So tönt die Gelassenheit eines Mannes, der sich nichts mehr zu beweisen hat: «Ich bin eigentlich ein Bünzli. Ich war zwar oft mit Prominenten zusammen, aber wirklich zu ihnen gehört habe ich nicht.» Der Zürcher Jack Stark (88) begründet in den 1960er-Jahren ein neues journalistisches Metier – dasjenige der People- und Gesellschaftsreportage. Seine Premiere feiert der Rechtsanwalt eher zufällig, als er 1964 am Filmfestival Locarno einen befreundeten Fotografen trifft und für ihn spontan ein paar Bildlegenden für den Blick verfasst. Die kurzen Zeilen sind derart pointiert formuliert, dass sich die Ringier-Leute nach dem Verfasser erkundigen – und Jack Stark 1965 zum ersten Schweizer Promi-Jäger befördern.
Der Chasseur als Tagesgespräch
Die Kolumne «Mit Chasseur dabei» wird zum Tagesgespräch und zum Pflichtstoff in der Medienwelt. Denn mit seiner diskreten und vertrauensvollen Art findet Dr. iur. Jack Stark in den 60er- bis 80er-Jahren des vorigen Jahrtausends den Zugang zu allen. Er ist mittendrin, hält aber stets Distanz. Und er trifft wie ein versierter Jäger – Chasseur – fast immer das Ziel. Von Heidi Abel bis Sonja Ziemann müssen Menschen berühmten Namens darauf gefasst sein, dem Reporter zu begegnen. Treffen die Promis ein, ist Stark normalerweise schon dort – und nur er. Rückblickend sagt er: «Von Rudeljournalismus hielt ich nichts. Pressekonferenzen konnte man auslassen. Am Schluss schrieben alle das Gleiche.»
Stattdessen führt er seine Recherchen oft bis ins Morgengrauen weiter. Im Hotel Baur au Lac hilft er Patron Charles Kracht, im Keller die Disco Diagonal zu etablieren. Starks Geheimrezept: Gala-Abende mit Popstars und anderen bekannten Menschen. Und Jack Stark selbst ist meistens dabei. Es heisst damals, er sei der einzige Blick-Mitarbeiter, der offiziell die Erlaubnis hatte, erst nach dem Mittagessen auf der Redaktion zu erscheinen.
1969 schreibt Jack Stark für Paola Del Medico (73) – spätere Felix – den Text zum Lied «Bonjour, bonjour». Die St. Gallerin landet beim Eurovision Song Contest auf dem fünften Platz und lanciert so ihre Karriere.
Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.
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Doch vor allem ist er Promi-Jäger. Er ist in Wien vor Ort, als Yul Brynner (1920–1985), Sean Connery (1930–2020) und Stephen Boyd (1931–1977) in der legendären Eden-Bar Wodka (Brynner), Scotch (Connery) und Bourbon (Boyd) bestellen. Als der Kellner die Gläser bringt, reagiert die prominente Kundschaft empört: «Not glasses – bottles!» Sean Connery trifft er mehr als einmal. Etwa 1966 in London beim Dreh des James-Bond-Films «You Only Live Twice». Stark erinnert sich: «Connery war nicht sonderlich gut gelaunt. Doch als ich mich mit den Worten vorstellte ‹My name is Stark, Jack Stark›, musste er schmunzeln.»
Tochter nach Liza Minnelli benannt
Stark weiss schon damals auch, dass Romy Schneider (1938–1982) eine Wohnung in Zürich-Höngg besitzt. Alfred Hitchcock (1899–1980) verrät ihm im Hotel Baur au Lac unter vier Augen, dass er «Shadow of a Doubt» für seinen besten Film hält. Gegen Anthony Quinn (1915–2001) spielt er während des Filmfestivals von Cannes Tennis und verliert 0:6, 0:6. Er ist dabei, als der Türsteher des Zürcher Nachtclubs High Life einem ungepflegt wirkenden Mann den Einlass verweigert: Mick Jagger (80), nach dem legendären Rolling-Stones-Konzert im Hallenstadion.
Privat findet Stark, der mit Vornamen eigentlich Herbert heisst und seinen Rufnamen dem Fussballer Jacky Fatton verdankt, das Glück mit seiner Susanne – eher zur Überraschung seines Umfelds: «Als wir 1971 heirateten, gab uns niemand eine grosse Chance.» Es sollte eine gravierende Fehleinschätzung sein. Vor zwei Jahren feierte das Paar die goldene Hochzeit. Die Töchter Alexandra (50), Liza (48), benannt nach Liza Minnelli (78), und Nina (44) freuen sich mit ihren Eltern über deren Liebe des Lebens. Jack Stark wurde am 5. Februar 2024 88 Jahre alt. Im Geist und im Herzen ist er aber noch so jung wie damals in den wilden 60er-Jahren.