«Wir sind das beste Beispiel für gelebte Toleranz»
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Büetzer Buebe Gölä & Trauffer:«Wir sind das beste Beispiel für gelebte Toleranz»

Büetzer Buebe im Rede-Duell um den Piks
So begründet Göla sein Impf-Zögern

Göläs Aussage, er sei im Gegensatz zu seinem Büetzer-Buebe-Bandkollegen Trauffer nicht geimpft, sorgte Mitte Juli für Aufregung. Im Interview mit Blick sprechen die beiden Berner Hit-Musiker erstmals über ihre unterschiedlichen Ansichten und Gemeinsamkeiten.
Publiziert: 13.08.2021 um 10:12 Uhr
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Aktualisiert: 13.08.2021 um 10:13 Uhr
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Die Büetzer Buebe Gölä (l.) und Trauffer in der Kiesgrube nahe Hofstetten bei Brienz, wo Trauffer wohnt und seine bekannte Holzspielwarenfirma führt.
Foto: ADRIAN BRETSCHER
Interview: Jean-Claude Galli

Blick trifft die Büetzer Buebe Gölä (53) und Marc Trauffer (42) in einer Kiesgrube nahe Hofstetten bei Brienz BE, wo gerade das Video für die zweite Single ihres neuen Unplugged-Albums gedreht wird.

Blick: Die beiden Letzigrund-Konzerte dieses Sommers sind seit längerem auf 2022 verschoben. Langweilig scheint Ihnen trotzdem nicht gewesen zu sein.
Trauffer: Die Büetzer Buebe wären eigentlich cool unterwegs gewesen. 2019 der Auftritt am Eidgenössischen Schwingfest, 2020 die Letzigrund-Konzerte, dann hätten wir wieder unseren eigenen Weg gemacht. Mittlerweile sind wir in der Pandemie hängen geblieben, alles zieht sich in die Länge. Deshalb haben wir jetzt noch ein zweites Album aufgenommen.

Dieses Jahr Grossanlässe in befriedigender Art durchzuführen, ist schwierig. Sind Sie froh, so früh die Konzerte verschoben zu haben?
Gölä: Das ist nicht schwierig, sondern unmöglich. Soll ich ehrlich sein? Trauffer hat immer Angst. Alle, die jetzt mit einem Projekt rausgehen, haben es einfacher, weil sie die neuen Bedingungen kennen. Bei uns ist es schwierig, weil wir schon alles ausverkauft hatten, als es noch gar kein Corona gab. Zweimal 40'000 Tickets. Wenn wir nur Geimpfte reinlassen könnten, würde das auf diese Menge enorm viel ausmachen. Die Leute haben schon bezahlt. Und wir können jetzt nur abwarten, bis die Welt wieder normal funktioniert.

Hat Corona für Sie auch positive Aspekte?
Gölä: Ich hatte eindeutig mehr Zeit für die Familie. Mehr Zeit über die wahren Werte des Lebens nachzudenken. Alles im Leben hat eine gute und eine schlechte Seite.

Trauffer: Auch ich hatte weniger Termine. Aber der Einschlag in der Gastronomie und Kultur war so brutal, dem kann ich wirklich nicht viel Positives abgewinnen.

Die Büetzer Buebe waren als vergnügliches Sonderprojekt angelegt. Hat Corona diesen Geist angegriffen?
Trauffer: Ich glaube, der Kern der Büetzer Buebe war immer, die arbeitende Schicht abzufeiern. Wir sind da für jene, die am Morgen früh aufstehen. Diese Leute waren nie so nötig wie jetzt. Es geht nicht darum, dass es die Büetzer Buebe nicht mehr lustig hätten. Corona hat gezeigt, dass es ohne Büezer nicht geht.

Die Kluft zwischen Ihnen und den Akademikern hat sich nicht vergrössert?
Gölä: Die Kluft ist gar nicht so gross, wie sie immer dargestellt wird. Entweder man mag sich oder nicht. Woher jemand kommt und was er mitbringt, spielt für mich keine Rolle.

Trauffer: Auch Ärzte haben untereinander Puff.

