«Es ist Knochenarbeit»
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Sarah Spale zu Dreharbeiten:«Es ist Knochenarbeit»

«Die Nachbarn von oben»: Sabine Boss und Sarah Spale über ihren neuen Film
«Das Leben hält immer ein Türchen offen»

Ab 2. Februar kommt der sehnlichst erwartete neue Film von Hit-Regisseurin Sabine Boss in die Kinos. Mit dabei: ein All-Star-Quartett des Schweizer Schauspiels. Regisseurin Boss und Hauptdarstellerin Sarah Spale sprechen über die Arbeit am filigranen Kammerspiel.
Publiziert: 26.01.2023 um 00:17 Uhr
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«Die Nachbarn von oben» ist der neue Kinofilm von Regisseurin Sabine Boss («Dr Goalie bin ig»): Eine Tragikomödie über Beziehungen, Sex und unerfüllte Erwartungen.
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Joschka SchaffnerRedaktor Politik

«Die Nachbarn von oben» versammelt vier der zurzeit populärsten Schweizer Schauspielerinnen und Schauspieler: Sarah Spale (41), Ursina Lardi (51), Max Simonischek (40) und Roeland Wiesnekker (55) treffen sich zum tragikomischen Schlagabtausch über Beziehungen, Sex und unerfüllte Erwartungen. Blick traf Regisseurin Sabine Boss (57) und Hauptdarstellerin Sarah Spale im Zürcher Volkshaus zum Gespräch.

Blick: Das Drehbuch für «Die Nachbarn von oben» basiert auf dem spanischen Kinohit «Sentimental». Weshalb ein Remake eines erst zwei Jahre alten Films?
Sabine Boss: Wir dachten uns, dass dies ein Stoff sei, der universell und sprachübergreifend erzählt werden kann. Auch in anderen Ländern, etwa in Italien, wurde die Geschichte bereits neu verfilmt. Wir wollten aber nicht ein Remake, sondern etwas Eigenes daraus machen. Das war auch der Grund, weshalb ich mit an Bord kam. Wir haben den Stoff weiterentwickelt, Szenen dazugeschrieben, die Figuren verändert.

Was ist das übergreifende Thema des Films?
Boss: Wir haben im Leben jederzeit die Chance, uns zu überlegen, ob wir noch in einer Beziehung bleiben wollen. Schlussendlich hält das Leben immer ein Türchen offen, egal in welchem Alter – auch nach 50.

Sarah Spale, was bewog Sie dazu, mitzuwirken?
Spale: Die Chance auf die Zusammenarbeit mit Sabine Boss war ein grosser Anteil. Dazu ist es einfach eine spannende Geschichte. Kommunikation ist das grosse Thema des Films. Wie kommuniziere ich, was ich will? Wo hoffe ich, dass es das Gegenüber einfach spürt? Es sind Gesprächsthemen, die mehrere Abende füllen könnten.

Haben Sie das spanische Original gesehen?
Spale: Ich schaute rein, um die Atmosphäre einzusaugen – stieg dann aber sehr schnell wieder aus.
Boss: Ich selbst hatte ihn natürlich geschaut. Wir überliessen es danach allen, ob sie das auch tun möchten. Die meisten Leute schalteten spätestens nach zehn Minuten wieder ab. Ein Remake darf nicht einfach eine Kopie sein. Ich kann aber das Gefühl, das die Geschichte auslöst, reproduzieren, weitertreiben und ummodellieren.

Sabine Boss

Die Aargauerin Sabine Boss gilt als eine der erfolgreichsten Schweizer Filmemacherinnen. Ihren ersten Kinoerfolg feierte sie 2002 mit der Komödie «Ernstfall in Havanna». 2014 gewann sie für die Adaption von Pedro Lenz’ Roman «Der Goalie bin ig» den Schweizer Filmpreis für den besten Spielfilm sowie für das Drehbuch. Auch bei der SRF-Erfolgsserie «Neumatt» führte sie Regie.

Die Aargauerin Sabine Boss gilt als eine der erfolgreichsten Schweizer Filmemacherinnen. Ihren ersten Kinoerfolg feierte sie 2002 mit der Komödie «Ernstfall in Havanna». 2014 gewann sie für die Adaption von Pedro Lenz’ Roman «Der Goalie bin ig» den Schweizer Filmpreis für den besten Spielfilm sowie für das Drehbuch. Auch bei der SRF-Erfolgsserie «Neumatt» führte sie Regie.

Hilft es dem Film, dass Schweizerdeutsch so eine unerotische Sprache ist?
Boss: Das habe ich mir gar nie überlegt. Es ist halt unsere Sprache. Der Film würde natürlich auch auf Hochdeutsch funktionieren.

