René Rindlisbacher (61) war vier Jahre alt, als er endlich nicht mehr der Jüngste in der Familie war. «Yvonne kam zur Welt. Ich war stolz, ihr grosser Bruder zu sein, und nicht länger nur der kleinere von Karin, die drei Jahre älter ist als ich», erzählt der Kultkomiker gegenüber Blick. Doch bald schlich sich eine Schwere in die Leichtigkeit der drei jungen Kinderleben.
Yvonne war eineinhalb Jahre jung, als bei ihr Leukämie diagnostiziert wurde. Den grössten Teil ihres restlichen Lebens verbrachte sie im Kinderspital. Oft sei er mit seiner Mutter von Affoltern am Albis ZH zu ihr ins Kispi nach Zürich gefahren. «Meine Eltern haben uns von Anfang an erklärt, woran sie erkrankt ist und wie ernst es um sie steht. Ich bin froh, dass sie uns gegenüber sehr offen damit umgegangen sind. Natürlich hatte ich als Vierjähriger keine wirkliche Ahnung davon, was meine Eltern da durchgemacht haben. Vor ihren Gefühlen haben sie uns immer geschützt.»
Rindlisbacher erzählt zum ersten Mal ausführlich über die schwierigen Jahre in seiner Kindheit. Die Jahre mit seiner kranken, kleinen Schwester haben ihn geprägt – bis heute.
Unter ihrem Tod hat er sehr gelitten
Der Familienalltag fortan, der Vater arbeitete, die Mutter war vorwiegend im Kispi, Rindlisbacher kam in den Kindergarten, seine ältere Schwester war in der Schule. «Eines Tages hiess es, wir Kinder dürfen nicht mehr mit ins Spital, damit wir Yvonne nicht anstecken können.» Das sei für sie alle hart gewesen, «doch es war halt, wie es war. Was kann man mit vier schon hinterfragen? Wir haben trotzdem zu Hause sehr viel gelacht und unsere schönen Erlebnisse gehabt. Humor lag auch in schwierigeren Zeiten immer in unserer Familie.»
Dann der Schock. Als René Rindlisbacher sieben Jahre alt war, kam die Nachricht, dass Yvonne, im Alter von nur drei Jahren verstorben ist. «Ich hatte keine Ahnung, wie ich das für mich einordnen sollte. Traurig sein, dass sie nicht mehr bei uns ist, froh sein für sie, dass ihr Leidensweg zu Ende ist? Ich denke, es war eine Mischung aus beidem. Als Siebenjähriger wird man selten mit der Endlichkeit konfrontiert. Der Tod meiner dreijährigen Schwester hat mich geprägt. Ich habe zwar stark darunter gelitten, aber es hat mich schneller erwachsenen werden lassen.»
Jeden Moment bewusst geniessen
Yvonnes Schicksal habe ihm und seiner Familie vor Augen geführt, was wirklich wichtig ist im Leben. «Für mich ist es, jeden Moment bewusst zu geniessen. Dankbar für das Gute zu sein. Und stets zu wissen, dass Erfolg zwar wunderbar sein kann, aber dass es weitaus Wichtigeres gibt, was im Leben zählt, und zu akzeptieren, wenn die eigene Welt plötzlich anders wird.» Auch wenn Yvonne nicht lange auf der Welt war, werde sie für immer ein Familienmitglied bleiben. Zu Hause erinnern einige Fotos an die Kleine. «Doch da sieht sie sehr krank aus, daher werde ich es öffentlich nie zeigen.»
Rückblickend weiss er auch, wie froh er und seine Liebsten gewesen wären, hätten sie Yvonne bei sich zu Hause haben können. «Doch das ging zu der Zeit nicht. Zum Glück ist man heute medizinisch sehr viel weiter, aber auch, was die psychologische Familienbegleitung betrifft.» Daher setzen er und seine Tochter Laura (30), die auch seine Comedypartnerin ist, sich seit Jahren für die Kinderspitex ein. Auch am heutigen Sonntag werden er und Laura beim jährlichen Sommerfest in Wallisellen ZH dabei sein. Als Botschafter, Mutmacher und Freunde. Sie singt auch den neuen, offiziellen Kinderspitex-Song «Engel».
Humor auch in schwierigen Situationen
«Wir sammeln schon lange für die Organisation, sind im engen Austausch mit Familien, die kranke und beeinträchtigte Kinder zu Hause pflegen. Heute sind die betroffenen Kinder zum Glück ein integrierter Teil einer Familie. Ich erlebe viele, die so witzig sind und so komisch es klingen mag, auch humorvoll mit ihrer schweren Situation umgehen. Es wird sicher auch heute wieder unvergessene Momente für uns alle geben.»
Der Schweizerische Kinderspitex Verein wurde im Jahr 2000 von Thomas und Patricia Engeli gegründet, deren Sohn schwerstbehindert zur Welt kam und weil es für betroffene Familien kaum Unterstützung gab. Der Verein organisiert Betreuung von Säuglingen und Kindern mit schweren Behinderungen durch Pflegefachpersonen in ihrem vertrauten Umfeld zu Hause.
Vergangenes Jahr wurden schweizweit rund 2900 Kinder zu Hause gepflegt. Für einen Grossteil der Pflegebeträge kommen die Sozialversicherer auf, sämtliche weiteren Kosten werden durch Spenden gedeckt. Zu den bekanntesten Botschaftern gehören Ex-Nati-Goali Pascal Zuberbühler und René Rindlisbacher. Am heutigen Sommerfest in Wallisellen ZH sind sie beide anwesend, wie auch Musiker Dodo.
Der Schweizerische Kinderspitex Verein wurde im Jahr 2000 von Thomas und Patricia Engeli gegründet, deren Sohn schwerstbehindert zur Welt kam und weil es für betroffene Familien kaum Unterstützung gab. Der Verein organisiert Betreuung von Säuglingen und Kindern mit schweren Behinderungen durch Pflegefachpersonen in ihrem vertrauten Umfeld zu Hause.
Vergangenes Jahr wurden schweizweit rund 2900 Kinder zu Hause gepflegt. Für einen Grossteil der Pflegebeträge kommen die Sozialversicherer auf, sämtliche weiteren Kosten werden durch Spenden gedeckt. Zu den bekanntesten Botschaftern gehören Ex-Nati-Goali Pascal Zuberbühler und René Rindlisbacher. Am heutigen Sommerfest in Wallisellen ZH sind sie beide anwesend, wie auch Musiker Dodo.
Dass Rindlisbacher Komiker wurde, habe nichts mit dem Schwestertod zu tun, wie er sagt. Doch er erlebt immer wieder, wie therapeutisch Lachen sein kann. Derzeit arbeitet er an seinem neuen Comedy-Programm «Zwei Härz und ei Seel», bei dem es darum geht, Krankengeschichten und das Gesundheitswesen etwas auf die Schippe zu nehmen. «Wir alle gehen anders mit Schicksalsschlägen um. Mir hat es immer Freude bereitet, Menschen zum Lachen zu bringen. Sie für ein paar Stunden oder auch nur Momente, von ihren Sorgen abzulenken. Das erhoffe ich mir auch für den heutigen Tag.»