Schweizer Illustierte: Sven Epiney, insgesamt fast 200 Millionen Menschen schauen sich den ESC jeweils an. Was macht seinen Reiz aus?
Sven Epiney: Er ist eines der wenigen «TV-Lagerfeuer», die es noch gibt. Der Wettbewerbsgedanke existiert, aber im Vergleich zum Beispiel zur Fussball-WM ist die Vielfalt noch grösser. Und Musik ruft immer Emotionen hervor.
Die Veranstaltung hat vor allem in der LGBTQ-Community Kultstatus erreicht. Woran liegts?
Toleranz, Diversität und die künstlerische Vielfalt am ESC widerspiegeln auch die Farben des Regenbogens. Siegerinnen wie die transgeschlechtliche Dana International oder Travestiekünstlerin Conchita Wurst haben das ihre beigetragen.
Welches sind die grössten Änderungen beim ESC, seit Sie angefangen haben?
Es waren meist kleinere Neuerungen. Zum Beispiel, dass die Jury nur noch im Final zu 50 Prozent mitentscheidet. Oder die leicht modifizierte Reihenfolge der Punktevergabe, welche die Spannung länger aufrechterhält. Und natürlich der Einbezug von Social Media, der wieder ein neues und jüngeres Publikum dazugewonnen hat.
Bis 2018 durfte das SRF-Publikum mitentscheiden, wer uns am ESC vertritt, seither entscheidet eine Jury.
Und die erfreulichen und erfolgreichen Finalteilnahmen der Schweizer Acts seither sprechen für sich. Dazu unterstreichen die beiden Top-Five-Platzierungen von Luca Hänni und Gjon’s Tears diesen Effort, den wir jedes Jahr mit diesem Auswahlverfahren unternehmen.
Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.
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Bis dahin hatte die Schweiz eine gut 20-jährige ESC-Flaute mit Pleiten, Pech und einigen Nullnummern. Ihre Theorie?
Ganz so düster war es jetzt auch nicht. Die Schweiz hat sich immer wieder für den Final qualifiziert. Im Vergleich zu vorher wurde die Konkurrenz grösser. Und im Vergleich zu heute waren die eigenen Musikgeschmäcker der Länder noch prägender. Dank Social Media hat man sich da einander angenähert.
Heisst das, dass sich kulturell und sprachlich nahestehende Länder nicht mehr gegenseitig so viele Punkte zuschieben?
Das fällt gar nicht so ins Gewicht, wie man glaubt. Um in die Top Five zu kommen, brauchts mehr.
Was denn?
Ein Gesamtpaket aus einem guten Song, einer tollen Stimme, einem überzeugenden Auftritt – und vor allem Authentizität. Bezüglich all dieser Punkte bietet Nemo ein unfassbar gutes Päckli.
Ein Nemo-Sieg – Fluch oder Segen für uns?
Was für eine Frage! Es wäre doch grossartig, ESC-Gastgeberland zu sein. Ich bin sicher, wir könnten das stemmen.
Ihre liebsten ESC-Songs der Geschichte?
Abbas «Waterloo» ist natürlich kaum zu toppen. Céline Dions «Ne partez pas sans moi» ist der erste Hit, der mir vom TV her in Erinnerung blieb. Und als ich Conchita Wurst live «Rise Like a Phoenix» singen hörte, hatte ich Gänsehaut!
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