«Es musste schnell gehen»
Not-OP-Schock bei Ex-«Donnschtig-Jass»-Moderator Urs Kliby

Vor drei Jahren hat der Bauchredner Urs Kliby seine Karriere beendet. Seither geniesst er mit seiner Frau Ruth den Ruhestand. Überschattet wurde dieser von einem erneuten gesundheitlichen Rückschlag. Kliby musste sich einer Operation unterziehen.
Publiziert: 10.12.2023 um 10:42 Uhr
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Aktualisiert: 17.01.2024 um 17:25 Uhr
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Zu seinem 70. Geburtstag beendete Urs Kliby seine Karriere.
Foto: Thomas Meier
Irene Lustenberger, Glückspost
Glückspost

Mit seiner vorwitzigen Esel-Puppe Caroline brachte Urs Kliby (72) Generationen zum Lachen. Vor drei Jahren hat er seine Karriere beendet. In seinem Zuhause in Kreuzlingen TG blickt er zurück auf seine 50-jährige Karriere und spricht über Applaus, gesundheitliche Rückschläge und sein Liebesglück mit seiner Frau Ruth (77).

GlücksPost: An Ihrem 70. Geburtstag haben Sie Ihre Karriere beendet. Haben Sie das durchgezogen?
Kliby: Mit ein paar wenigen Ausnahmen ja. Coronabedingt holte ich einige Auftritte nach. Gerade eben war ich auf einer Flusskreuzfahrt mit dabei.

Wie hat sich Ihr Leben verändert, seit Sie nicht mehr auf der Bühne stehen?
Der Rücktritt war eine gute Entscheidung. Mein Schatz und ich haben mehr Zeit füreinander und geniessen unser Leben in Ruhe, ohne Stress und Hektik.

Und wie geniessen Sie das Leben?
Im Sommer sind wir oft auf unserem Wohnboot auf dem Bodensee. Im vergangenen Jahr kauften wir ein 9-Euro-Ticket, setzten uns jeden Morgen in den Zug Richtung Allgäu oder nach Baden-Württemberg und lernten wunderschöne Städte kennen. Wir sind auch sonst gerne zusammen unterwegs. Manchmal gehen wir auch einfach spontan «lädelen», etwas, das ich früher nie gemacht habe.

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Was vermissen Sie von Ihrer Zeit auf der Bühne am meisten?
Manchmal den Applaus. Aber nach über 6200 Auftritten in 50 Jahren hallt dieser zum Glück noch etwas nach (lacht). Denn ich werde auch heute noch auf der Strasse angesprochen und erhalte Fanpost. Wenn ich andere Künstler auf der Bühne sehe, kommt ab und zu leichte Wehmut auf.

Haben Sie Ihre Auftritte gezählt?
Ich habe alle Verträge in Ordnern aufbewahrt. Und jetzt hatte ich endlich Zeit, diese zu zählen.

Was macht eigentlich Caroline?
Sie ist im Blauring-Lager (grinst). Nein, im Ernst. Sie ist in meinem Büro in einem Koffer. Manchmal kommen Leute vorbei und wollen ein Foto mit uns machen.

Können Sie sich an Ihren ersten Auftritt erinnern?
1970, Grindelwald. Da war ich noch in der Lehre bei den SBB und wir hatten einen bunten Abend. Caroline gab es damals noch nicht. Ich führte einen Sketch auf und sagte meinem Chef am Telefon, was er zu tun hat. Prompt gewann ich den ersten Preis: ein General-Abo für einen Tag. Drei Wochen, bevor es abgelaufen ist, reiste ich von St. Gallen nach Bern, ass im Bahnhofbuffet einen Wurstsalat und fuhr wieder nach Hause.

Wenn es mit der Karriere als Bauchredner nicht geklappt hätte, welches wäre Ihr Plan B gewesen?
Ich war Stationsbeamter bei den SBB in Konstanz. Weil ich an den Wochenenden oft Auftritte hatte, wechselte ich in die Güterverwaltung. Nachdem ich die Zollschule absolviert hatte, arbeitete ich als Zolldeklarant. Wenn es mit der Karriere nicht geklappt hätte, wäre ich wohl bei den SBB geblieben.