Gölä: Das grössere als wir.

Trauffer: All dieses Experten, die sich täglich widersprechen.

Gölä: Wenn wir auf dem Bau so wären, kämen wir zu nichts.

Trauffer: Da würde kein Haus fertig.

Sind bei den Büetzer Buebe die Rollen eigentlich klar definiert?
Gölä: Es gibt eine eigentliche Verschwörung zwischen uns. Wir haben abgemacht, dass wir niemals aufgeben und unsere Sache durchziehen.

Von aussen wirken Sie ein wenig wie «Guter Bulle, böser Bulle». Trauffer soft, Gölä hart ...
Gölä: Bitte sehr, ich bin derart einfühlsam.

Trauffer: Viele Leute fragen sich, weshalb wir zusammen auskommen. Weil wir echt so sind und uns nicht verstellen.

Ist es wirklich nie ein Problem, nicht auf gleicher Linie zu sein?
Gölä: Wir sind keine Klone. Probier mal, mit einer Frau, die du heiratest, ein Leben lang zusammen zu sein, schon das ist ein Wunder. Wir sagten, wir machen eine grosse Kiste, die wir alleine nicht geschafft hätten. Trauffer hat einen anderen Lebensstil als ich, das ist völlig normal. Sonst hätten wir ja auch dieselbe Frau. Und das wär auch nicht genial (lacht).

Trauffer: Die Büetzer Buebe lösen sich doch nicht auf, wenn sie mal nicht gleicher Meinung sind. Reibung braucht es, in jeder Familie, in jeder Firma. Reibung ist wichtig und bereichert das Leben. Wir sind das beste Beispiel für gelebte Toleranz und Demokratie. Wenn ich einen Werbesong für Raclette mache, findet Gölä das auch nicht so toll ...

Gölä: Also ich habe gern Raclette ...

Trauffer: Reklame, wolltest du sagen. Wir äussern uns beide, wie wir wollen und kommen genau gleich aus wie vorher.

Bei der Impffrage sind Sie sich auch nicht einig: Gölä hat vor kurzem in einem Interview mit dem Corona-Skeptiker Daniel Stricker auf dessen Youtube-Kanal erzählt, er sei nicht geimpft.
Gölä: Doch, bei der Impffrage sind wir uns sogar sehr einig. Wir sagen, wenn du dich impfen lassen willst, mach es, wenn nicht, lass es sein.

Trauffer: Ich verstehe den Kern des Problems nicht. Ich kenne keinen Betrieb, in dem sich jemand zwangsweise impfen lassen muss. In meiner Firma gibt es auch keine diesbezügliche Vorschrift. Das ist völlig okay und gehört zur Offenheit, die wir auch in der Band haben wollen. Ich selber bin zweimal geimpft und gehe ein drittes Mal, wenn es sein muss. Aber Gölä darf nach wie vor seine Meinung haben.

Hat sich diese seit dem Interview Mitte Juli geändert?
Gölä: Nein, ich will niemandem eine Impfdosis wegnehmen. Es sollen zuerst jene gehen, die sie brauchen und die sie wollen. ich finde das sozial. Ich komme dann später schon noch an die Reihe.

Also sind Sie kein Impfgegner?
Gölä: Nein, ich bin kein Impfgegner. Ich habe auch keine Angst vor der Impfung. Ich liess mich bislang einfach noch nicht impfen, weil ich für mich keine Notwendigkeit sah. Ich plane keine Auslandsreisen, will auch nicht in Nachtclubs. Ich wohne auf dem Land, sehe kaum Leute. Also gibt es für mich keinen Grund zur Eile. Ich habe früher alle Impfungen gemacht, die es gibt. Ich bin so viel gereist. Meine Kinder sind ebenfalls geimpft. Aber hier wollte ich mich nicht vordrängen. Stellen Sie sich vor, Trauffer und ich hätten uns beide früh impfen lassen. Dann hätte es geheissen: Promibonus, Promischeiss.

