Sie verkörpert die Zukunft von SRF: Gabriela Mennel (22) hat sich beim Neustart des Radiosenders Virus einen Job geschnappt und wird damit die jüngste Moderatorin des öffentlich-rechtlichen Medienbetriebs. Wenige Tage vor ihrer Premiere hinter dem Mikrofon besucht Blick das Energiebündel in ihrer Zweizimmerwohnung in Zürich-Höngg. In einem der sechs Bilderrahmen in ihrem Wohnzimmer fehlt schon seit Monaten ein Bild. Auch hängt in ihrer Küche statt einer Lampe nur eine Glühbirne. «So bin ich halt», sagt sie. «Dieses Unperfekte passt zu mir.» Viel zu Hause ist sie ohnehin nicht. So oft es geht, steht sie im Radiostudio, um für ihre Premiere gewappnet zu sein. Denn die kann sie kaum erwarten.
«Ich bin megafroh, in meinem Alter schon dort sein zu dürfen, wo ich jetzt bin. Aber ein gewisser Druck ist schon da – gerade weil man sich mit den anderen Moderatoren vergleicht, die schon Erfahrung mitbringen.» Damit spricht Mennel an, dass sie als Newcomerin zu SRF kommt. Denn bisher verdiente sie ihr Geld in einer Werbeagentur, wo sie nebenbei auch weiterhin Websites designt.
Klima und die Kardashians werden thematisiert
In zwei Monaten eignete sie sich das Rüstzeug an, um ab Mittwoch bei SRF Virus als Moderatorin ihren Traum zu leben. Der Sender wurde in den letzten Monaten komplett auf den Kopf gestellt und startet mit einem neuen Konzept. «Wir wollen auf die verschiedenen Bedürfnisse der neuen Generation eingehen», erklärt Mennel. «Bei uns geht es genauso ums Klima wie die Kardashians.»
Ins Programm will sie aber auch ihr Faible für Musik aufnehmen. Denn unter dem Namen Cachita steht die gelernte Mediamatikerin selbst auf der Bühne und lebt ihre kubanische Seite aus. Singen und tanzen liegen ihr im Blut. «Die Musik ist meine grosse Leidenschaft.» Diesen Sommer wird Mennel an einigen grossen Schweizer Festivals auftreten. Reich wird sie dabei nicht. «Dank der Konzerte verdiene ich etwas Geld. Die Streamingeinnahmen reichen hingegen gerade einmal für ein Paar schöne Sneakers pro Jahr.»
Kritik am Sexismus in der Rapszene
Ihre Musikkarriere erhielt vor wenigen Wochen einen grossen Anschub, als Mennel beim Bounce Cypher, einem der renommiertesten Events für Rapper in der Schweiz, mit dem Sexismus in der Branche abrechnete. Mit ihren Zeilen traf sie einen Nerv und wurde von Kritikern hochgelobt. «Es ist wichtig, dass auch eine SRF-Moderatorin oder ein Moderator seine Persönlichkeit zeigt», sagt sie. «Aber klar: Bei politischen Themen muss ich neutral bleiben.» Die Rap-Szene gehöre zu ihrer Persönlichkeit. Deshalb sei es ihr wichtig gewesen, dort auch anzusprechen, was sie störe.
Mennel ist damit das beste Beispiel für das neue SRF-Konzept. Denn während die altbekannten Moderatorinnen und Moderatoren sich davor hüten, öffentlich ihre Meinung kundzutun, sind Ecken und Kanten bei den Formaten für die junge Zielgruppe erwünscht. Hosts, wie SRF diese neumodisch nennt, recherchieren die Themen nicht nur, sondern ordnen diese auch meinungsbetont ein. Gabriela Mennel ist ab Mittwoch mittendrin.