Melanie Winiger über Sexismus, Glück und Ex-Freunde
«Ich erwarte, respektvoll behandelt zu werden»

Mit 17 Jahren stand sie von einem Tag auf den anderen im Rampenlicht. Seither ist viel passiert im Leben der 45-jährigen Ex-Miss-Schweiz. Nicht alles hat sich gelohnt. Aber vieles.
Publiziert: 27.04.2024 um 08:49 Uhr
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Aktualisiert: 27.04.2024 um 12:33 Uhr
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Melanie Winiger hat die vergangenen Jahre genutzt, um an Traumen und Schattenseiten zu arbeiten.
Foto: Anoush Abrar
Remo Bernet, GlücksPost
Glückspost

Melanie Winiger (45) wirkt sehr entspannt. Sie ist sich bewusst, dass ihre direkte Art in der Vergangenheit nicht bei jedem gut angekommen ist. «Aber ich verstelle mich halt nicht», sagt sie: «Wenn ich mal öffentlich fluchte, war das, weil ich einfach so rede.»

GlücksPost: In den vergangenen Jahren war es eher ruhig um Sie. Warum?
Melanie Winiger: In den letzten fünf Jahren habe ich bewusst einen Gang zurückgeschaltet, um Zeit für mich zu haben. Davor war mein Leben ja ziemlich hektisch. Dennoch arbeitete ich zwischendurch als Moderatorin und Markenbotschafterin. Nun kommen bald zwei neue grosse Projekte, zu denen ich aber noch nicht zu viel sagen darf.

Weshalb wollten Sie mehr Zeit für sich?
Seit meinem 17. Lebensjahr arbeitete ich sehr viel und intensiv, hatte dabei zu wenig Zeit, um mein Leben zu reflektieren. Auch bin ich sehr jung Mutter geworden und habe mich dadurch mehr einem anderen Menschen gewidmet als mir selber. Durch Corona wurde auch bei mir wie bei vielen anderen die Handbremse gezogen – und das war wirklich gut. Ich habe viele Coachings besucht und an meinen Schattenseiten und Traumen gearbeitet, mich aber auch mit meinen schönen Seiten auseinandergesetzt. Ich konnte so herausfinden, worin ich nicht so begabt bin und in was ich wirklich gut bin.

Was haben Sie herausgefunden?
Ich bin gut darin, objektiv zu bleiben. Menschen haben oft die Tendenz, sich auf ein Problem zu fixieren und sehen dann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Ich kann Dinge als grosses Ganzes anschauen und so Lösungen finden. Letzteres war lange ein Schutzmechanismus, aber ich habe diese Eigenschaft zu schätzen gelernt.

Und was beherrschen Sie nicht so gut?
Das behalte ich lieber für mich (lacht). Viele würden wohl von sich selbst sagen, sie seien ungeduldig; aber mit dieser Antwort macht man es sich zu einfach.

Der Startschuss Ihrer Karriere war die Miss-Schweiz-Wahl. Würden Sie rückblickend gesehen wieder mitmachen?
Heutzutage wäre ein solcher Schönheitswettbewerb nicht mehr zeitgemäss. Aber ich bereue es nicht, mitgemacht zu haben, weil mein Leben ansonsten anders verlaufen wäre. Und es hat mir ja auch viel gebracht. Ich habe mich auch nie verstellt, um zu gefallen. Ich konnte zeigen, dass eine Frau selbständig sein kann und sich auch erlauben darf, eine bisweilen freche Meinung zu haben. Und das zu einer Zeit, in der das noch nicht so gerne gesehen oder gehört wurde.

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Nervt es Sie, als «frech» abgestempelt zu werden?
Nein, weil mich die wenigsten Leute wirklich kennen. Mir ist nur wichtig, was die Leute von mir denken, die mich kennen. Wenn mein Freund oder mein Sohn sagen würde, ich sei schwierig, nehme ich das ernst. Ansonsten ist es mir relativ egal, welche Meinung andere von mir haben. Ich erwarte lediglich, respektvoll behandelt zu werden. Ich muss nicht allen gefallen.

Ein Thema, das Ihnen wichtig ist, ist Gleichberechtigung. Dass mit Annina Frey und Ihnen dieses Jahr gleich zwei Frauen die «Swiss Music Awards» (8. Mai um 20.15 Uhr auf 3+) moderieren, ist ein Novum.
Ich finde es schockierend, dass dies eine Premiere ist. Gab es früher mal eine Doppelmoderation Frau und Mann, hatte die Frau vor allem eine Funktion: nämlich die der Dekoration. Ich bin froh, dass sich die Zeiten geändert haben und heute zwei Frauen, die zusammenpassen, eine solche Show stemmen können.

Die Unterhaltungsbranche ist aber immer noch männerdominiert, nicht?
Ja, es ist noch immer so, dass die Männer an der Macht sind. Doch die Frauen holen zum Glück auf. Auch weil es für die Gesellschaft nicht mehr so wichtig ist, ob nun ein Mann oder eine Frau eine gute Show präsentiert, sondern sie einfach eine gute Show sehen will.

Die «Swiss Music Awards» und Sie – das ist eine ältere Liebesgeschichte. Sie haben sie schon zwischen 2009 und 2016 moderiert.
Ja, es fühlt sich an wie heimkommen. Ich habe die Show damals gerne moderiert und mich deshalb gefreut, als die Anfrage kam, nach sieben Jahren wieder dabei zu sein.

