maeder. Sie gehört seit 2012 zum «Happy Day»-Team, Produzentin Nicole Simmen sogar seit 18 Jahren. Ohne ein eingespieltes Team sei eine Sendung wie «Happy Day» nicht zu schaffen, sagt Simmen. «Ziel war, dass Röbi glücklich ist und sich gebührend verabschieden kann.» So erleichtert sei sie noch nach keinem «Happy Day» gewesen: «Es hätte mich grausam gefuchst, wäre eine Überraschung aufgeflogen.»

Mission «Happy Röbi» gelungen. Er sei wirklich glücklich, überwältigt und dankbar für die Wertschätzung, die er vom Team und vom Publikum bekommen habe, bestätigt Koller am Tag danach. «Es war unglaublich! Nicht in meinen kühnsten Träumen hätte ich so einen fulminanten Abschied erwartet.» Bei der Rückschau habe er selber gestaunt, was er schon alles gemacht habe – und wie lange manches her sei.

Sagenhafte 48 Prozent Marktanteil erreichte «Happy Day» am Samstag: 540'000 Zuschauer. Und jetzt ist Röbi Koller tatsächlich weg vom TV. Aber weiter beschäftigt. Es stehen an: Lesung in Aarau, Radio- und TV-Auftritte in Zürich, Dylan-Abend in Bern, Geburtstagsfeier der Tochter im Bündnerland – Kurzferien mit Ehefrau Esther Della Pietra in Braunwald und schliesslich Washington und New York. Dorthin fliegt Röbi Koller ganz allein für eine Woche.

Im Herbst übernimmt dann Nik Hartmann, von dem es heisst, er sei der perfekte Nachfolger. Wie Röbi National habe er die Fähigkeit, dass sich Leute in seiner Gegenwart wohlfühlen. «Ich fand die Abschiedssendung schön und würdevoll», sagt er. Besonders die Geschichten mit den Adoptierten, die ihre leiblichen Eltern trafen, sei ihm zu Herzen gegangen. «Genau das wünsche ich mir: dass das Publikum merkt, ‹Happy Day› geht weiter, wie es aufgehört hat: mit Menschen, denen wir einen Herzenswunsch erfüllen.»

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