In seinem Buch «Ich bin auch Jonathan» gibt Jonny Fischer (42) einen Einblick in seine traumatische Kindheit. Die Familie des Divertimento-Komikers war tiefgläubig und gehörte einer Freikirche an. Sein Vater gründete später sogar eine eigene Glaubensgemeinschaft, weil ihm andere nicht streng genug waren.
Psychische und physische Gewalt waren an der Tagesordnung. Im Teenageralter brach Jonny Fischer mit seinen Eltern. Versöhnte sich mit seinem Vater bis dessen Tod auch nicht mehr. Als Erwachsener suchte Fischer den Kontakt zu seiner Mutter und die beiden bauten wieder eine Beziehung auf.
«Wir geniessen es einfach»
Im Podcast «Parlez-vous Plü» von Maximilian Baumann (31) offenbart der Divertimento-Mann nun, dass Helen Fischer (81) im Sterben liegt. «Sie ist todkrank. Ihr letzter Wunsch war, noch einmal mit mir nach Hamburg in die Elb-Philarmonie zu gehen.» Es sei der erste Urlaub, den Mutter und Sohn seit 30 Jahren miteinander verbrachten, so der Moderator und fügt an: «Das war natürlich komisch und sie fragte, ob wir noch wegen des Buchs reden sollen. Aber ich habe gesagt: ‹Komm, das lassen wir. Ich möchte dir jetzt nicht Sachen vorhalten und du musst dich entschuldigen. Wir geniessen das doch einfach.›»
Ein schwieriger Schritt für einen Sohn, der von seinen Eltern Gewalt und Ausgrenzung erfahren hat. «Es war emotional keine einfache Reise und wir haben keine klassische Mutter-Sohn-Beziehung, wie ich sie bei Freunden sehe. Es fehlen zwischendrin 25 Jahre. Wichtige Jahre. Und an die vorher möchte ich nicht mehr zurückdenken», erzählt Jonny Fischer weiter.
Gedanke an den Tod der Mutter ist «komisch im Kopf»
Der Gedanke an den Tod seiner Mutter sei «komisch im Kopf», so Fischer und sagt weiter: «Ich habe von meiner Familie schon zweimal Abschied genommen. Einmal mit 15 und als ich mich geoutet habe. Ich habe meinen Eltern einen Abschiedsbrief geschrieben und gesagt, dass ich sie nie mehr sehe. Da habe ich monatelang geheult. Ich wusste, dass ich sie nicht mehr sehe, obwohl sie noch lebten und das ist noch brutaler, als wenn sie tot gewesen wären.»
Fischer und seine Mutter haben einige ganz heikle Themen verarbeiten können und die Beziehung sei besser als je zuvor in den letzten dreissig Jahren. Und doch geht der Divertimento-Mann mit dem Gedanken, seine Mutter ein erneutes Mal zu verlieren, gelassen um: «So nah sind wir uns dann doch nicht. Natürlich ist es schlimm, auch für meine Geschwister, aber meine Mutter ist alt und jetzt, mit dem Verlauf von der Krankheit ist es, glaube ich, auch für sie das Beste.»
«Immer, wenn es mir gut ging, grätschte er mir ins Leben»
Seinem Vater, Erich Fischer, habe Jonny Fischer vor dessen Tod trotz aller Grausamkeiten auch gedankt: «Er war auch weltoffen und kreativ. Er hatte gute Seiten.» Die Antwort sei enttäuschend gewesen und auch zu seiner Hochzeit mit dem Foodscout Michi Angehrn (33) liessen die Eltern sich nicht blicken. «Als wir auf der Hochzeitsreise waren, bekam ich Bescheid, dass mein Vater im Sterben liegt und sich wünscht, seinen letzten Sohn, der nicht nach Hause gekommen ist, also mich, noch einmal zu sehen.»
Das sei bezeichnend für seinen Vater gewesen, so Fischer weiter. «Immer, wenn es mir gut ging, grätschte er mir ins Leben.»
Jonny Fischer entschied sich damals für «Flitterwochen, Wein, Strand und Mann». Mit 38 Jahren sei dies das erste Mal gewesen, dass sich der Comedian für sich entschieden hat. Trotz Warnungen von aussen. «Viele meinten, dass ich das mal bereuen würde. Aber diese Entscheidung habe ich nie bereut.» (grb)
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