Wenn man in der Deutschschweiz nach Schauspieler Kacey Mottet Klein (24) fragt, zucken viele mit den Schultern – ein Zeichen, dass östlich des Röstigrabens das welsche Filmschaffen mit seinen Stars noch einen untergeordneten Stellenwert einnimmt. Vielleicht liegt es einfach daran, dass er als Kinderschauspieler lange unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung flog. Allmählich schlüpft der Westschweizer aber aus seinem Kokon und entpuppt sich als bunter Film-Schmetterling. Bester Beweis: sein neuester Film «Last Dance». Im Streifen der Neuenburgerin Delphine Lehericey (47) spielt er den Tanzlehrer Samir, der einem Wittwer im fortgeschrittenen Alter auf die Bühne verhilft.
Gegenüber Blick äussert sich Mottet Klein nachdenklich über die Transformation vom Kinder- zum Erwachsenenstar: «Viele würden es nicht zugeben, aber wenn du erwachsen bist, herrscht harter Konkurrenzkampf. Es ist wie bei der Formel 1: Du willst immer der Beste sein.» Jede Schauspielerin und jeder Schauspieler wisse, dass es irgendwo noch bessere gebe. Tanzen – das sieht man in «Last Dance» – kann der Lausanner auf jeden Fall. «Auch wenn ich sonst eher ein Partytänzer bin», gibt er lachend zu. «Ich habe aber einen Monat hart dafür trainiert, es war teilweise recht frustrierend.»
Neben seinem Hüftschwung zeigt auch ein Blick in Mottet Kleins Vita, dass er schon längst zur Schweizer Schauspiel-Elite gehört: Bereits 2008, im Alter von zehn Jahren, feierte er sein Debüt in Ursula Meiers (51) Film «Home» – und wurde für seine Rolle vom Bundesamt für Kultur als «bester Nachwuchsdarsteller» ausgezeichnet. Fünf Jahre später wurde er von derselben Stelle für seine Darstellung des Kinderdiebs Simon an der Seite von Hollywood-Star Léa Seydoux (37) in «Winterdieb» zum «besten Hauptdarsteller» erkoren. In Frankreich bekam er dafür sogar den prestigeträchtigen César.
«Und dann bist du auf einmal ziemlich allein»
Zurzeit entspannt sich Mottet Klein zwischen zwei Filmdrehs in seiner Wohnung in Paris – und spricht erfrischend ehrlich über Leid und Einsamkeit, die ihn nach den Drehs jeweils ereilen. «Wenn du einen Film abgedreht hast, kann es sehr schmerzhaft sein, die Rolle, die du während einiger Monate gespielt hast, hinter dir zu lassen», sagt er. «Du bist lange Zeit mit Menschen zusammen, die man plötzlich nicht mehr sieht. Und dann bist du auf einmal ziemlich allein.»
Mottet Kleins Rezept gegen den Schauspieler-Schmerz: Er versuche, nicht zu sehr an seinen Rollen zu hängen. «Ich mache mir ständig bewusst, dass alles ein Ende hat – und dass ich diese Rolle vermutlich nie wieder spielen werde.»
Mottet Kleins Reise geht weiter, auch wenn sie ihn vorerst nicht in die Schweiz bringt: «Ich habe gerade einen Horrorfilm gedreht, im März spiele ich in einer Science-Fiction-Serie mit.» Verraten kann er auch schon, dass ihn die Zürcher Dokumentarfilmerin Jacqueline Zünd (52) für einen Spielfilm in Italien engagiert hat. Auf seinen vollen Terminplan angesprochen, argumentiert Mottet Klein differenziert: «Es sind jetzt halt viele Personen, die genau dich für eine Rolle haben wollen. Sie vertrauen dir, dass du einen guten Job machst.»