Wo Stefanie Heinzmann (32) auch auftaucht: Sie sorgt mit ihrem Lachen für eine herzliche Stimmung. Dass die Walliser Frohnatur an diesem Punkt im Leben angekommen ist, ist für sie nicht selbstverständlich. «Das ist mit viel Arbeit verbunden», sagt sie im Interview mit Blick. Denn: Die Sängerin erlebte auch weniger schöne Zeiten.
Im Alter von 16 Jahren litt Heinzmann unter Selbstzweifeln. Ein Bandscheibenvorfall sorgte schliesslich dafür, dass ihr endgültig alles zu viel wurde. Als Ausgleich begann sie sich selbst mit Kratzern zu verletzen und driftete in eine Essstörung ab, bevor sie sich selbst in eine Kinderpsychiatrie einweisen liess. Auf die schwere Phase schaut die Sängerin heute aber mit positiven Gefühlen zurück: «Ich bin dankbar, dass ich das erlebt habe. Es kann nicht alles immer nur schön sein. Älter werden macht mir Spass und auch das Erlebte zu reflektieren. So kann man wachsen.»
Zweiter Bandscheibenvorfall am Abend des Durchbruchs
Ein nächster Schicksalsschlag erlebte Heinzmann am Abend ihres Sieges der Stefan-Raab-Castingshow «SSDSDSSWEMUGABRTLAD» im Jahr 2008: Dort erlitt sie einen zweiten Bandscheibenvorfall. «Ich war labil und unausgeglichen und landete in einer Spirale.» Eine Spirale, die sie auch heute noch immer wieder erlebt. «Das ist das Schwierige, wenn man seinen Job liebt. Man arbeitet gerne und viel und vergisst sich selbst dabei immer wieder.»
Für ihre neue Ausgeglichenheit hat Heinzmann einen fixen Plan: «Ich will kein Drama mehr in meinem Leben. Damit sind aber nicht Emotionen gemeint, denen lasse ich freien Lauf.» Um sich nicht in Dinge reinzusteigern, mache sie mehrmals am Tag Realitätschecks. Ein Ritual, das sie in Therapien gelernt habe. «Ich ging mehrere Jahre in die Psychotherapie. Heute interessiere ich mich für energetische Arbeit, Akupunktur und Hypnose. Ich glaube an Energien – und dass man dadurch sehr viel für sich lösen kann.»
Mit ihrer Glatze fühlt sich Heinzmann wohler denn je
Ihr neues Selbstbewusstsein spiegelt sich auch in der Frisur der Strahlefrau wider. Vor eineinhalb Jahren rasierte Heinzmann sich den Kopf kahl. «Das wollte ich schon seit meiner Jugend ausprobieren. Und da ich heute immer allen erzähle, man soll seine Pläne sofort umsetzen, habe ich den Schritt schliesslich gewagt.» Eine gute Freundin kam mit dem Trimmer vorbei und sorgte für Heinzmanns neue Lieblingsfrisur. «Ich dachte, ich lasse die Haare nachher wieder wachsen. Aber ich fühle mich mit meinem Millimeterschnitt wohler denn je. Es fühlt sich richtig an.»
Ruhe findet Heinzmann in ihrer Heimat. In Eyholz VS wohnt sie gemeinsam mit ihrem Partner in der ehemaligen Wohnung ihrer Grossmutter. «Dort verbrachte ich auch den Corona-Lockdown, wenn ich nicht gerade für Aufnahmen meines neuen Albums ‹Labyrinth› im Studio in Hamburg war. Es gibt definitiv Schlimmeres, als über längere Zeit im Wallis bleiben zu müssen», sagt sie mit einem Lachen. Während der Zeit habe sie gemerkt, wie wenig sie eigentlich fürs Leben brauche. «Und ich glaube, es hat allen gutgetan, sich eine Zeit mit sich selbst zu beschäftigen.»
Sie wünscht sich offener Umgang mit mentaler Gesundheit
Für die Zukunft wünscht sich Heinzmann einen offeneren Umgang mit der mentalen Gesundheit. «In dieser schnelllebigen Druckgesellschaft wollen alle ihre Probleme mit sich selbst lösen. Doch manchmal geht das nicht», meint sie. «Wenn man das Bein bricht, geht man ja schliesslich auch zum Arzt. Warum also nicht, wenn das Herz schmerzt?»
Stefanie Heinzmanns Album «Labyrinth» ist im Handel erhältlich.