Das Schweizerdeutsche hilft, die unangenehme Atmosphäre …
Boss: … das Ungelenke …

... ja, genau. Das Schweizerdeutsch akzentuiert diese hervorragend.
Boss: Das könnte wirklich sein. Wir haben uns aber auch weit vom spanischen Original entfernt. Ich spreche gar nicht mehr gerne darüber. Gerade in der Tonalität und den Figuren haben wir so viel verändert. Sie sind so viel wärmer und existenzieller bedroht in ihrer Glaubwürdigkeit und ihrer Selbstdefinition. Durch das entsteht in unserer Version schlussendlich auch der Witz.

Der Film lebt alleine durch die Begegnung der vier Hauptfiguren. War da das Casting von Anfang an gesetzt?
Boss: Es ist die Wunschbesetzung. Sarah ist es sowieso, alle anderen aber auch. Es ist ein filigranes Kammerspiel, da ist das Schauspiel das zentrale Element. Toll, dass vier so tolle Schauspielerinnen und Schauspieler zugesagt haben. Es war mir eine riesengrosse Ehre.
Spale: Gleichfalls (lacht).

Funktioniert das, wenn vier gestandene Grössen des Schweizer Schauspiels aufeinanderprallen?
Spale: Ich bin jemand, der sich da sehr viel Druck auferlegt. Ich zähle mich selbst nicht zu den gestandenen Schauspielerinnen. Da hadere ich damit. Das ist für mich irgendwie auch gut und schön.

War also während des Drehs stets gute Laune?
Spale:
Nur weil wir in einer Komödie spielen, muss nicht gleich alles lustig sein. Da kommt man nicht nonchalant zur Probe, sondern will immer das Beste geben. Es ist Knochenarbeit.
Boss: Ich kann Sarah nur ergänzen: Eine Komödie hat so viel mit Rhythmus zu tun. Mit genau vereinbartem Timing. Wann schaut wer wann wie wohin? Im Vorfeld wird viel geprobt – eben Knochenarbeit. Ich konnte währenddessen natürlich immer hinter dem Monitor kichern, ich sah ja einfach das Resultat. Aber für den Cast – immer im selben Raum, ohne Tageslicht – ist es anstrengend.
Spale: Wir mussten auch immer darauf achten, dass wir die Figuren nicht veräppeln. Damit es lustig wird, muss es ernst genommen werden. So bekommt der Zuschauer die Figuren auch gerne.

Sarah Spale

Die Baslerin Sarah Spale erhielt bereits im Alter von 23 Jahren ihre erste Nomination für den Schweizer Filmpreis. Spätestens seit 2013 und ihrer Rolle in der internationalen Verfilmung des Romans «Nachtzug nach Lissabon» gilt sie als gestandene Grösse. 2021 erhielt sie für ihre Rolle einer drogensüchtigen Mutter im Kinofilm «Platzspitzbaby» den Schweizer Filmpreis als beste Darstellerin.

Valeriano Di Domenico

Die Baslerin Sarah Spale erhielt bereits im Alter von 23 Jahren ihre erste Nomination für den Schweizer Filmpreis. Spätestens seit 2013 und ihrer Rolle in der internationalen Verfilmung des Romans «Nachtzug nach Lissabon» gilt sie als gestandene Grösse. 2021 erhielt sie für ihre Rolle einer drogensüchtigen Mutter im Kinofilm «Platzspitzbaby» den Schweizer Filmpreis als beste Darstellerin.

Der Film spielt fast ausschliesslich an einem Ort. Hat die für den Film gebaute Wohnung ein Vorbild?
Boss: Nein, die haben wir selbst nach unseren Bedürfnissen entworfen. Wenn du die Wohnung im Original angeschaut hast, hast du schnell gemerkt, dass da zu viele Türen drin sind. Wir mussten sie so entwerfen, dass wir den Durchblick und die Tiefe haben, um nicht direkt an den Wänden zu kleben. Das war Konzeptionsarbeit von mehreren Monaten.

In der Hälfte kippt der Film Richtung Tragödie – wie schwierig war der Schwenk von lustig zu dramatisch?
Boss:
Da wir alles im Studio drehten, konnten wir uns erlauben, chronologisch vorzugehen. Das half ungemein für den emotionalen Bogen.

Der Film erhält einen klassischen Kinostart. Ist das überhaupt noch zeitgemäss?
Boss: Die Frage ist auch, ob ein 90-minütiger Film noch zeitgemäss ist – jedenfalls verglichen mit dem Serien-Hype, in dem viel längere Geschichten erzählt werden können. Momentan existieren solche Filme glücklicherweise noch. Einen Film auf einer Grossleinwand und mit anderen Leuten anzuschauen, ist weiterhin ein Erlebnis. Wenn er danach auf einer Streaming-Plattform landet, ist mir das ehrlich gesagt wurscht. Für mich ist ins Kino gehen immer noch eine Freude.
Spale: Das ist ein schönes Schlusswort.

Das ist der Trailer zum Film «Die Nachbarn von oben»
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Ab 2. Februar in den Kinos:Das ist der Trailer zum Film «Die Nachbarn von oben»
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