Es begann mit einem Anruf. Die Zürcher Singer-Songwriterin Lea Lu (37) war gerade in New York, als eine Stimme am anderen Ende der Leitung wissen wollte, ob sie für ein Konzert nach Mailand reisen könne. Lea Lu sagte ab, sie sei in den USA und mache dort Musik. Nach einem weiteren gescheiterten Versuch sagte man ihr während des dritten Telefonats, dass es sich beim Auftraggeber um das Luxuslabel Louis Vuitton handle. Die Zürcherin sass schneller, als ihr lieb war, im Flugzeug nach Italien und spielte ein exklusives Konzert. Apropos Mailand: Als Blick Lea Lu erreicht, ist sie gerade wieder in Mailand – dieses Mal wurde sie von Ralph Lauren eingeladen. Den Kontakt hatte sie bei der Louis-Vuitton-Show geknüpft.
Wer der Sängerin auf Instagram folgt, entdeckt sie selten mehrere Male am selben Ort – Lea Lu und ihre Kombination aus Jazz und Pop, der sie mit ihrer beinahe hypnotisierenden, glasklaren Stimme oft eine Prise Melancholie verleiht, ist gefragt wie nie. Schuld daran? Vor allem New York, wie sie Blick erzählt: «Ich konnte mich dort musikalisch neu erleben», schwärmt sie, von Beginn an habe sie die Begegnung mit anderen Musikerinnen und Musikern gesucht. Was nach den Gesprächen mit den Kunstschaffenden zähle, sei Geschwindigkeit, lacht Lea Lu: «Man muss sich tatsächlich innerhalb der nächsten Woche zum Musikmachen treffen, sonst gerät man in Vergessenheit.»
Immer der Musik nach
Vergessen hat sie niemand, die Zürcherin scheint bei ihren Begegnungen einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. Nach Trips von Konzert zu Konzert, Bar zu Bar und gemeinsamen Sessions ist sie nicht nur mit neuen Songs im Gepäck in die Schweiz zurückgekehrt – ihr Netzwerk ist beachtlich gewachsen. Besonders das Treffen mit dem indischen Sänger Prateek Kuhad (32) brachte mehr als positive Nebeneffekte mit sich: Der Singer-Songwriter fragte Lea Lu an, ob sie ihn spontan auf seiner Tour durch Europa begleiten wolle. Müdigkeitserscheinungen traten bei der Zürcherin nicht auf – auch wenn sie fast jede Nacht in einem neuen Hotel einchecken musste: «Ich liebe es, der Musik nachzureisen», schwärmt Lea Lu – «und so seltsam es klingt: Ich ziehe daraus eher Energie, als dass es mich Kraft kostet.»
Der Flug wird noch weitergehen – im Dezember plant sie, Shows in Indien zu spielen – und Kuhad für gemeinsame Songs wiederzutreffen. Bleibt da noch Zeit für das neue Album, dem eigentlichen Hauptgrund für ihre Bildungsreise nach New York? «Es entsteht gerade etwas», lacht sie, damit rechnen könne man 2023. Zu hören wird darauf auch die Indie-Folk-Band Carm sein, mit der sie bereits die bekannte amerikanische Indie-Folk-Band Bon Iver bei einem Auftritt unterstützen konnte.
Lea Lus Durst nach weiteren musikalischen Begegnung ist noch nicht gestillt – die Zeit in New York hat noch einmal ein neues, anderes Feuer entfacht. Sie rät darum: «Ich empfehle jedem und jeder aus dem gewohnten Umfeld auszubrechen, wenn auch nur für eine kurze Zeit.»
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