Darum gehts
Es war einmal: So beginnen Märchen, die von alten Männern mit Bärten handeln. Die Männer hier sind noch taufrisch. Die Bärte sind längst weg. Und die Geschichte ist wahr. Blick trifft Georges «Schöre» Müller (71) und Christoph «Stöffu» Kohli (75), die sich 1972 zusammen mit «Stöffus» Bruder Matthias «Matthi» Kohli (74), Daniel «Dänu» Stöckli und Gualtiero Bonaconza zur Band Grünspan formieren.
Das Quintett verfolgt einen ähnlichen Traum wie Rumpelstilz mit Polo Hofer (1945–2017) in Interlaken BE: mit Mundartrock die Welt oder doch zumindest die Schweiz zu erobern und von der Musik zu leben. Eine erste Wegmarke setzen sie 1974 mit dem mittlerweile ikonischen Song «Bärner Rock», der dem Genre einen Namen gibt und eine ironische Kampfansage der Städter an Rumpelstilz aus dem Oberland ist.
«Aber der wichtigste Grund, warum es uns immer noch gibt, ist schon der Geist der Hämlismatt», sagt Kohli. Die Hämlismatt ist ein Weiler in der Gemeinde Arni bei Biglen BE. Kohli erinnert sich: «Wir sassen gerade auf der Münsterplattform in Bern und jammten. Da kam ein gewisser ‹Dächsu› aus Biglen vorbei und erzählte uns, bei ihm in der Nähe gebe es ein Bauernhaus, das schon länger leer stehe. Wir fuhren hin. Und zu unserem grossen Erstaunen wollte uns der Besitzer das Haus tatsächlich vermieten.»
«Zuerst waren wir die Feinde, die Bösen»
Im Nachhinein merkten sie auch, weshalb. Müller sagt: «Der Bauer wollte ausbauen, doch die Nachbarn behinderten ihn mit Einsprachen. Nun setzte er ihnen quasi als Retourkutsche fünf wilde Musiker aus der Stadt vor die Nase. Zuerst waren wir die Feinde, die Bösen. Wenn wir irgendwo hingingen, schrie man uns ‹Sauhund› hinterher. Aber am Schluss mochten uns alle und es fiel sogar auf, wenn wir einmal nicht übten.»
1975 – im eigentlichen Gründungsjahr von Span – kommt es zum grossen Umbruch. Stöckli und Bonaconza verlassen die Band, Dänu Siegrist (70) und Housi Wittlin (77) stossen neu dazu. Müller: «Dänu sagte, ich mag nicht bei Grünspan spielen. Wir sagten, gut, dann lassen wir einfach das ‹Grün› weg. Schon damals nannten uns alle Leute einfach ‹d’Schpän›.»
Neun Jahre wohnen Span in der Hämlismatt, geübt wird im Kartoffelkeller, meistens täglich und diszipliniert. Am Anfang ist die Künstlerexistenz steinig. Müller: «Wir lebten damals in erster Linie für die Musik statt davon. Wir waren aber auch sehr anspruchslos. Die Miete des Bauernhauses kostete 335 Franken. Und etwas zu essen gab es immer. Doch in dieser Zeit waren Rauchen und Musikmachen sowieso wichtiger als das Essen. Und was hiess Profi damals schon?»
Kohli sagt: «Aufs Land zu ziehen, war damals in gewissen Kreisen en vogue. In der Hämlismatt führten wir viele Grundsatzdiskussionen und nabelten uns als junge Männer von zu Hause ab. Die WG schweisste uns zusammen.»
Auf dem Weg zum «Louenesee»
Mit den 1970er-Jahren geht diese Ära zu Ende. Die Musiker entwickeln sich, auch privat. Ebenfalls eine wichtige Rolle in der Reformation spielt Polo Hofer von Rumpelstilz, die 1976 mit «Kiosk» und «Teddybär» bereits die ersten Hits landen. Von 1978 bis 1982 sind sie mit ihm unter dem Namen Polo’s Schmetterding unterwegs.
«Als Polo uns engagierte, riss das die alten Strukturen auf. Wir bekamen plötzlich Gagen, zuerst 150 bis 200, am Schluss 400 Franken. Das erweiterte die Möglichkeiten und den Spielraum. Und weichte den inneren Kern, die verschworene Gemeinschaft ‹Span gegen den Rest der Welt›, etwas auf», so Müller.
1983 erscheint Spans Überhit «Louenesee», für den sich Müller am gleichnamigen See oberhalb von Gstaad BE inspirieren lässt. «Selbstverständlich gehört der Song auch heute noch zu unserem Live-Repertoire», sagt er.
«Das hat uns durchgeschüttelt»
Charakteristisch für Span ist auch, dass sich hier zwei Brüderpaare treffen. Einerseits Christoph und Matthias Kohli, andererseits «Schöre» und Stefan W. Müller, der 1985 zur Band stösst. «Das ergab eine spezielle Konstellation. Und durch die Besetzungswechsel mussten wir uns immer wieder neu orientieren und Lösungen suchen. Aber wir waren und sind sehr beständig», sagt «Schöre» Müller.
Der stärkste Einschnitt in der Bandgeschichte ist wohl der Moment, als Drummer Matthias Kohli 2008 aussteigt. «Das hat uns durchgeschüttelt», sagt sein Bruder. «Wir wussten nun: entweder oder.»
Müller sagt: «‹Stöffu› und ich schauten uns an und sagten sofort: Wir machen weiter. Und das Beste, was uns nach dem Abschied von ‹Matthi› passieren konnte, war, dass mit Matthias Nydegger ein junger Drummer mit viel Elan und Übermut kam. Das machte die Band besser und stabiler. Auf diesem Level sind wir noch heute. Und den Biss haben wir sowieso nie verloren. Das innere Feuer lodert.»
Momentan sind Span auf Jubiläumstournee mit mehreren Dutzend Daten. Die Mühle Hunziken ist schon dreimal ausverkauft, dazu kommen die beiden Special-Shows im Theater National vom 4. und 5. April.
«Was wir jetzt machen, ist kein Ausfransen, sondern ein Weiterziehen», sagt Müller. «Ich lebe für die Musik. Sie ist mein Lebenselixier, der tiefere Sinn meines Daseins.»
Und Kohli sagt: «Musiker zu sein, ist der beste Job, den man haben kann, er hält mich wach und jung. Musik zu machen und davon zu leben, war als Teenager mein Traum. Dafür, dass ich diesen Traum verwirklichen konnte und heute noch auf der Bühne stehen darf, bin ich unendlich dankbar.»
Ein Denkmal für Span
So lebt der Geist der Hämlismatt weiter. Nicht nur in der Band, sondern auch direkt an der Hausfront. Im Zuge einer Renovation hat der Sohn des damaligen Besitzers nämlich erst kürzlich eine Tafel mit der Inschrift «Spanhuus ir Hämlismatt» anbringen lassen.
Müller sagt: «Er hat uns in den 1970er-Jahren als kleiner Junge erlebt und sich damals wohl auch ein wenig gefürchtet vor den Männern mit den langen Haaren und den Bärten. Nun aber freut er sich über die illustre Vergangenheit. Und wir finden es schön, dass wir nun noch zu einem Denkmal gekommen sind, ohne dass wir es erwartet hätten.»
«D Gschicht vo 50 Jahr Span», Freitag, 4., und Samstag, 5. April, Theater National, Bern, Vorverkauf bei Ticketcorner.
Das neue Album «Auesiauem» ist soeben erschienen.
Spiele live mit und gewinne bis zu 1'000 Franken! Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ab 19:30 Uhr – einfach mitmachen und absahnen.
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