SRF-Produzent Max Sieber erinnert sich bei Blick
So simpel ging es beim ESC-Finale 1989 in Lausanne zu

Ende Juni endet die Eingabefrist für die Städte um die ESC-Austragung 2025. Auch nach Céline Dions Sieg 1988 stand die Schweiz vor derselben Entscheidung. Lange sah Zürich mit dem Hallenstadion wie der sichere Sieger aus. Bis dann überraschend Lausanne ins Spiel kam.
Publiziert: 26.06.2024 um 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 26.06.2024 um 16:05 Uhr
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Céline Dion am 6. Mai 1989 beim damals noch «Concours Eurovision de la chanson» genannten ESC im Palais Beaulieu in Lausanne VD, flankiert vom Moderationspaar Lolita Morena und Jacques Deschenaux.
Foto: Keystone
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Jean-Claude GalliRedaktor People

Nach dem Sieg der kanadischen Sängerin Céline Dion (damals 20) 1988 in Dublin war die Schweiz vor derselben Frage wie heute: Welche Stadt darf den ESC nächstes Jahr ausrichten? Hinter Dions Siegerbeitrag «Ne partez pas sans moi» standen lauter Exponenten mit Zürich-Bezug: Urs Peter Keller (78) war ihr Manager und Verleger, Attila Şereftuğ (74) hatte die Musik geschrieben, Nella Martinetti (1946–2011) den Text.

Max Sieber (81), damaliger Regisseur und Produzent in der SRF-Unterhaltungsabteilung und späterer Unterhaltungschef, erinnert sich: «Wir gingen alle davon aus, dass der ESC in Zürich stattfinden würde, und es liefen bereits erste Vorbereitungsarbeiten. Dann erteilte der damalige TV-Direktor Ulrich Kündig jedoch als Geste ans Welschland ‹Radio Télévision Suisse› RTS den Zuschlag. Mit dem Argument, Dion habe schliesslich Französisch gesungen», so Sieber. «Wir waren völlig perplex und überrascht. Zumal die Westschweizer bis dato keine grossen Unterhaltungssendungen verantwortet hatten.»

Heidi, Panzer und Tells Geschoss

Entsprechend limitiert sei die Produktion vom 6. Mai 1989 im Palais de Beaulieu in Lausanne VD ausgefallen. In Erinnerung blieb der Vorfilm, in dem Dion mit einer aus mehreren Hundert Schülern ausgewählten Heidi-Darstellerin namens Cindy Aeschbach (damals 11) aus Morges VD durchs Land und ihre Sehenswürdigkeiten reiste. Eine Sequenz zeigte auch Panzer der Schweizer Armee, was nicht überall gleich gut ankam.

In der Auszählungspause sollte der 2017 bei einem Autounfall in Florida verstorbene Kunstschütze Guy Theron alias Guy Tell dann den berühmten Armbrustschuss nachstellen und mit einer komplizierten Tricknummer den Apfel auf seinem eigenen Kopf treffen. Doch der Pfeil verfehlte die Frucht und Theron musste das Projektil rasch von Hand hineinstecken. In der Zeitlupe zeigte man dem TV-Publikum die geglückte Version aus der Hauptprobe.

«An der Moderation lag es nicht, dass die Show nicht wirklich überzeugte», sagt Sieber. «Die sprachlich versierte Lolita Morena war sehr stark. Und ihr schwarzer Fächerkragen beeindruckend. Auch Jacques Deschenaux, der aus der RTS-Sportabteilung kam, machte seine Sache gut.»

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Nicht mehr vergleichbar

Sieber gibt aber auch zu bedenken, dass der ESC von früher nicht mit heute verglichen werden könne. «Damals war der ESC noch ein reiner Komponistenwettbewerb, die Interpreten wurden erst im Lauf der Jahre immer wichtiger. Heute zählt nur noch die gesamte Präsentation eines Songs.» 

Der Sieg ging an die jugoslawische Gruppe Riva mit «Rock Me». Die Schweiz nahm mit Furbaz und «Viver senza tei» teil und belegte Rang 13 von 22 Startern. Aufgrund von kontrovers diskutierten Beiträgen aus Frankreich und Israel mit 11- und 12-jährigen Interpreten erliess die Rundfunkunion nach dem ESC in Lausanne die neue Alterslimite von 16 Jahren, die bis heute gilt. 


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