Aber Sie verstehen, dass es seltsam ist, wenn Veranstalter von ihren Gästen ein Impfzertifikat verlangen und und auf der Bühne steht dann ein nicht geimpfter Musiker?
Gölä: Aber in unserem Fall sind wir die Veranstalter. Und sonst treten wir ja nicht auf. Wir warten als Veranstalter auf den Tag, an dem wir wieder normal spielen können. Wir warten auf den Tag, an dem wir alle im Publikum gleichwertig und gerecht behandeln können.

Was sagen Sie zu Stars wie Nena oder Eric Clapton, die sich auf der Bühne über Covid-Massnahmen beklagen?
Trauffer: Wenn du als Musiker eine Gage im Bewusstsein annimmst, wie die Vorgaben sind, gibt es keinen Grund, den Löffel in die Luft zu schmeissen und zu schmollen. Was Nena macht, ist unnötig. Man muss konsequent sein, finde ich. Deshalb machten wir auch nie Konzerte im Internet. Unsere Fans wollen uns live sehen.

Gölä: Unsere Fans wollen ohne Maske mitsingen können. Und ich will sie ohne Maske singen sehen.

Frage an Trauffer: Sie haben aber nach Göläs Impfaussage schon auch die Empfehlung bekommen, Ihrem Kompagnon gut zuzureden?
Trauffer: Mein Sohn ist 19 und will sich momentan nicht impfen lassen. Er ist ein mündiger Bürger, den ich zu nichts zwingen kann. Und ich kann auch meine Angestellten nicht zwingen. Deshalb sage ich auch Gölä nicht, was er sollte und müsste. Er hat das Recht auf freie Meinungsäusserung.

Gölä: Mich geht es auch nichts an, ob sich Trauffer impfen lässt.

Trauffer: Wir haben eine Band zusammen, wir sind nicht verantwortlich für die Gesundheit des jeweils anderen. Aber in meinem Geschäft bin ich über jeden froh, der sich impfen lässt. Bei uns geht es wieder gegen das Weihnachtsgeschäft zu, da brauche ich möglichst alle.

Konnten Sie etwas voneinander lernen?
Trauffer: Das Wichtigste ist der gegenseitige Respekt.

Gölä: Trauffer kann Dinge, die ich nicht kann, Leute führen zum Beispiel. Aber es ist wirklich mehr Respekt, kein Lernen.

Trauffer: Gölä hat viel mehr Ausdauer und Präzision im Studio.

Gölä: Dafür macht Trauffer das ganze Internet-Ding. Ich halte im Gegenzug öffentlich meinen Kopf hin und spiele den Clown. Das ist eine Rolle, die Spass macht und die ich auch vor meinen Kindern einnehme.

Trauffer: So teilen wir uns auf, immer mehr, immer besser.

Wie sieht es am 26. September bei der Abstimmung zur Ehe für alle aus?
Trauffer: Da sind wir beide dafür, völlig einig.

Gölä: Absolut. Für einmal (lacht schallend).

Maler, Maurer, Musiker

Ende der 90er-Jahre wurde der in Oppligen bei Thun BE aufgewachsene Marco Pfeuti alias Gölä (53) mit Hits «Uf u dervo» und «Schwan» bekannt. Nebst seinen Mundartsongs hat der gelernte Maler immer wieder auch englische Titel geschrieben. Gölä ist in zweiter Ehe verheiratet und hat vier Kinder.

Der Brienzer Marc A. Trauffer (42) schaffte den Durchbruch Anfang 2000 mit seiner ersten Band Airbäg und positionierte sich später als Alpentainer. Parallel zur Musik übernahm der gelernte Maurer und zweifache Vater von seinen Eltern die bekannte Spielwarenfabrik.

2019 kündigten Gölä und Trauffer ihr Zusammengehen unter dem Namen Büetzer Buebe und zwei Grosskonzerte im Zürcher Letzigrund an.

Ende der 90er-Jahre wurde der in Oppligen bei Thun BE aufgewachsene Marco Pfeuti alias Gölä (53) mit Hits «Uf u dervo» und «Schwan» bekannt. Nebst seinen Mundartsongs hat der gelernte Maler immer wieder auch englische Titel geschrieben. Gölä ist in zweiter Ehe verheiratet und hat vier Kinder.

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