«Letztes Jahr sind bei der Ombudsstelle insgesamt 836 Beschwerden eingegangen», sagt SRF TV-Chefredaktor Tristan Brenn (58) in der Sendung «Hallo SRF!». Das seien viel mehr als in den letzten Jahren. «Es stimmt: Die Zahlen sind massiv gestiegen», gibt er zu und illustriert den Anstieg an den Beschwerden aus dem Jahr 2013. Damals wurden gerade einmal 180 Reklamationen eingereicht, die die Ombudsstelle bearbeiten musste.
Tristan Brenn erklärt die Häufung so: «Dafür gibt es verschiedene Gründe. Corona, der Ukraine-Krieg, der Nahe Osten mit Israel und Gaza. Diese Themen polarisieren, sie wecken Emotionen», so der TV-Chefredaktor.
Ausserdem führe das Aufkommen von sogenannten alternativen Medien und radikalen Ansichten zu mehr Kritik und Eingaben bei der SRF-Ombudsstelle. Es würden sich ausserdem die Fälle häufen, wo über die sozialen Medien zu Beanstandungen aufgerufen werde.
Ist die SRF-Qualität schlechter geworden?
SRF stellt die Frage, die allen unter den Nägeln brennt, gleich selber: «Ist die Qualität von SRF schlechter geworden?» Die Antwort von Tristan Brenn fällt diplomatisch aus. «Ich möchte an dieser Stelle nicht die Qualität von SRF bewerten – das müssen unsere Nutzerinnen und Nutzer tun», sagt er. Man müsse bei den Beanstandungen berücksichtigen, wie viele tatsächlich von der Ombudsstelle gutgeheissen werden. «Von den 836 Beschwerden wurden nur 35 ganz oder teilweise unterstützt», so Tristan Brenn. Das seien lediglich fünf Prozent der Fälle.
Aus den Beschwerden wolle man bei SRF lernen, sagt Tristan Brenn. Und Beanstandungen seien ausserdem ein demokratisches Mittel, um sich bei SRF einzubringen. «So kann jeder und jede Einfluss auf unsere Arbeit nehmen», betont Brenn. Die Ombudsstelle habe derweil die Aufgabe, sicherzustellen, dass SRF die Standards einhalte und die Qualität verbessere.