Jan Fitze wagt für SRF Experimente
Bei diesem Dreh kommt er ans Limit

In der Sendung «Fitze übernimmt» stellt sich der SRF-Redaktor Herausforderungen, die ihm fremd sind. Doch in der zweiten Staffel merkt er, dass einiges wie in seiner Kindheit ist – was beim TV-Mann ganz besondere Gefühle auslöst.
Publiziert: 25.02.2024 um 18:00 Uhr
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«Z’Alp»: Um vier Uhr morgens steht Jan Fitze im Stall, um 20 Kühe zu melken.
Foto: SRF
Aurelia Robles, Glückspost
Glückspost

Alleine als Älpler auf 20 Kühe achten, mit sechs Kindern in die Ferien reisen, als Hüttenwart Gäste bewirten und vom tiefsten Punkt der Schweiz auf den höchsten aufsteigen – auch in der zweiten Staffel von «Fitze übernimmt» wird es Jan Fitze (41) nicht einfach gemacht. «Mein Motto für die Sendung, ja eigentlich mein Lebensmodell, ist es, dass ich stets spontan agiere und denke, dass alles immer irgendwie schon geht», sagt er. «Aber in dieser Staffel habe ich mich wirklich körperlich übernommen.» Konzept ist, dass Fitze je in die Themen der «SRF bi de Lüt»-Sendungen «Familiensache», «Winterhüttengeschichte», «Z’Alp» und «Wunderland» eintaucht. Immerhin arbeitet er als TV-Redaktor seit 13 Jahren bei den Erfolgsformaten mit und kennt diese dadurch bestens. Deshalb übernimmt er, der auch mit Viola Tami (42) mit der Wohnsendung «Ding Dong» unterwegs ist, nun zum zweiten Mal als Protagonist während vier Folgen (freitags, 20.05 Uhr, SRF1).

«Einer der schönsten Momente an Überforderung erlebte ich als Älpler oberhalb des Seealpsees.» Wie eigentlich bei jedem Dreh, wächst er auch in diese Aufgabe schnell rein. «Dann denke ich: ‹Das ist der geilste Job der Welt›. Doch nach diesem Gedanken kommt immer die Wende.» In diesem Fall, als zwei Kühe im falschen von zwei Ställen landen. «Ich dachte, das ist doch nicht so schlimm. Ein grosser Fehler!» Denn damit, dass jede Kuh ihr fixes Plätzchen und somit ihr eigenes Futter hat und er daher sofort in einen Futterkampf zwischen 800 Kilogramm schweren Tieren geraten könnte – damit hatte er nicht gerechnet. «Es ist meine Lieblingsfolge geworden», meint er lachend. Zwar sehe er nach dem Melken jeweils aus wie nach drei Stunden Sauna, «aber ich kann über mich lachen und es war einfach der schönste Ort mit absoluter Ruhe in der Nacht», schwärmt Fitze, der in Bischofszell TG aufwuchs, aber seit über 13 Jahren im Zürcher «Chreis Cheib» zusammen mit Freundin Vivian (36) wohnt.

Reise nach Italien

In der ersten Staffel kam Jan Fitze mit drei Kleinkindern an seine Grenzen. Dieses Mal kann er seine Aufgabe, mit sechs Bauernkindern nach Italien zu reisen, sogar geniessen. «Diese Kinder wünscht man sich», sagt Zweifach-Onkel Fitze. «Ich habe richtig gemerkt, dass sie noch nicht so von Eindrücken gesättigt sind wie andere. Als sie zum ersten Mal in ihrem Leben das Meer sahen, sprangen sie eine halbe Stunde lang mit grossem Spass in den kleinsten Miniwellen herum.»

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Für Jan Fitze ist es auch eine persönliche Reise in seine Kindheit. Denn auch er sah das Meer erst in seiner Jugend. «Meine Eltern, vor allem mein Vater, hat auch in den Ferien immer eine Herausforderung gebraucht, obwohl er als Geschäftsführer einer Baufirma stets gefordert war.» So verbrachten Jan und seine Schwester die Ferien vorwiegend einen Berg hinaufsteigend, auf dem Velo pedalend oder quer durchs Alpenland wandernd. «Ich habe es damals verflucht. Und irgendwann haben wir erfolgreich gestreikt und gesagt, dass wir nur mit auf die Tour gehen, wenn sie an einem Strand endet», erzählt er und lacht bei der Erinnerung. «In der Folge habe ich es mit den sechs Kindern nun genau gleich gemacht wie mein Vater à la ‹Man muss sich die Ferien verdienen›!» Und er führt sie sogar an den gleichen Strand an der ligurischen Küste bei Spotorno.

Bergspitze als grosse Herausforderung

Die allergrösste Herausforderung beziehungsweise Überforderung hat er sich jedoch dieses Mal selbst zuzuschreiben. Für die Finalfolge «Wunderland» (1. März) hat er sich entschieden, vom tiefsten Punkt der Schweiz in Brissago TI aus auf den höchsten – die Dufourspitze – zu steigen. «Ich weiss jetzt, wieso langes melodiöses Fluchen, wie es die Appenzeller tun, einem so guttun kann. Spontanität in Ehren, aber manchmal wäre es schon gut, wenn ich mich solide vorbereiten würde.» Ob er, dessen grossen Leidenschaft der Wassersport Kitesurfen ist, es bis auf die höchste Bergspitze schafft, will er vorab nicht verraten. Und sowieso hätten auch alle körperlichen Trainings im Vorfeld ihn nicht auf die erlebten Gefühle vorbereiten können. «Der ganze Weg war irgendwie ein Weg der Erinnerungen», sagt Jan Fitze nachdenklich und erzählt vom Unfalltod seines Vaters vor 13 Jahren. «Die Gedanken daran habe ich schon früh angefangen von mir wegzuschieben, da ich die Tatsache nicht ändern kann.» Doch auf dem Weg nach oben – wandernd und pedalend durch die Schweiz, wie er es so oft mit seinem Vater tat – kommen die Gedanken automatisch zu ihm. «Andere schauen aufs Panorama, ich habe eher auf mein bisheriges Leben geschaut. Und so direkt unter dem Himmel war er für mich ganz nah.» Ein ganz besonderer Moment, in dem für einmal nicht Fitze, sondern seine Gefühlswelt übernimmt.

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