«Ein grosses Merci, Remo Largo!»
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Prominente über den Pädagogen:«Ein grosses Merci, Remo Largo!»

Schweizer Prominente erinnern sich an den verstorbenen Erziehungspapst
«Remo Largo war wie ein guter Freund»

Liebe statt Hiebe, Wertschätzung statt Leistungsdruck. Der bekannte Zürcher Pädagoge Remo Largo prägte seit den 90er-Jahren den Erziehungsstil. Auch den von Schweizer Persönlichkeiten, die sich dankbar an den verstorbenen Kinderarzt erinnern.
Publiziert: 14.11.2020 um 00:16 Uhr
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Buchautorin und Gartenexpertin Sabine Reber mit ihrer Tochter Jeanne Rose.
Foto: Zvg
Dominik Hug und Flavia Schlittler

Die Schweiz trauert um Remo Largo (1943–2020). Auch Prominente erzählen, wie sie vom bekannten Pädagogen geprägt wurden.

Musiker und Autor Chris von Rohr (69), Vater von Jewel (19)

«Die Kinder sind die Zukunft unserer Gesellschaft, und ein Land zeichnet sich dadurch aus, wie sie ihre Kinder und ihre Tiere behandelt. Remo Largo war einer, der das nicht nur begriff, sondern die Anliegen der Kinder immer wieder aktiv vertrat. Der Mann beeindruckte mich. Er hatte ein grosses Herz und scheute sich nicht, die Dinge, die schiefliefen, beim Namen zu nennen – was bekanntlich nicht nur Freunde schafft. So sagte er zu unserem reichen Land, das nach wie vor kaum Alternativschulen unterstützt, also keine wahrhaftige Schulvielfalt hat: ‹Die Schule ist mit Prüfungen und Noten zur Treibjagd verkommen, es braucht dringend mehr Alternativen.› Wie wahr! Auch stellte er sich dezidiert gegen den ganzen Frühförder-Wahnsinn und gegen überehrgeizige Eltern, die mit ihrer Zukunftspanik ihre Kinder quälten.

Druck und Strafe seien der falsche Weg, dieses so wichtige gesunde Selbstwertgefühl zu erlangen und im Leben zu bestehen. Die Grundlage des Gehorsams bei Kindern ist der Wunsch nach Bindung, was ihnen leider oft auf unachtsame grobe Art verweigert wird. Auch sein Bonmot, dass Gras nicht schneller wächst, wenn man daran zieht, hat mir gefallen. Kinder auf die Welt stellen kann jeder, sich ihnen aber aufmerksam zu widmen und sie zuverlässig zu begleiten, ist eine Herausforderung. Das braucht Zeit, Verständnis und viel Gefühl.

Die Ratschläge von Remo Largo waren mir eine grosse Hilfe, weil sie nicht nur Worte waren, sondern wertvolle Anregungen, die auch in der Praxis greifen. Seine Bücher zeigen, dass Kinder auch dann normal sind, wenn sie länger und wilder schreien, erst später laufen lernen oder sich sonst anders verhalten als andere Kinder. Jeder Mensch ist auf seine Art einmalig und wir Eltern sollten uns auf diese individuellen Eigenarten und Bedürfnisse einstellen.

Es ist die Toleranz oder die Intoleranz der Erwachsenen, die entscheidet, ob ein Kind normal ist oder nicht.

Remo Largo hat uns viel Wertvolles hinterlassen. Mögen seine Empfehlungen noch mehr gehört werden auf dieser Welt.»

TV-Star Nik Hartmann (48), Vater der Söhne Constantin (18), Frederik (15) und Melchior (11)

«Remo Largo war wie ein guter Freund, ohne dass wir uns je persönlich begegnet sind. Carla und ich haben seine Bücher gelesen. Seine Ideen sind für mich die Bestätigung des eigenen Denkens. Er hat uns Eltern Halt gegeben und immer wieder bestätigt, dass man auch mal falsche Entscheidungen treffen kann, ohne dass das Kind bleibende Schäden davonträgt, und dass es nicht Nobelpreisträger werden muss, um glücklich zu werden. Wie sollen Kinder den eigenen Weg finden, wenn die Eltern im Jungle der Leistungsgesellschaft vollends die Orientierung verloren haben? Remo Largo plädierte dafür, dass Kinder unter sich mehr lernen als von uns Erwachsenen, dass Rumhängen und Chillen genauso wichtig sind wie Büffeln. Und ich hoffe fest, dass wir auch weiterhin dran glauben, dass trotz digitalem Fortschritt der Mensch ein analog funktionierendes Wesen ist, das fühlt und nicht programmiert werden kann.»

