Sein dichtes, schlohweisses Haar hat er akkurat nach hinten gekämmt, das Seidenfoulard elegant um den Hals gelegt. Der Schalk blitzt auch an diesem grauen Dienstag aus Ted Scapas Augen. Stil ist der «Spielhaus»-Legende der 60- und 70er-Jahre des Schweizer Fernsehens auch mit 92 Jahren wichtig, sehr wichtig, wie er sagt. Heute feiert der Schweizer mit holländischen Wurzeln Geburtstag, versüsst wird dieser mit einer Zuger Kirschtorte.
Sein künstlerisches Markenzeichen sind noch immer fröhliche, bunte Bilder. Heute sitzt Scapa im Rollstuhl. «Letzten Sommer erkrankte er an Corona, was ihn körperlich sehr mitgenommen und ihn entsprechend geschwächt hat», sagt seine Tochter Tessa Scapa (56). Das Sprechen falle ihm in diesen Tagen schwer, seine Sprache sind die Bilder, die Worte übernimmt sie. Sie ergänzt: «Den Humor und die Freude an Farben und lustigen Formen hat mein Vater nie verloren, bei all den tragischen Schicksalsschlägen nicht.»
Lilo Pulver war eine der ersten Gratulantinnen
Der Künstler wurde vom Leben oft mit schwarzen, harten Strichen gezeichnet. 2005 verlor er seine Tochter Ghita (1963–2005) im Alter von 42 Jahren, die nach einer Zwillingsgeburt an den Folgen eines Aortarisses starb. Vor sechs Jahren verlor er seine grosse Liebe Meret (1930–2016), die Mutter seiner beiden Töchter.
Seinen Geburtstag feiert er in der Berner Altersresidenz Burgerspittel. Sein Zimmer ist voller Erinnerungen an seine Freunde, grosse Schweizer Künstler. Wie Jean Tinguely (1925–1991), mit dem Scapa während Jahren jeden Sonntag Gipfeli ass und über Autos, Tinguelys Lieblingsthema, sprach. Oder Bernhard Luginbühl (1929–2011), von dem Scapa mehrere Skulpturen besitzt. Seit zwei Jahren lebt er nun in seinem neuen Reich und hat in seiner Mitbewohnerin, Schauspiel-Legende Lilo Pulver (93), eine gute Freundin gefunden, mit ihr feierte er auch Weihnachten. «Immer wenn Lilo meinen Vater sieht, umarmt sie ihn sehr liebevoll, das sind schöne, heitere Momente», freut sich Tessa Scapa. Auch heute war Pulver eine der ersten Gratulantinnen.
Auch wenn der grosse Illustrator seinen Rollstuhl wohl nie mehr zur Seite stellen kann, sprüht er vor Ideen und plant bereits eine grosse Ausstellung im November nächsten Jahres. «Er lässt sich davon nicht aufhalten, seiner Fantasie waren noch nie Grenzen gesetzt. Die hält ihn in schönster Bewegung», so seine Tochter. In diesem Sinne: Happy Birthday, Ted Scapa.
