Ein halbes Jahrhundert begeisterte Bauchredner Kliby mit seiner Puppe Caroline Gross und Klein. Jetzt hört er auf. Das wird viele traurig stimmen. BLICK erzählt er, was er jetzt vorhat.
BLICK: Kliby, Sie haben zu Ihrem 70. Geburtstag Ihren Rücktritt von der Bühne angekündigt. Nennen Sie sich künftig wieder Urs Kliebenschädel?
Kliby (lacht): Nein, diesen gefährlichen Namen trage ich schon lange nicht mehr. Wissen Sie, was Kliebenschädel bedeutet? In unserem Familienwappen gibt es zwei gekreuzte Beile. Das sind Schädelspalter. Ich stamme von Henkern ab. Seit 50 Jahren bin ich daher auf der Bühne nur der Kliby. Schon meine Schulkollegen nannten mich liebevoll «Klibely». Seit dem 22. September 1988 ist Kliby, gestützt durch einen Bundesgerichtsentscheid, auch mein Familienname.
Ihr Rücktritt wirkt wie ein radikaler Bruch. Gefällt Ihnen die heutige Comedy-Welt nicht mehr?
Damit hat das nichts zu tun. Mir gefiel einfach die Zahl 70, und ich stehe auch seit 50 Jahren auf der Bühne. Alles runde Zahlen. Die meisten gehen mit 65 in Pension, Kurt Felix hörte schon mit 50 auf. So radikal ist der Rückzug nicht, ich habe ihn seit bald einem Jahr geplant.
Aber bringen Sie die vielen jungen Comedians noch zum Lachen?
Nicht alle, das sage ich ehrlich. Der Humor ist heute oft nur noch unter der Gürtellinie. Es wird auf der Bühne zu viel beleidigt und blossgestellt. Das gefällt mir nicht. Ich mag den Kindermund und Wortspiele. Ein Humor, der sich nur gegen Personen richtet, ist bei mir tabu.
Wie wurden Sie eigentlich Bauchredner?
Bei der Musterung zum Militär sagte mir ein Dienstarzt, ich würde falsch atmen. Zu Hause las ich dann ein Buch, in dem erklärt wurde, dass gerade diese Art der Atmung Voraussetzung fürs Bauchreden ist. Das klang sehr spannend. Ich begann dann zu üben und stand drei Jahre später prompt auf der Bühne.
Und dann ging es sofort nach oben?
Nein, Kurt Felix sagte zuerst: «Für die Bühne reicht es zwar, aber fürs Fernsehen bist du noch nicht gut genug!» 1977, zwei Jahre später, holte er mich dann trotzdem in den «Teleboy». Die ganze Nation verliebte sich sofort in Caroline. Wir hatten über zwei Millionen Zuschauer. «Waaaahnsinnig», würde Caroline sagen.
Wie wurde Caroline eigentlich erschaffen?
Meine Frau Ruth und ich mochten Tiere, die als Motive auf einen Pyjamasack geklebt waren. Eines davon war eine Eselin, und ich sagte zu Ruth: «Kannst du mir so eine Puppe nähen?» Und das tat sie. Voilà!
Sie feiern Ihren Geburtstag an Heiligabend. War das als Kind nicht ärgerlich?
Eher für meine Geschwister. Sie hatten immer weniger Päckli unter dem Tannenbaum als ich. Die Grossmutter hatte schliesslich Erbarmen mit ihnen. Wenn es zum Beispiel einen Trainer als Geschenk gab, dann verpackte sie für meine Schwester und meinen Bruder Oberteil und Unterteil separat. Dazu gab es einen Kalender. So kamen sie dann auch zu drei Geschenke.
Sie und Ihre Frau mussten einige gesundheitliche Rückschläge verkraften. Wie haben Sie das alles überstanden?
Ja, wir mussten wirklich viel bewältigen. Ich hatte ja zwei Schlaganfälle innert drei Wochen, Prostatakrebs und eine Herzoperation mit vier Bypässen. Gleichzeitig wurde bei meiner Frau Ruth noch Brustkrebs diagnostiziert. Aber das Schicksal hat uns beide noch enger zusammengeschweisst. Wir schauen gut zueinander. Gerade vor ein paar Tagen war ich wieder – wie immer im Advent – zur Nachkontrolle. Jedes Mal, wenn der Arzt den Daumen hochhält, ist dies das schönste Weihnachtsgeschenk. Es ist alles in Ordnung! Auch bei Ruth ist alles bestens. Ich bin sehr glücklich mit ihr. Jetzt im Advent dekoriert sie das ganze Haus mit Engeln, Samichläusen und Rehlein. Wunderschön.