Moderatorin Sandra Studer (51), Mutter von Gian (21), Lili (19), Nina (14) und Julia (12)

«Ich bin kein Fan von Ratgebern und habe mich in der Kindererziehung gerne auf meine Intuition oder die Erfahrung von Familie und Freunden verlassen. Aber Remo Largos Bücher waren stets ein guter Begleiter. Nicht zuletzt, weil er einem gezeigt hat, dass es kein absolutes Richtig oder Falsch gibt, dass Kinder ein eigenes Universum sind und es viele Variationen von ‹normal› gibt.»

Buchautorin und Gartenexpertin Sabine Reber (50), Mutter von Jeanne Rose (13)

«Ich bin Remo Largo sehr dankbar für seine Arbeit, ich habe viel gelernt aus seinen Büchern. Besonders ‹Babyjahre› war mir eine grosse Hilfe – bei ihm habe ich Vertrauen gewonnen, die Zuversicht, dass Kinder grundsätzlich okay sind, so wie sie sind, und dass man als Eltern durchaus etwas gelassener sein darf und nicht ständig alles optimieren und dies und das auch noch heranbiegen muss, nur weil die anderen dies und das auch noch machen. Ich war sehr froh, hat mal einer laut und deutlich gesagt: ‹Schluss mit dem Förderwahn!› Meine Tochter hat immer viel Freizeit und viel Freiheit gehabt. Denn genug Zeit für Freunde und für soziale Kontakte ist mindestens so wichtig wie schulische und sportliche Leistungen. Ein grosses Merci, Remo Largo!»

Pfarrerin und Seelsorgerin Katharina Hoby (58), Mutter von Nicolas (34), Christina (31), Johanna (30), Flurina (27) und Tobias (26)

«Ich war 24 Jahre alt, als ich mein erstes Kind erwartete. Jung, unbekümmert, voller Vertrauen ins Leben. Die Geburtsvorbereitung bestand einzig aus den regelmässigen Arztbesuchen und darüber hinaus in freudiger Erwartung des Kindes. Bereits beim zweiten Kind war das anders. Ich wusste schon etwas mehr, worauf ich mich einliess. Beim fünften dann war die vertrauensvolle Haltung zwar noch immer da, doch war unterdessen die Sorglosigkeit etwas verschwunden. Wie sollte ich allen Kindern gerecht werden? Wo machen Strafen Sinn? Wo braucht es mehr Ermutigung, wo mehr Einschränkungen? Remo Largo hat mich mit seinen Büchern entlastet und gleichzeitig ermutigt: ‹Wir können nicht irgendein Leben führen, sondern nur unser eigenes.› Diese Haltung entspricht ganz und gar der biblischen Sicht des Lebens. Jeder Mensch ist einzigartig, ein eigener ‹Gedanke Gottes›. Diese Einsicht war für mich ein Leitfaden für die Begleitung und Erziehung meiner eigenen Kinder. Ich gebe diese Weisheit auch als Pfarrerin den Eltern bei der Taufe ihrer Kinder mit. Wir dürfen unseren Kindern auf ihrem Lebensweg vorleben, welche ethischen Werte uns wichtig sind. Manchmal müssen wir sie ermahnen und auch gewisse Aufgabenerfüllung fordern. Doch letztlich sind sie eigene Wesen, mit ganz eigenen Gaben und Talenten beschenkt. Diese mit ihnen zu entdecken und ihnen zu helfen, diese zur Blüte zu bringen, das ist die schöne und herausfordernde Aufgabe von uns Eltern. Für diese Erkenntnis bin ich Remo Largo ewig dankbar.»

Pianistin Rahel Senn (34), Mutter von Sohn Leon (5)

«Als junge Mutter, Künstlerin und Pädagogin bin ich stets auf der Suche nach Vorbildern. Während ich mit Fehltritten in meiner beruflichen und persönlichen Laufbahn humorvoll umgehe, bin ich oft verunsichert: Wie erziehe ich meinen Sohn richtig? Wo liegen die Grenzen im Alltag? Wie viel ist zu viel? Früh habe ich entschieden, die Kindheit meines Sohnes mehr unterstützend denn dominierend zu begleiten. In den Grundsätzen meiner liberalen Erziehung haben mir Remo Largos Bücher ‹Babyjahre› und ‹Kinderjahre› als Inspiration gedient. In der heutigen Zeit, in der Leistungsdruck und Konkurrenzdenken schon im Kindergartenalter überhandnehmen, fällt Remo Largos Rat, jedes Kind so zu nehmen, wie es ist, besonders ins Gewicht. Kinder sind wunderbare Individuen und dürfen nicht zur Projektionsfläche für elterliches Wunsch- beziehungsweise Frustdenken degradiert werden.»

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