Mehr als 50 Millionen Menschen haben das Entführungsdrama schon gesehen. Damit ist «Blood Red Sky» der erfolgreichste deutsche Film, der von Netflix je ausgestrahlt wurde. Mittendrin: der Zürcher Nader Ben-Abdallah (25). Er spielt Mohammed, einen unbescholtenen Passagier des entführten Flugzeugs. «Seit der Film läuft, werde ich von Fremden auf der Strasse bisweilen etwas länger angeguckt», sagt Ben-Abdallah lachend. «Daran musste ich mich erst gewöhnen.»
Der Jungschauspieler ist als Sohn einer Schweiz-Französin und eines Tunesiers in Zürich aufgewachsen. Schon während der Schule interessierte er sich für die Bühne. Mit einer Laiengruppe für Jugendliche trat er im Theater auf. Parallel machte er bei Orell Füssli eine Lehre als Buchhändler. «Bücher sind noch heute meine Leidenschaft», sagt er. «Bücherläden sind für mich Oasen des Friedens.»
Finanziell sicher durch die Corona-Krise
Nach einem Workshop erhielt Ben-Abdallah 2017 das Angebot, sich drei Jahre an der Schule für Schauspiel in Hamburg (D) auszubilden. Und danach bekam er prompt einen Zweijahresvertrag vom Staatstheater Karlsruhe. «Diese Festanstellung brachte mich glücklicherweise finanziell sicher durch die Corona-Krise», sagt er. «Das war für Schauspieler und andere Kulturschaffende in den letzten 18 Monaten nicht selbstverständlich.»
Für die Rolle in «Blood Red Sky» musste sich Ben-Abdallah einem Casting unterziehen. «Den Job habe ich sicherlich auch bekommen, weil ich nordafrikanisch aussehe», meint er. Regisseur Peter Thorwarth (50), der 16 Jahre lang an der Geschichte arbeitete, war aber von Anfang an auch von seinen schauspielerischen Fähigkeiten begeistert: «Ihm gönne ich den Erfolg des Films am meisten!»
«Zuerst bringe ich das Militär hinter mich»
Wie es für ihn weitergeht, weiss er noch nicht. Es seien einige spannende Projekte in der Mache. «Zuerst bringe ich aber das Militär hinter mich», sagt Ben-Abdallah, der zurzeit im Kanton Obwalden im WK ist. Danach gehe er zurück ans Theater in Karlsruhe. Berufliche Ambitionen hat er viele. «Ich träume von der Bösewichtsrolle in einem Bond-Film!» Eilig habe er es damit aber nicht. «Zu viel Verbissenheit ist in dieser Branche nicht gut.» Er sei vollkommen zufrieden, wenn es so weitergehe wie bisher.
Eines weiss Ben-Abdallah allerdings gewiss: Eines Tages will er wieder in der Schweiz leben. «Je länger ich weg bin, umso mehr schätze ich, was unser Land zu bieten hat.» Das habe unlängst auch seine Freundin aus Hamburg erfahren, als er ihr Zürich zeigte: «Staunend zeigte ich ihr jeden Brunnen und schwärmte vom reinen Wasser, das daraus sprudelt.» Lachend ergänzt er: «Ich glaube, sie dachte, ich sei in einer anderen Welt.»