Ihr neuer Job bringt sie zum Strahlen: Gut gelaunt führt uns TV-Moderatorin Eva Wannenmacher (50), die sich in den letzten Jahren in körperzentrierter Psychologie weitergebildet hat, beim Interview durch ihre Praxis. Ihr «Labor der Lebensfreude» hat die dreifache Mutter Ende 2020 in einer Zürcher Altbauvilla eingerichtet. Hier bietet die beliebte Fernsehfrau als Wegbegleiterin und Mutmacherin seither psychologische Coachings an – neu nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer.
Blick: Eva Wannenmacher, Sie führen seit einem Jahr als Lifecoach Ihre eigene Praxis. Was ziehen Sie für eine Bilanz?
Eva Wannenmacher: Eine sehr positive. Meine kühnsten Träume sind übertroffen worden: Ich habe viele neue Klientinnen gewonnen und meine Praxis erweitern können. Es hat sich sehr bewährt, dass ich gerade in dieser belastenden und unsicheren Zeit den Mut hatte, aktiv zu werden. Denn die Nachfrage nach Unterstützung in Form von psychologischem Coaching ist während Corona nur noch gestiegen.
Ihr Labor der Lebensfreude soll ein «sicherer Ort für Frauen» sein. Warum ist Ihnen das besonders wichtig?
Frauen sind noch immer viel weniger sichtbar als Männer. In meinen Workshops kommen Frauen zusammen, die sich vorher meist nicht kannten, und trotzdem ergibt sich sofort eine enorm positive Kraft. Sich gegenseitig auszutauschen und zu unterstützen, darin liegt ein grosses Potenzial. Wir Frauen sollten endlich aufhören, uns als Konkurrentinnen zu sehen.
Sie haben Ihre Karriere in den 1990er-Jahren gestartet, als Sender wie Tele Züri und das SRF fest in Männerhand waren. Trotzdem schien es Ihnen als junge Frau stets mühelos zu gelingen, sich durchzusetzen.
Das stimmt. Ich wurde so wahrgenommen und ernst genommen, wie ich bin. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass ich immer von starken Frauen wie meiner Mutter und meinen Grossmüttern umgeben war. Für mich ist es daher selbstverständlich, für mich einzustehen. Aber was wir früher tatsächlich nicht getan haben, war, über Gender-Themen zu sprechen, es war schlicht nicht in unserem Bewusstsein. Und bis heute gibt es in diesem Bereich noch viel Luft nach oben. Im Nationalrat liegt die Redezeit von Parlamentarierinnen weit unter jener ihrer männlichen Kollegen – das stellen wir Frauen auch immer wieder an Redaktionssitzungen fest. Es gibt noch viel zu tun, gesellschaftlich wie politisch, und die Zeichen stehen gut dafür: Wir erleben eine Zeit des neuen Feminismus. Unsere Zeit ist die Zeit der Frauen.
Ihre Praxis, die Sie als Frauenpraxis eröffnet haben, ist nun doch auch für Männer offen. Woher der plötzliche Sinneswandel?
Eva Wannenmacher wuchs in Bremgarten AG auf und machte ihre ersten journalistischen Erfahrungen als Volontärin beim «Bremgarter Bezirks-Anzeiger». 1994 startete die gelernte Kauffrau ihre TV-Karriere beim Zürcher Privatfernsehsender Tele Züri. Ab 1998 bis 2000 moderierte sie beim SRF die Nachrichtensendung «10 vor 10», ab 2003 bis heute den «Kulturplatz». Die dreifache Mutter, die auch im deutschen Fernsehen diverse Formate moderierte, gehört gegenwärtig zu den bekanntesten und erfolgreichsten TV-Moderatorinnen der Schweiz.
Eva Wannenmacher wuchs in Bremgarten AG auf und machte ihre ersten journalistischen Erfahrungen als Volontärin beim «Bremgarter Bezirks-Anzeiger». 1994 startete die gelernte Kauffrau ihre TV-Karriere beim Zürcher Privatfernsehsender Tele Züri. Ab 1998 bis 2000 moderierte sie beim SRF die Nachrichtensendung «10 vor 10», ab 2003 bis heute den «Kulturplatz». Die dreifache Mutter, die auch im deutschen Fernsehen diverse Formate moderierte, gehört gegenwärtig zu den bekanntesten und erfolgreichsten TV-Moderatorinnen der Schweiz.
Eine Freundin fragte mich plötzlich: Entspricht das wirklich deinem Weltbild, dass du deine Arbeit nur der Hälfte der Menschen zur Verfügung stellst? Das hat mir zu denken gegeben, und ich bin über die Bücher. Meine Praxis bleibt zwar hauptsächlich ein Ort für Frauen, sie will ich in erster Linie unterstützen, aber es sind auch Männer willkommen.
Was wünschen Sie sich von den Männern punkto Feminismus?
Schwierige Frage. Viele Männer sind verunsichert, und ich kann das verstehen, aber das ist natürlich nicht das Ziel. Denn gute Beziehungen können wir nur führen, wenn sich beide Geschlechter stark fühlen. Das bedeutet nicht, dass Männer so sein sollen wie Frauen. Das Anderssein ist entscheidend, in Beziehungen wie in der Sexualität.
Apropos Sexualität: Die ist in Ihrer Praxis ebenfalls ein grosses Thema. Wie hat die Pandemie unser Beziehungs- und Sexleben verändert?
Ganz unterschiedlich. Corona ist wie ein Brennglas, es vergrössert gute wie schlechte Umstände in einer Beziehung. Während der Pandemie spielte die Sexualität interessanterweise bei vielen meiner Klientinnen und Klienten eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger war ihnen, sich und ihre Rolle in der Beziehung neu zu überdenken. Viele kommen nach langjährigen Beziehungen an einen toten Punkt, gerade auch, wenn man Kinder hat – ich spreche da aus Erfahrung. Dann muss man sich überlegen, wie man eine Lösung findet und ob das bestehende Beziehungsmodell noch das richtige ist.
In letzter Zeit wurden offene Beziehungsformen wie Polyamorie immer mehr zum Thema – zu Recht?
Ich finde, alle Beziehungsformen sind okay, solange sie den Betroffenen auch wirklich entsprechen. Doch unsere Gesellschaft ist noch immer ziemlich moralisch im Urteilen über offene Beziehungsformen. Da braucht es noch Zeit und glaubwürdige Rollenmodelle, die das vorleben. Zum Glück sind aber in unseren Breitengraden patriarchale Strukturen in Beziehungen ein Auslaufmodell.
Sie haben sich kürzlich zum ersten Mal mit Ihrem neuen Partner gezeigt. Wie war das, sich während Corona neu zu verlieben?
Mit 50 eine neue Liebe zu finden, ist grossartig, mit und ohne Pandemie.