Worauf sind Sie am meisten stolz?
Dass ich so viele Auftritte machen durfte und jeder für sich ein Highlight war. Und dass ich 50 Jahre lang den Menschen Freude bereiten durfte. Auch ich hatte immer Spass an meinem Job.

Gibt es etwas, das Sie bereuen oder lieber nicht erlebt hätten?
Die gesundheitlichen Rückschläge hätten nicht sein müssen. Aber zum Glück ist es jedes Mal gut herausgekommen und ich bin dem Tod ein paar Mal von der Schippe gesprungen. Ich hatte zwei Schlaganfälle, Krebs und eine Herzoperation mit vier Bypässen. Meine Frau hatte Brustkrebs. Und im März musste ich mich schon wieder einer Operation unterziehen.

Erzählen Sie, bitte.
Ich wusste ein halbes Jahr lang nicht, was ich genau hatte. Wenn ich mich bewegt habe, hatte ich Schmerzen im Bein, wenn ich stehenblieb, gingen sie weg. Und dann musste es schnell gehen, weil die Beine nur noch zu zwei Prozent durchblutet waren. Zwei Tage später haben drei Ärzte drei Stunden lang zehn Zentimeter Kalk aus meinem rechten Bein entfernt.

Das tönt dramatisch. Wissen Sie, woher die Verkalkung kam?
Wahrscheinlich Nachwirkungen des Rauchens, obwohl ich vor 20 Jahren aufgehört habe. Es könnte aber auch erblich bedingt sein.

Haben Sie Angst vor weiteren Rückschlägen?
Ja, man hat schon Respekt.

Achten Sie nun besser auf Ihre Gesundheit?
Ich bin gerne im Garten und bewege mich auch sonst öfter in der Natur. Mein Schatz und ich haben vor kurzem das Velofahren entdeckt.

Wären Sie lieber nochmals 20?
Nein, auf gar keinen Fall. Da müsste ich ja nochmals 40 Jahre arbeiten (lacht). Aber im Ernst: Wenn ich die momentane Weltlage betrachte, muss es wirklich nicht sein.

Gibt es auch etwas Schönes am Älterwerden?
Man wird ruhiger und hat mehr Zeit.

Glauben Sie an Gott?
Als Kind war ich oft in der Kirche. Ich war Ministrant, und wenn der Messner in den Ferien war, habe ich seine Aufgaben übernommen. Ich bin schon gläubig, ja. Ich glaube vor allem an eine höhere Macht.

Sie sind seit 46 Jahren mit Ruth verheiratet und sagen Ihr immer noch Schatz. Was ist euer Rezept für eine glückliche Ehe?
Wir haben viele gemeinsame Interessen, lassen einander aber unsere Freiräume.

Ihre Frau ist Bernerin. Wo haben Sie einander kennengelernt?
Bei einem Auftritt. In Thun gab es damals die monatliche Veranstaltung «Üse Lade». Dort konnte jeder auftreten, der wollte. Ich begleitete einen befreundeten Journalisten dorthin und meldete mich spontan zum Mitmachen an. Mein 15-minütiger Auftritt kam so gut an, dass ich für die Oberländische Herbstmesse in Thun engagiert wurde. Ruth war dort Ehrendame, und so lernten wir uns kennen. Ich wusste von Anfang an, dass sie die Frau fürs Leben ist.

Können Sie sich ein Leben ohne Ruth vorstellen?
Nein, überhaupt nicht. Wir sind ein eingespieltes Team. Früher haben wir spasseshalber gesagt, Ruth arbeite im Innendienst, ich im Aussendienst. Heute helfe ich ihr beim Putzen oder in der Küche, sie mir dafür im Garten.

Apropos Küche: Haben Sie mittlerweile kochen gelernt?
Nein. Ich helfe Ruth beim Rüsten. Was ich aber hervorragend kann, ist Bierfuhrmannsalat – Wurstsalat mit Rösti.