Werden Sie sich gegen Corona impfen lassen?
Wir warten noch ein wenig ab und verfolgen, wie es um Nebenwirkungen steht.
Gibt es etwas in Ihrem Leben, das Sie bereuen?
Ich war immer sehr pünktlich, ordentlich und familienfreundlich. Ein bisschen ein pingeliger Mensch. Ich habe immer alles wahnsinnig ernst genommen. Vielleicht zu ernst.
Sie und Ihre Frau sind seit 44 Jahren verheiratet. Wie schwer ist der Gedanke daran, dass ein Teil den anderen überleben wird?
Es ist immer schwer, jemanden zu verlieren. Aber wir leben im Hier und Jetzt. Den Gedanken an den Tod blenden wir bewusst noch aus. So können wir besser weiterleben.
Kliby, geboren am 24. Dezember 1950 als Urs Kliebenschädel, ist gelernter Zolldeklarant und arbeitete zuerst am Billettschalter der SBB in Kreuzlingen. Zusammen mit seiner Esels-Puppe Caroline feierte er als Bauchredner seit den 1970er-Jahren grosse Erfolge, vor allem in TV-Shows wie «Teleboy». Er verkaufte über eine Million Tonträger, gewann 20 Goldene, 12 Platin-Schallplatten sowie einen Diamant-Award. 1981 trat er in «Wetten, dass..?» auf. 1989 nahm er mit dem Lied «Lache isch gsund» beim Grand Prix der Volksmusik teil. In den 1990er-Jahren moderierte er auch den «Donnschtig-Jass». Kliby ist verheiratet und lebt in Kreuzlingen TG.
Kliby, geboren am 24. Dezember 1950 als Urs Kliebenschädel, ist gelernter Zolldeklarant und arbeitete zuerst am Billettschalter der SBB in Kreuzlingen. Zusammen mit seiner Esels-Puppe Caroline feierte er als Bauchredner seit den 1970er-Jahren grosse Erfolge, vor allem in TV-Shows wie «Teleboy». Er verkaufte über eine Million Tonträger, gewann 20 Goldene, 12 Platin-Schallplatten sowie einen Diamant-Award. 1981 trat er in «Wetten, dass..?» auf. 1989 nahm er mit dem Lied «Lache isch gsund» beim Grand Prix der Volksmusik teil. In den 1990er-Jahren moderierte er auch den «Donnschtig-Jass». Kliby ist verheiratet und lebt in Kreuzlingen TG.
Und was soll einmal in Ihrer Todesanzeige stehen?
«Lache isch gsund!» wäre doch schön. Es ist auch die Titelzeile des Lieds, mit dem Caroline und ich 1989 beim Grand Prix der Volksmusik teilgenommen haben. Ich möchte den Leuten sagen: «Seid nicht so traurig, lacht einfach viel.»
Was passiert jetzt eigentlich mit Caroline?
Sie kommt ins Museum. Ich wurde ja bereits dieses Jahr im historischen Museum Frauenfeld als Teil der Ausstellung «Thurgauer Köpfe» geehrt. Da die Ausstellung nächstes Jahr nochmals gezeigt wird, habe ich beschlossen, die Original-Caroline, die ja in Pension geht, zur Verfügung zu stellen.
Caroline im Museum. Das können Sie dem Kind nicht antun.
(Lacht) Ab Oktober darf sie ja wieder heimkehren. Und wieder in ihrem klimatisierten Köfferchen schlafen. Ganz fertig ist ja ohnehin noch nicht. Wir haben noch zwei Auftritte, die ich wegen Corona verschieben musste. Da ist Caroline natürlich auch dabei.
Glauben Sie, dass Caroline Ihnen ein Geschenk macht?
Sie schenkt mir mehr Freizeit. Und gibt uns Tipps. Zum Beispiel hat sie uns das Senioren-Memory empfohlen.
Wie geht das?
Wir steigen jede Woche zweimal in den Keller. Wer sich zuerst erinnert, was wir dort wollten, hat gewonnen.
SRF 1 widmet Kliby und Caroline an Heiligabend um 21.30 Uhr eine ganze Sendung (Wiederholung am 27. Dezember, 18.10 Uhr). Und am 28. Dezember sind die beiden in «1 gegen 100» zu sehen.