Eine Liebesgeschichte auch, weil Sie an diesen Awards damals ihren späteren Freund, «Die Toten Hosen»-Frontmann Campino, kennengelernt haben?
Ich habe ihn angerufen und gemeint: «Komm an die Show! Ich moderiere wieder.» Und er hat sich mega gefreut. Wir sind über all die Jahre Freunde geblieben.

Sie ist ein wahres Multitalent

Ob als Model, Moderatorin oder Markenbotschafterin, seit ihrer Wahl zur Miss Schweiz im Alter von 17 Jahren ist Melanie Winiger nicht mehr aus der Unterhaltungsbranche wegzudenken. Zu reden gab auch immer wieder ihr Privatleben: Winiger war unter anderem zwischen 2008 und 2012 mit Rapper Stress (46) verheiratet. Schlagzeilen machten auch ihre Beziehungen mit Rocker Campino (61) und Ex-Bachelor Vujo Gavric (38). 1996 wurde Melanie Winiger zur jüngsten Miss Schweiz aller Zeiten gewählt.

Ob als Model, Moderatorin oder Markenbotschafterin, seit ihrer Wahl zur Miss Schweiz im Alter von 17 Jahren ist Melanie Winiger nicht mehr aus der Unterhaltungsbranche wegzudenken. Zu reden gab auch immer wieder ihr Privatleben: Winiger war unter anderem zwischen 2008 und 2012 mit Rapper Stress (46) verheiratet. Schlagzeilen machten auch ihre Beziehungen mit Rocker Campino (61) und Ex-Bachelor Vujo Gavric (38). 1996 wurde Melanie Winiger zur jüngsten Miss Schweiz aller Zeiten gewählt.

Ist der Kontakt zu einem Ex-Freund nicht schwierig?
Nein. Ich bin mit all meinen Partnern, ohne einen Scherbenhaufen zu hinterlassen, auseinandergegangen. Man hat einfach jeweils gemerkt, es geht nicht mehr, da man sich in der gemeinsamen Zeit unterschiedlich entwickelt hatte. Aber sich unterschiedlich zu entwickeln, bedeutet nicht, dass auch die Freundschaft vorbei sein muss. Nur mit der Partnerschaft funktioniert es halt nicht mehr. Ein Beispiel: Nach diesem Interview besuche ich Reto, meinen zweiten Ex-Mann. Wir arbeiten an einem Projekt zusammen. Bei mir kommt es oft vor, dass ich an einem Tisch sitze mit meinem jetzigen Freund und einem Ex-Mann. Das ist völlig normal.

Wird Sie Ihr jetziger Freund, Timo Todzi, an die «Swiss Music Awards» begleiten?
Ja, definitiv, logisch.

In einem TV-Interview sprachen Sie kürzlich davon, Ihre Beziehung manifestiert zu haben. Können Sie das erklären?
Ich bin heute viel näher bei mir selber, als ich es je war. Ich wusste früher teilweise nicht, wer ich wirklich bin. In jungen Jahren hat man so viele Masken, die man sich aus Unsicherheit oder zum Schutz aufsetzt, dass man manchmal gar nicht mehr weiss, wer man wirklich ist. Mit den Jahren legt man diese Masken immer mehr ab und kommt sich selbst dann immer näher. Darum hat sich auch mein Freundeskreis extrem verändert, nicht nur meine Partnerwahl. Mit dem Alter erkennt man viel besser, was man braucht im Leben, um glücklich zu sein. Und was man halt eben nicht mehr braucht. Und das erkenne ich heute sehr gut.

Ihr Sohn Noël ist mittlerweile 22 Jahre alt. Wie verstehen Sie sich?
Wir leben immer noch zusammen. Wir leben zu dritt – also mein Sohn, mein Freund und ich. Wir haben ein sehr offenes Verhältnis. Es ist eine Mischung aus Freundschaft und Mutter-Sohn-Beziehung. Auf andere mag das von aussen gesehen vielleicht etwas komisch wirken, denn wir gehen auch mal zusammen in den Ausgang. Anderseits ist es wohl schon nicht so die typische Mutter-Sohn-Beziehung. Schliesslich wurde ich irgendwie ja auch mit ihm erwachsen, und er mit mir. Ich war ja erst 22, als ich ihn bekommen habe und eigentlich noch selbst ein Kind.

Wovon träumen Sie noch?
Von einem eigenen Pferd, einer Ranch – und wenn ich alt bin, von vielen Hunden und Katzen um mich herum. Das sind meine Träume. Und da gibt es noch Ziele, die sind anders als Träume. Ein Ziel ist beispielsweise, dass ich so weitermache, wie ich es die letzten fünf Jahre besonders intensiv getan habe: Dass ich an mir arbeite und mich weiterentwickle. Ein anderes Ziel ist es, dass ich weiterhin ein paar tolle Menschen um mich herum haben darf, für die ich extrem dankbar bin. Denn niemand ist gerne allein. Jeder wünscht sich ehrliche und gute und zuverlässige Menschen um sich herum, die für einen durchs Feuer gehen würden und die dich nicht hintergehen.


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