Als Claus Theo Gärtner (81) vor elf Jahren sein Alter Ego Josef Matula in Pension schickte, war Schluss, nach 300 Folgen. «Ein Fall für zwei» ohne den knorrigen Privatschnüffler? Undenkbar! Eine neue Krimiserie musste her. Am besten wieder eine mit einem Anwalt-Detektiv-Gespann.
Dummerweise fiel den kreativen Köpfen vom ZDF kein besserer Titel ein. Darum entschieden sie sich einfach, «Ein Fall für zwei» mit neuer Besetzung weiterzuführen. Und so nahmen im Mai 2014 Antoine Monot (heute 49) als Anwalt Benni Hornberg und Privatdetektiv Leo Oswald (Wanja Mues; 50) ihren ersten Fall in Angriff. Trotz allgemeiner Skepsis fand die Neuauflage – in Deutschland etwas zögerlicher als in der Schweiz – ihr Publikum. Die Quoten pendeln bei SRF 1 so zwischen 25 und 30 Prozent Marktanteil.
Im Gespräch mit tele.ch erzählt der Halbschweizer Antoine Monot, was ihm das Zehnjährige bedeutet, wie es war, in die Fussstapfen von Günter Strack & Co. zu treten, und wie mühsam es ist, stets mit den Vorgängern verglichen zu werden. «Sprechen Sie überhaupt noch unsere Mundart, Herr Monot? «Scho sicher!», kommt’s wie aus der Pistole geschossen, «ich red immer gärn wider Schwiizertüütsch.»
Herzliche Gratulation zum Jubiläum. Wobei, für Sie ist das Zehnjährige ja ein alter Hut. Sie haben kürzlich bereits die elfte Staffel abgedreht.
Antoine Monot: Danke. Und ja, das ist richtig: Staffel 11 wird aber erst 2025 ausgestrahlt. Die aktuellen Jubiläumsfolgen laufen ab dem 13. September im ZDF. Auf SRF 1 geht es sogar schon am Dienstag, 3. September, los.
Sind Sie zufrieden mit dem Resultat?
Sehr. Und es macht immer noch riesigen Spass. Wir haben uns in den zehn Jahren echt weiterentwickelt, wenn ich mir so die allerersten Folgen anschaue. Man kann sagen, wir sind erwachsen geworden und an einem Punkt angelangt, an dem wir spannende und gut besetzte Kriminalfälle erzählen.
Die Quoten bestätigen das und halten bei uns gut mit den anderen Dienstagskrimis mit.
Ja, ich verfolge die Einschaltquoten bei SRF ebenfalls und freue mich, dass wir bei euch so gut ankommen. Ein grosses Dankeschön an unser Schweizer Publikum.
In Folge 2 – das darf man verraten – überwerfen sich Benni und Leo. Braucht’s von Zeit zu Zeit Reibereien zwischen dem eingeschworenen Duo, um es quasi aufzubrechen?
Ja, ich finde schon. Benni und Leo sind ja ein typisches «Odd Couple». Ein seltsames Paar wie Jack Lemmon und Walter Matthau anno dazumal. Oder Charlie Sheen und sein Serienbruder in «Two and a Half Men». Wenn die zwei Figuren immer im Einklang agieren, dann wird das Ganze schnell langweilig und verliert an Reiz. Daher sind diese Auseinandersetzungen wichtig für die Dramaturgie. Und wenn sich die Protagonisten wegen der Ermittlungsmethoden streiten, wirkt das stark auf das Konfliktpotenzial. Das zu spielen, bereitet Wanja Mues und mir grossen Spass. Erst recht, weil wir uns im richtigen Leben hervorragend verstehen.
Ein weiteres Grundprinzip von Krimis scheint zu sein, dass die Ermittler weder Familie haben noch liiert sind.
Das ist kein Krimi-Grundprinzip. Aber wir müssen unsere Fälle nach 60 Minuten zu Ende erzählt haben. Da bleibt schlicht zu wenig Zeit für Privatkram. Wir konzentrieren uns auf den Kriminalfall, diese Entscheidung haben die Macher gleich zu Beginn ganz bewusst gefällt.
Ihr seid immer noch die Neuen und werdet oft mit euren Vorgängern verglichen, allen voran mit Matula. Nervt das?
Im Gegenteil. Wir hatten das Glück, ein sehr erfolgreiches Format zu übernehmen. Dass wir in die Fussstapfen von Matula, Dr. Renz (gespielt von Günter Strack; Anm. der Red.) und Co. treten durften, betrachten wir als grosse Ehre. Und doch haben wir uns mittlerweile emanzipiert und ein eigenständiges Krimiformat entwickelt.
Sie sind auch noch als titelgebender Kommissar in der RTL-Krimireihe «Behringer und die Toten» zu sehen. Mussten Sie das ZDF vorher um Erlaubnis fragen?
Nein, das ZDF hat mich nicht exklusiv unter Vertrag. «Ein Fall für zwei» ist aber meine Krimiheimat.
Sie hatten und haben auch sonst noch andere Engagements, beispielsweise die Comedyshow «Knallerkerle» auf Sat 1. Machen Sie das bewusst, um das Schicksal von Claus Theo Gärtner zu verhindern, der stark in der Matula-Rolle gefangen war?
Nein. Natürlich identifiziert mich das Publikum sehr mit dem Anwalt Benni Hornberg, weil «Ein Fall für zwei» die meisten Zuschauer hat. Aber «Knallerkerle» zum Beispiel läuft bei Youtube rauf und runter, was zur Folge hat, dass ich auch auf dieses Format noch immer oft angesprochen werde.
Stichwort Youtube: Dank den Streamingdiensten werden uns wöchentlich dutzende neue Krimiserien bereitgestellt. Spürt ihr beim Fernsehen diese starke Konkurrenz?
Also generell kann man sagen, dass Filmschaffende dank den Streamingdiensten mehr Arbeit haben. Doch jetzt gerade verändert sich alles wieder. Die Streamer sind dabei, ihren Output zurückzufahren. Ich glaube, uns kommt zugute, dass der ZDF-Freitagskrimi bzw. der SRF-Dienstagskrimi seit Jahrzehnten eine Konstante im TV-Programm ist. Die Zuschauerinnen und Zuschauer wissen das zu schätzen.
Sie sind teilweise in der Schweiz aufgewachsen, sprechen Schweizerdeutsch und Französisch, leben aber seit Jahrzehnten in Deutschland. Haben Sie noch eine Beziehung zur Schweiz?
Ja, meine Mutter lebt noch in Zürich, und mein Vater stammt aus Lausanne. Dann habe ich noch weitere Familienangehörige in der Nähe von Neuchâtel. Das Weihnachtsfest feiere ich abwechselnd in der Schweiz und in Deutschland mit meiner Frau. Ich fahre also immer noch regelmässig und vor allem sehr gerne in meine Heimat.
Gibt es «Ein Fall für zwei» mit Ihnen und Wanja Mues auch in zehn Jahren noch?
Das hoffe ich doch! Wanja und ich haben immer noch grossen Spass an unseren Figuren. Aber jetzt fokussiere ich mich erst mal auf diese ersten zehn Jahre und freue mich auf die Ausstrahlung der Jubiläumsstaffel. Dass man etwas zehn Jahre lang machen darf, ist in unserem Business keine Selbstverständlichkeit mehr.