Während die Pandemie für viele Schweizerinnen und Schweizer eine psychische Herausforderung war, bedeutete der Stillstand für Dabu Bucher (42) die Rettung. Denn, so erklärte der Frontmann der Band Dabu Fantastic: «Ich hatte vorher eine depressive Episode. Hatte nicht mal mehr Freude an Konzerten.» Mit dem Lockdown im März 2020 konnte sich der Musiker sich selber annähern. Heute, fast vier Jahre später, sitzt ein anderer Dabu Bucher für ein Interview mit Blick in einem Café in Zürich. Einer, der in sich angekommen ist, der weiss, was er braucht und was eben nicht mehr.
Wie geht es Ihnen heute?
Dabu Bucher: Ich bin an einem sehr guten Punkt. Aber ich weiss, dass diese dunkle Seite in mir existiert, und ich spüre die auch. Letztens sagte eine Sechsjährige zu mir: «Ich bin so oft traurig, und ich weiss nicht, warum.» Und das ist genau das, was ich nie in Worte fassen konnte: Ich muss nicht immer nach einer Ursache suchen. Vielleicht bin ich halt einfach mal traurig. Dennoch arbeite ich daran, dass ich zum Beispiel lerne, mir selber Liebe zu geben, mir Gutes zu tun.
Was hat sich seit Ihrer depressiven Krise verändert?
Mein Leben hatte einen ganz anderen Plan als ich. Ich bin der Liebe wegen von Zürich nach Bern gezogen. Es ist das erste Mal, dass ich mit einer Partnerin zusammenlebe. Und das ist wirklich ein gutes Gefühl. Ich war lange nur für mich selber verantwortlich, war sehr viel allein. Das ist jetzt anders, was sehr schön ist. Ausserdem passt der Vibe in Bern besser zu mir.
Sie haben den Weg von Dabu Fantastic relativ eigensinnig verändert. Ihre Texte sind tiefsinniger, die Musik zugänglicher. Wie hat sich das bewährt?
Die Wahrnehmung uns gegenüber hat sich in den letzten Jahren komplett verändert – von einer Züri-Band zu einer Schweizer Band. Während der Tour waren alle Konzerte ausserhalb der Grossstädte komplett ausverkauft. Das waren alles Orte, wo wir noch nie waren. Das Urbane ist uns eigentlich nie wirklich gestanden.
Was meinen Sie damit?
Ich glaube, dass je mehr ich von meiner gekünstelten Coolness abgelegt habe, desto authentischer sind auch wir als Band geworden. Die Akzeptanz für unsere Musik ist gewachsen, weil sie echt ist und keine Fassade mehr hat.
Was war denn der Auslöser für diese Veränderungen?
Ein grosser Teil davon hat sich während der Pandemie angebahnt. Als ich mich fragen musste: «Will ich auch noch Musik machen, wenn ich dafür für den Rest des Lebens Budget-Spaghetti esse?» Die Antwort war ganz klar Ja, aber nicht unter jeder Bedingung. Es brauchte Mut, zu akzeptieren, dass ich nicht unter allen Umständen dazugehören muss. Das war ein echter Befreiungsschlag für mich. Seither komme ich auch komplett anders auf die Bühne. Viel gelöster.
Sie haben Ihre «So Easy»-Tour nach über einem Jahr jetzt abgeschlossen, wie easy wars?
Was ich mit dem Publikum habe erleben dürfen, war das pure Glück. Konzerte sind für mich sowieso wie Wellness. Daraus schöpfe ich mindestens so viel Energie, wie ich investiere.
Und wie ist die Zeit nach einer Tournee?
Dann muss ich wirklich auf mich aufpassen. Es gibt verschiedene Komponenten, die wegfallen. Das eine ist die Aufmerksamkeit und Liebe der Fans, die mir fehlen. Dann natürlich die gemeinsame Zeit mit der Band und der Crew und die Musik. Wenn das alles plötzlich wegbricht, entsteht schon ein Vakuum.
1981 in Mönchaltorf ZH geboren und dort mit drei Schwestern aufgewachsen, war Dabu Bucher schon früh begeisterter Musiker. Sein Berufswunsch: Polo Hofer werden. Zunächst musste aber ein «normaler» Beruf her, und Bucher wurde Primarlehrer. 2008 gründete er mit DJ Arts das Duo Dabu Fantastic, seit Jahren eine der erfolgreichsten Mundartbands. Dort verantwortet Dabu Bucher «eigentlich alles, ausser die Finanzen».
1981 in Mönchaltorf ZH geboren und dort mit drei Schwestern aufgewachsen, war Dabu Bucher schon früh begeisterter Musiker. Sein Berufswunsch: Polo Hofer werden. Zunächst musste aber ein «normaler» Beruf her, und Bucher wurde Primarlehrer. 2008 gründete er mit DJ Arts das Duo Dabu Fantastic, seit Jahren eine der erfolgreichsten Mundartbands. Dort verantwortet Dabu Bucher «eigentlich alles, ausser die Finanzen».
In Ihrem Song «Novembär» singen Sie: «Wir haben nie wirklich Geld gehabt.» Wie sind Sie aufgewachsen?
Wir waren vier Kinder. Mein Vater war Primarlehrer, meine Mutter hat als Hausfrau gearbeitet. Wir hatten immer genug, aber es gab nie Luxus. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar dafür, wie sie mit Geld umgegangen sind. Weil: Für Musikunterricht hat es immer gereicht. Ich hatte als Kind Schlagzeug-Lektionen. Als es dann darum ging, ob ich auch noch Klavierstunden nehmen kann, war das ein grosses Thema. Aber sie haben das zusammengekratzt.
Wie haben Sie damals als Familie Weihnachten gefeiert?
Ganz traditionell eigentlich. Obwohl, wenn ich darüber nachdenke: Wir bekamen als Kinder keine Weihnachtsgeschenke. Meine Eltern fanden, dass es an diesem Tag nicht um uns gehen soll, sondern um die Familie. Allerdings bekam jeder ein Buch. Denn sie sind, auch heute noch, der Meinung, dass ein gutes Buch ein hochwertiges Geschenk ist. Das ist auch noch heute Tradition in meiner Familie. Mein Vater investiert jeweils viel Zeit und macht sich viele Gedanken darüber, was passen könnte.
Und diese Weihnachten?
Wir verbringen immer noch alle Heiligabend im kleinen zerquetschten Holzhaus, in dem wir aufgewachsen sind. Meine Schwestern haben alle Nachwuchs, darum ist das eine ziemliche Kinderparty. Aber immer schön. Daneben geniesse ich die Ruhe rund um Weihnachten extrem. Es gibt in der Schweiz kaum eine Zeit, in der es so ruhig ist wie die Woche zwischen den Jahren.