Und dieser Bierfuhrmannsalat ist auch Ihr Lieblingsessen?
Nein, das ist Ghackets mit Hörnli und Apfelmus.

Was essen Sie gar nicht gerne?
Kutteln.

Caroline und Sie haben jahrelang die Schweiz zum Lachen gebracht. Worüber lachen Sie selbst?
Über Situationskomik und die versteckte Kamera.

Und wann vergeht Ihre gute Laune?
Das kommt selten vor. Aber Unpünktlichkeit geht mir gegen den Strich.

Urs Kliby persönlich

Urs Kliby, ehemals Kliebenschädel, wurde am 24. Dezember 1950 geboren. Nach seiner Lehre bei den SBB arbeitete er einige Jahre als Zolldeklarant. Schweizweit bekannt wurde der Bauchredner 1977, als er zusammen mit seiner Esel-Puppe Caroline in der TV-Sendung «Teleboy» auftrat. In seiner 50-jährigen Karriere verkaufte er über eine Million Tonträger und gewann fünf Goldene sowie zwei Platin-Schallplatten. Mit dem Lied «Lache isch gsund» trat er 1989 beim «Grand Prix der Volksmusik» auf. In den 1990er-Jahren moderierte er den «Donnschtig-Jass». 2020 beendete er seine Karriere. Kliby ist seit 1977 verheiratet und wohnt in Kreuzlingen TG.

Urs Kliby, ehemals Kliebenschädel, wurde am 24. Dezember 1950 geboren. Nach seiner Lehre bei den SBB arbeitete er einige Jahre als Zolldeklarant. Schweizweit bekannt wurde der Bauchredner 1977, als er zusammen mit seiner Esel-Puppe Caroline in der TV-Sendung «Teleboy» auftrat. In seiner 50-jährigen Karriere verkaufte er über eine Million Tonträger und gewann fünf Goldene sowie zwei Platin-Schallplatten. Mit dem Lied «Lache isch gsund» trat er 1989 beim «Grand Prix der Volksmusik» auf. In den 1990er-Jahren moderierte er den «Donnschtig-Jass». 2020 beendete er seine Karriere. Kliby ist seit 1977 verheiratet und wohnt in Kreuzlingen TG.

Sie haben am 24. Dezember Geburtstag. Wie war das für Sie als Kind?
Ich hatte nie Probleme damit, meine Geschwister schon eher, weil ich mehr Geschenke erhielt als sie. Meine Grossmutter hat dann irgendwann begonnen, die Geschenke für meine Schwester und meinen Bruder – also zum Beispiel Ober- und Unterteil des Pyjamas – separat einzupacken. Dazu gab es einen Kalender. So hatten dann auch meine Geschwister mehrere Geschenke. Meine Eltern hatten ein anderes System. Weil wir katholisch erzogen wurden, feierten wir den Namenstag auch. So erhielt ich das Geburtstagsgeschenk von meinen Eltern jeweils am 30. September, meinem Namenstag.

Wie feiern Sie Ihren Geburtstag heute?
Mit einem Tag der offenen Türe, an dem Freunde und Nachbarn zum Anstossen vorbeikommen. Am Abend gibt es dann jeweils Fleischkäse mit Kartoffelsalat. Das gab es schon, als ich noch Kind war. Ohne dieses Menü ist für mich weder Geburtstag noch Weihnachten.

Welches ist Ihr Lebensmotto?
Die einen kennen mich, die anderen können mich. Es gibt halt Neider, wenn man Erfolg hat.

Wovor haben Sie Angst?
Vor weiteren gesundheitlichen Rückschlägen.

Wie möchten Sie in Erinnerung bleiben?
Die Menschen sollen mich so in Erinnerung behalten, wie sie mich auf der Bühne erlebt haben: als cooler, humorvoller, liebenswürdiger Mensch.

Haben Sie noch unerfüllte Wünsche?
Mein Schatz und ich haben so viel erlebt und gesehen, dass ich keine Wünsche mehr habe. Ausser Gesundheit

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