So läuft ein Tag beim Circus Knie ab
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Blick hinter die Kulissen:So läuft ein Tag beim Circus Knie ab

Familienunternehmen mit Herz
Knies nehmen Familie ihrer 14 ukrainischen Artisten auf

Am Freitag eröffnet der Nationalcircus Knie seine Saison in Rapperswil SG. Blick berichtet in der grossen Reportage, was hinter den Kulissen passiert und wie sehr sich die Familie für ihre 14 ukrainischen Artistinnen und Artisten einsetzt.
Publiziert: 17.03.2022 um 00:44 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2022 um 15:02 Uhr
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Zirkusdirektorin Géraldine Knie hat in der viertletzten Reihe ihren Regieplatz.
Foto: Philippe Rossier
Flavia Schlittler (Text), Philippe Rossier (Fotos)

Während sich der Himmel über der Schweiz vom Saharastaub orange färbt, staubt das Sägemehl in der Manege des Circus Knie in Rapperswil SG. Blick schaute am Dienstag hinter die Kulissen des Nationalcircus. Die erste warme Mahlzeit gibts für die 90 Angestellten zwischen 11.15 und 12.30 Uhr. Im Mannschaftswagen – so der alte Name, der geblieben ist – werden verschiedene Essen ausgegeben. So, dass es dem Gusto der 13 Nationalitäten entspricht. Die weiteren 60 Mitarbeitenden kochen und essen in ihren Wohnwagen.

Schreinerin Laura Nauer (23) hat sich für Kartoffelgratin und Lamm entschieden, Logistiker Valentin Ustic (28) für Reis und Pouletbrust. Das Paar hat sich vor zwei Jahren bei der Arbeit im Knie kennengelernt, mittlerweile leben sie in einem gemeinsamen Wohnwagen.

Bastian Baker erholt sich mit Ingwertee von einer Erkältung

Um 13.00 Uhr beginnen die Proben, noch sind nicht alle Kostüme aus Paris angekommen, für die Saisoneröffnung am Freitag werden sie vor Ort sein. Also wird noch legere Kleidung getragen. Musiker Bastian Baker (30), der schon letztes Jahr mit den Knies tourte, litt an einer starken Erkältung und ist in den letzten Genesungszügen, sein Gesang kommt ab Band, statt vieler Worte gibts eine Thermosflasche voller Ingwertee. «Wir sind froh, dass er überhaupt dabei ist», sagt Zirkusdirektorin Géraldine Knie (49).

Sie freut sich, nach einer verkürzten Tournee vor zwei Jahren, die statt im März im September begann, und einer ebenfalls später angesetzten letztes Jahr nun wieder in maskenlose Gesichter schauen zu können, ein Zelt mit 2100 Plätzen gefüllt zu haben und bereit zu sein für die Tour de Suisse. «Wir wissen nicht, was alles noch auf uns zukommt, doch wir sind zuversichtlich, dass wir die Tournee voll durchziehen können», sagt sie. Ihr Motto: Immer positiv bleiben. Würde sich die Situation ändern, sei es halt so.

Auf dem Kiesplatz kommt uns Satiriker Viktor Giacobbo (70) entgegen. Zweimal tourte er mit dem Knie, doch nicht dieses Jahr, er sei in privater Mission da. In beiden Händen hält er je einen Papiersack gefüllt mit trockenem Brot. «Das bringe ich immer für die Tiere», sagt er, «und ich unterstütze Urs und Nadja bei der Regie».

Maycol junior interessierte sich bis Weihnachten nur für Traktoren

Vor dem Zelt führen die zwei, bekannt als die Komiker Ursus (52) und Nadeschkin (53), eine Kuh Richtung Manege. «Du hast das heute schon zweimal super gemacht», lobt sie Fee, auf der sie reiten wird. Sie touren zum dritten Mal mit dem Circus, dieses Mal hoffen sie, bis zum Ende. Mit dabei ist erneut ihr Sohn Sidney (11), der in die Rolle des kleinen Ursus schlüpft. Sein Freund Raoul (11) mimt Nadeschkin. Beide gehen wie Chanel Knie (11) in die Zirkusschule. Auch während der Tour wird morgens und abends gelernt.

Chanel hat nebst ihrer Ponynummer eine neue Rolle: Sie ist die Begleiterin ihres Bruders Maycol junior (4). Dieser gibt sein Manegen-Debüt ebenfalls mit Ponys, dabei unterstützt ihn Chanel. Für Patron Fredy Knie junior (75), der sich von einer Corona-Infektion erholt, sei dies ein kleines Wunder. «Bis zu Weihnachten interessierte er sich nur für Traktoren. Unser Credo war immer, alle in ihren Interessen zu stärken, also sah ich ihn später eher im technischen Bereich. Plötzlich kam er zu mir und sagte, er wolle etwas mit den Ponys machen. Seither ist er täglich in den Proben», schwärmt der Nonno, wie er von seinen Enkelkindern genannt wird.

Dass neben ihren beiden Grösseren nun auch ihr Kleinster in der Manege steht, erfüllt Géraldine Knie mit Stolz: «Es ist nicht selbstverständlich, dass durch meine Kinder Zirkusblut fliesst, umso mehr freut es mich.»

Es zeigt sich auch heute, dass der Circus Knie, der 1803 als Familienbetrieb gegründet wurde, Familie wirklich lebt. All ihren 14 Artistinnen und Artisten aus der Ukraine hat man angeboten, ihre Angehörigen zu sich zu holen. Zwei Frauen mit je einem Kind und eine weitere Frau sind schon hier. Die Knies kümmern sich um sie, stellen Wohnwagen zur Verfügung. Weitere Zuzüge sind in Abklärung. «Das ist für uns selbstverständlich», sagt die Zirkusdirektorin und nimmt auf ihrem Regiestuhl in der viertletzten Reihe wieder Platz.


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