Tina Turner (†83) und Küsnacht – die Beziehung zwischen dem schmucken Dorf am Zürichsee und dem Megastar sollte bis zum Ende andauern. Die Sängerin schätzte die Privatsphäre in der Goldküstengemeinde und liess sie es sich dennoch nicht nehmen, aktiv am Leben teilzunehmen. Sie ging einkaufen und an die Urne – und war oft bei Rico Zandonella (62), Spitzenkoch und Inhaber des Restaurants «Rico's», zu Gast. Die 18 Gault-Millau-Punkte überzeugten Turner. «Sie hat aber selten etwas von der Karte bestellt», sagt der Gastronom gegenüber Blick. Die Sängerin habe jeweils ganz genau gewusst, was sie essen will – «und das habe ich dann umgesetzt».
Zu Turners kulinarischem Ritual gehörte nebst «einem französischen Rotwein» Champagner. «Damit hat sie immer begonnen», erinnert sich Zandonella. Nebst dem edlen Schaumwein habe Turner eine Vorliebe für asiatisches Essen gehabt: «Es durfte auch ein bisschen schärfer sein. Zum Beispiel eine Gemüse-Zitronengras-Suppe mit Langustinen – das hat sie geliebt. Sie mochte vor allem Geflügelfleisch und Gemüse.» Einmal habe der Spitzenkoch eine Ente nach ihrem Rezept kochen müssen. Das habe Spass gemacht, «aber es war ein aussergewöhnliches Rezept – und die Ente ziemlich durchgebraten».
Zu Fuss ins Lieblingsrestaurant
Tina Turner und das Restaurant an bester Seelage – das passte. Schon zu Zeiten, als das Lokal noch «Petermanns Kunststuben» hiess, sei der Superstar hier Gast gewesen – «und sie hatte denselben Lieblingstisch in einer Ecke, wo sie Ruhe hatte». Und die war ihr wichtig, erinnert sich Zandonella: «Ein Beispiel: Stand jemand auf und ging in Richtung Tinas Tisch, erhob sich Erwin ebenfalls, nahm die Hände hoch und signalisierte, dass hier Privatsphäre sei. Die anderen Gäste respektierten das dann aber.» Turner sei jeweils nicht durch den Haupteingang, sondern die Küche ins Restaurant gekommen. Übrigens: Den kurzen Weg ins Restaurant hätten Turner und ihr Mann Erwin Bach (67) jeweils zu Fuss bestritten.
Dass die «Queen of Rock'n'Roll» allein schon ihres Namens wegen Aufmerksamkeit erregte, erklärt sich von selbst. Zandonella ergänzt: «Tina hatte eine wahnsinnige Aura. Sie hat hier sehr gerne gelacht.» Als sie jeweils den Raum betreten habe, sei sie sofort das Zentrum des Geschehens gewesen. Abgesehen von der Beziehung als Gast und Gastronom hätten sich der Spitzenkoch und der Megastar auch privat gut verstanden: «Wir grüssten uns immer herzlich. Und wechselten ein paar Worte miteinander.»
In den letzten Jahren sei Turner wegen ihrer fortgeschrittenen Krankheit aber nicht mehr im «Rico's» gewesen. Zandonella blickt wehmütig zurück: «Ich werde ihre herzliche und sympathische Art vermissen. Sie war nicht nur ein Musik-Superstar, sondern auch eine grossartige Frau und ein dankbarer Gast: Sie hat mich immer für meine Kochkünste gelobt.» Er habe sie in ihrem Restaurant immer mit offenen Armen empfangen.