Raja Läubli aus Zürich
Die Hexen-Fotografin

Sie hat monatelang mit Hexen gearbeitet: Die Zürcherin Raja Läubli erklärt, was das für Frauen sind.
Publiziert: 13.05.2022 um 17:24 Uhr
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Die Winterthurerin Patriczia Blättler bezeichnet sich selbst als Hexe.
Foto: Raja Läubli
Dominik Hug

Sie hat sich monatelang mit Hexen beschäftigt, sie fotografiert und Interviews geführt. Porträts von ihnen sind kürzlich im Buch «Hexenwelten» erschienen. An der Ausstellung Photo Schweiz 2022 in Zürich zeigt Raja Läubli (36) ab heute Freitag ihre Kunst. «Hexen sind eigentlich überhaupt nicht meine Welt», erklärt die Zürcherin. «Aber ich tauche gerne in eine andere Welt ein, vor allem in Subkulturen, um sie besser verstehen zu können.»

Unter den von Läubli porträtierten Frauen ist Patriczia Blättler (52), die sich selbst als Hexe bezeichnet. «Im guten Sinn», betont die Winterthurerin. «Mit schwarzer Magie habe ich nichts zu tun.» Blättler betreibt eine Praxis, in der sie Interessierten sogenannte Aura Readings und Seelenbotschaften offeriert oder mit ihnen Tarot-Beratungen macht. Dies seien «sensitive Sessionen», die als persönliche Standortbestimmung dienen können. «Davon kann ich recht gut leben», sagt die ehemalige KV-Angestellte.

Eine erweiterte Wahrnehmung

Sie habe schon während ihrer Kindheit das Gefühl gehabt, dass sie eine erweiterte Wahrnehmung habe, so Blättler. So habe sie beispielsweise mal den Tod eines geliebten Menschen gespürt, bevor er tatsächlich eingetreten sei. Aber auch banale Vorkommnisse im Alltag fühle sie oft, bevor sie geschehen. «Das ist ein Fluch und Segen zugleich», sagt Blättler. Sie habe lange Zeit versucht, dagegen anzukämpfen. «Aber gegen seine Natur, seinen Geist kann man nicht gewinnen.»

Als sie das realisierte, war sie in ihren Dreissigern. Blättler gab den sicheren Bürojob auf und liess sich in England und der Schweiz als Medium ausbilden. «Jeder Neuanfang im Leben ist gut», sagt sie, «vor allem, wenn er einen näher zur eigentlichen Bestimmung bringt.»

Nicht nur gute Erfahrungen gemacht

Blättler gibt zu, dass sie nicht immer nur gute Erfahrungen gemacht habe, wenn sie sich als Hexe vorstellte. «Viele Vorurteile gegenüber diesem Wort sind noch immer negativ», sagt sie.

Diese Erkenntnis hatte auch die Fotografin: «Es war sehr schwierig, diese Personen von meinem Projekt zu überzeugen. Viele hatten Angst, sich in der Öffentlichkeit als solche zu erkennen zu geben.» Wohl zu Recht, sagt Läubli. Sie sei in ihrem Umfeld ebenfalls auf viele «unsinnige Vorurteile» gestossen. Aber: «Die Hexen, die ich kennengelernt habe, zeichnen sich vor allem durch ihre individuellen Persönlichkeiten aus. Sie leben selbstbestimmt und lassen sich nicht verbiegen. Was durchaus positiv ist.»

Ihren wahren Glauben will die Winterthurer Hexe dennoch für sich behalten. «Nur so viel: Ich habe immer gute Absichten und glaube an das Gute im Menschen», so Patriczia Blättler.

Ausstellung: Photo Schweiz 2022 bis 17. Mai 2022, 11 bis 20 Uhr, Halle 550, Zürich-Oerlikon (beim Bahnhof)

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