Oscar, BAFTA Award, Lola, Bambi und Quartz sind Auszeichnungen für exzellente Leistungen in der Filmkunst. Sie haben noch nie vom Quartz gehört? Den erhalten die Gewinner des Schweizer Filmpreises.
Der Quarz ist der einzige Bodenschatz der Schweiz, in seiner schönsten Erscheinung ein Kristall. Der Quarz findet sich in der Alpenkette, dieser Erhebung, die unser Land geografisch und sprachlich zusammenhält. Als zweithäufigstes Mineral der Erde ist er trotz grosser Schönheit ohne grossen Wert und damit ein formidables Symbol für das helvetische Verständnis von Kunst.
Die wertvollen Schätze wie Gold, Diamanten und Edelsteine horten wir in Banken, unseren Tempeln für das globale Kapital. «In gold we trust» ist des Schweizers Geschäftsmodell und dafür braucht es Seriosität, die über jeden Zweifel erhaben sein muss. Kunst ist da ein möglicher Störenfried der Ordnung. Aber um nicht als Banausen dazustehen, haben wir museale Kunst in den öffentlichen Raum gestellt, mit dem Zürcher Opernhaus als Flaggschiff. Weil Museumsmusik tut niemandem weh.
Mehr zu Michael Steiner
Fast unmöglich, mit Filmen zu verdienen
Der Gegensatz dazu ist Los Angeles, wo zwar auch Banken im Zentrum stehen, sich aber keiner dafür interessiert, weil an den Hügeln die globale Hauptstadt des Films und der Musik strahlt und damit mehr Geld generiert als sonstwo. Perfekt repräsentiert durch das goldene Männchen namens Oscar.
Sogar das Plastikduplikat als Souvenir kostet mehr als der Quarz, den man als Schweizer Filmpreisträger erhält. Als wir 2009 die Schweizer Filmakademie ins Leben riefen, waren die Oscars Vorbild, um den Schweizer Film beliebter zu machen. Gekürte Filmschaffende werden Mitglieder der Akademie und wählen alljährlich die Gewinner der Kategorien, die es im Filmschaffen so gibt.
Der Schweizer Film existiert nicht aufgrund unseres künstlerischen Genius, sondern ist ein Willensakt des Staates, Geschichten in filmischer Form der Bevölkerung zu bieten – in unseren Sprachen, mit Themen, die uns bewegen. Dafür stellen Bund und Kantone Mittel zur Verfügung, weil Film die teuerste Kunst ist und es praktisch unmöglich ist, mit Schweizer Filmen Geld zu verdienen.
Der Schweizer Regisseur Michael Steiner machte Anfang Woche mit seinem Austritt aus der Schweizer Filmakademie Schlagzeilen. «Wer einmal einen Preis gewonnen hat, darf abstimmen. Aber wenn es so kommt, dass die Westschweizer nur noch für die Westschweizer stimmen, dann bringt der Schweizer Filmpreis nichts mehr», sagte er in der SRF-Sendung «Gesichter & Geschichten». Das Bundesamt für Kultur entgegnete, man sei überzeugt, dass die Jury-Mitglieder ihre Aufgabe mit der «der allergrössten Seriosität und Sorgfalt wahrnehmen.» Michael Steiner war als Regisseur verantwortlich für Erfolgsfilme wie «Mein Name ist Eugen» (2005), «Sennentuntschi» (2010) und «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse» (2018).
Der Schweizer Regisseur Michael Steiner machte Anfang Woche mit seinem Austritt aus der Schweizer Filmakademie Schlagzeilen. «Wer einmal einen Preis gewonnen hat, darf abstimmen. Aber wenn es so kommt, dass die Westschweizer nur noch für die Westschweizer stimmen, dann bringt der Schweizer Filmpreis nichts mehr», sagte er in der SRF-Sendung «Gesichter & Geschichten». Das Bundesamt für Kultur entgegnete, man sei überzeugt, dass die Jury-Mitglieder ihre Aufgabe mit der «der allergrössten Seriosität und Sorgfalt wahrnehmen.» Michael Steiner war als Regisseur verantwortlich für Erfolgsfilme wie «Mein Name ist Eugen» (2005), «Sennentuntschi» (2010) und «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse» (2018).
Bürgerliche halten Film im Zaum
In den 70ern entstanden plötzlich international beachtete gesellschaftskritische Schweizer Filme, was dazu führte, dass der Film bis heute von den Bürgerlichen als linkes Propagandainstrument betrachtet wird. Um das Geschäft mit Geld und Gold nicht zu beschmutzen, beschloss die bürgerliche Schweiz, den Film fördertechnisch in Zaum zu halten.
In Zahlen bedeutet das heute, dass zum Beispiel der Kanton Zürich das Opernhaus der Stadt Zürich jedes Jahr mit rund 80 Millionen Franken unterstützt und die Theater im Kanton zwischen 2020 und 2022 rund 32 Millionen Franken subventioniert hat. Der Film erhielt in derselben Zeit rund 17 Millionen.
So starben jahrzehntelang junge Träume von grossen Filmen schnell, aber seit einigen Jahren bietet die Zürcher Hochschule der Künste für das Erlernen von Berufen im Film eine der besten Infrastrukturen europaweit. Was dazu geführt hat, dass wir viel zu viele Filmschaffende ausgebildet haben, die keine Arbeit finden in einem Markt, der vom Staat kontrolliert auf kleiner Flamme gehalten wird.
Das System fördert Günstlinge
Das Geld vergibt der Staat nur an Produzenten, die sich als seriöse Geldverwalter beweisen. Wer einen Film drehen will, muss einen staatlich anerkannten Produzenten finden, der die Fördergelder reinholt. Leider gibt es immer mehr Produzenten, und so balgen sich zu viele Beteiligte um die knappen Fördertöpfe. Ein solches System fördert Günstlinge auf beiden Seiten, und wer es mal geschafft hat, in der Gunst der staatlichen Hand zu stehen, schliesst Pakte und nimmt Einfluss auf die Zusammensetzung der Kommissionen, welche die Gelder verteilen.
Die Romands waren schlauer als die Zürcher und haben vor ein paar Jahren ihre Förderung ans Bundesamt für Kultur gehängt, was dazu führte, dass mehr Filme aus der Romandie produziert werden, während sich die Zürcher Filmstiftung und das Bundesamt für Kultur (BAK) oft nicht einig sind. Deswegen ist in der Filmakademie die Romandie überproportional vertreten. Und weil eine Nominierung zwischen 5000 und 25'000 Franken bringt, schieben sie sich gegenseitig Nominierungen zu. So wird der Grundgedanke einer ehrlichen Akademie ad absurdum geführt.
Der Fisch stinkt vom Kopf
Das spürt auch das Publikum, und deswegen hat der Schweizer Filmpreis kaum mehr mediale Beachtung. 2009 und einige Jahre danach wurde die Verleihung noch im Fernsehen übertragen, verlor aber die Zuschauer und ist heute nur noch eine interne Branchenveranstaltung.
Es geht mir nicht darum, meine welschen Kollegen anzugreifen. Der Fisch stinkt vom Kopf und der Kopf ist unser Fördersystem, welches verantwortlich ist, dass das Volk den Quartz nicht kennt.
Deswegen trete ich aus der Akademie aus und fordere, den Schweizer Filmpreis abzuschaffen und das Fördersystem grundlegend zu überdenken. Sonst bleibt der Schweizer Film immer das ungeliebte Stiefkind der Künste. Dabei kann der Film Emotionen erzeugen wie kein anderes Medium. Mit Geschichten aus unserem Land.