Auf einen Blick
- Michael von der Heide und Willi Spiess backen Weihnachtsguetzli und teilen Adventsfreuden
- Von der Heide veröffentlicht erste Weihnachts-CD mit zwölf Songs verschiedener Genres
- 53-jähriger Sänger lässt Haare seit drei Jahren wachsen, inspiriert von Ozzy Osbourne
Die Aufgaben sind klar aufgeteilt: Michi knetet, Loschi schmückt. «Weil er grundsätzlich für alles Schöne zuständig ist», sagt Michael von der Heide (53) und verweist auf die perfekte Glasur der fertig gebackenen Zimtsterne. Sein langjähriger Partner, der Designer Willi Spiess (58) erinnert sich nicht mehr, wie er zum Spitznamen Loschi gekommen ist. Aber er werde «seit ewig» so gerufen. Und er kennt das Geheimnis, damit der Zuckerguss auf den Guetzli perfekt wird: «Einen Klacks Glasur in die Mitte setzen und dann mit einem Zahnstocher sorgfältig nach aussen in die Spitzen ziehen.»
Der Trick stammt von seiner Mutter Alice. Die Herstellung von Süssem gehört jedoch grundsätzlich in die Kompetenz von Michael. Der backt gern und mit Leidenschaft. Vor allem Kuchen.
Guetzle gehöre jedoch ebenso selbstverständlich zum Advent wie Weihnachtspullis von zwar fragwürdiger Eleganz, aber mit grossem Kuschelfaktor. Und nur das zähle. «Es ist eine Zeit voller Wärme», sagt der Sänger. «Wenn es draussen kalt ist und es früh dunkelt, ist Gemeinschaft und das Zusammensein mit Freunden um so wichtiger.»
Dabei gehe es allerdings weniger besinnlich zu als vielmehr laut, fröhlich und bunt, sagt er. Mehr «Disco-Advent» als «Stille Nacht» – und dennoch eine «Bsunderi Ziit», wie eines der Lieder auf von der Heides erster Weihnachts-CD heisst.
Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.
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«Noël Noël» enthält zwölf Songs und variiert zwischen Chanson, Jazz, Swing und Bossa nova. Einige Stücke erinnern gar an amerikanische Weihnachtsfilme aus den 1950er-Jahren. Er habe eine Platte machen wollen, die er auch gern selber zu Hause hören würde, sagt der Künstler.
«Ich mag aber auch unsere traditionellen Stücke oder schwedische Weihnachtsmusik.» Schwedisch und Englisch sind nicht auf der CD vertreten. Aber Französisch und Schweizerdeutsch, wie das Swing-Stück «Dini Liebi git mir warm» und – neben Eigenkompositionen – Klassiker in neuen Varianten. Etwa eine französische Easy-Listening-Version von George Michaels Weihnachtsdauerbrenner «Last Christmas».
Bei von der Heide heisst der Song «A Noël». Und statt an Schneeballschlachten wie im Original denkt man an Ohrensessel und Cheminéefeuer. Bereits Ende Oktober wurde die Singleauskopplung «Jour de Neige» veröffentlich. Auffällig im Video: Michaels lange Haare. «Ich lasse sie seit drei Jahren wachsen», bestätigt er und verrät seine Inspirationsquelle: Ozzy Osbourne. Der «Godfather of Heavy Metal», tatsächlich? «Ich sah ein Foto, auf dem er langes Haar, eine Brille mit dickem, schwarzem Rand und einen schwarzen Rollkragenpullover trug», sagt von der Heide. «Das sah cool aus, das wollte ich auch.»
Tannenzweige und Muttergottes
Neben stimmungsvoller Musik gehören für von der Heide kleine Lichtlein und grosse Dekorationen zum Advent. Die Ausschmückung ist unübersehbar: Auf dem Glastisch im Wohnzimmer thront etwas, das aussieht wie ein gigantisches Vogelnest aus Chromstahl. Vier dicke Kerzen identifizieren das elegante Objekt aber einwandfrei als Adventskranz.
«Sehr schön, aber von der Grösse her ein wahres Monstrum», gibt Willi Spiess zu. Er selbst hat ein Arrangement aus Tannenzweigen, Lichterketten und Glas-Elchen kreiert und das saisonale Prunkstück auf die Terrasse gestellt: eine Muttergottes mit Kind vor einem gigantischen Strauss Lilien, flankiert von grossen und kleinen Hirschen, Christbaumkugeln und farbigen Windlichtern. Dennoch: Musse und traute Zweisamkeit sind rar. «Advent ist halt auch die Zeit, in der ich oft unterwegs bin und auf der Bühne stehe», sagt von der Heide.
Ende Jahr ist für alle Künstler und Entertainer Hochsaison. Der Sänger ist aktuell mit der Konzertreihe «Nocturne» in der Deutschschweiz unterwegs und steht mehrere Abende pro Woche im Theater St. Gallen auf der Bühne. Dort spielt er die Rolle des unheimlichen Dieners Riff Raff in «The Rocky Horror Show». Trotzdem nehme er sich Zeit, den Advent zu geniessen, sagt von der Heide. «Vor allem mag ich die Stimmung, wenn ich nachts nach einem Auftritt nach Hause komme, das Dorf in der Dunkelheit liegt, nur noch einzelne Lichter in den Häusern brennen. Und ich weiss, dass Willi zu Hause auf mich wartet.»
Rahm für die Mailänderli?
An freien Abenden setzen sich die beiden gern auf ihre riesige Terrasse und geniessen ein Fondue. «Draussen, damit es nicht noch Tage in der Wohnung riecht.» Beim Guetzlibacken ist der Geruch definitiv kein Problem. Im Gegenteil. Mittlerweile ist auf dem Stubentisch eine ansehnliche Sammlung zart duftendes Gebäck zusammengekommen: Brunsli, Spitzbuebe und Zimtsterne sind parat.
Bei den Mailänderli gibt es noch Diskussionen: Würde ein Schuss Rahm im Eigelb der Glasur einen schönen Schimmer verleihen oder das Werk ruinieren?
Schliesslich spricht Willi ein Machtwort: kein Rahm. Einigkeit herrscht hingegen beim Grittibänz. Er ist unerwartet stark aufgegangen, hat einen kurzen Hals und wirkt sehr kompakt. Michael von der Heide tauft ihn spontan Wysel Gyr, nach dem legendären Ländlerpapst. Passt, findet auch Willi Spiess und hat keine Einwände.