«Wir wissen noch nicht, wie es weitergeht»
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Statement von «Zivadiliring»:«Wir wissen noch nicht, wie es weitergeht»

Blick-Reporter Jean-Claude Galli zur Einstellung von «Zivadiliring»
Wer aus der Reihe tanzt, macht sich verdächtig

SRF kippt das erfolgreiche Podcast-Angebot «Zivadiliring» des Frauentrios um Maja Zivadinovic, Gülsha Adilji und Yvonne Eisenring per sofort aus dem Programm. Ein höchst seltsamer Entscheid.
Publiziert: 07.01.2025 um 16:40 Uhr
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Aktualisiert: 07.01.2025 um 17:07 Uhr
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«Zivadiliring» sind Yvonne Eisenring, Maja Zivadinovic und Gülsha Adilji (von links).
Foto: Mirjam Kluka

Auf einen Blick

  • SRF setzt erfolgreichen Podcast «Zivadiliring» ab. Begründung hinterlässt Ratlosigkeit
  • SRF zeigt Skepsis gegenüber Projekten mit Eigendynamik und Selbstläufer-Potenzial
  • Drei junge, smarte Frauen verlieren Plattform für ihr unterhaltsames Produkt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude GalliRedaktor People

Eigentlich könnten sich Yvonne Eisenring (37), Gülsha Adilji (39) und Maja Zivadinovic (45) gegenseitig stolz auf die Schultern klopfen. «Natürlich ist es schade, ein so erfolgreich etabliertes und authentisches Angebot wie ‹Zivadiliring› loszulassen. SRF sieht sich jedoch auch in der Rolle als Förderin von innovativen Angeboten. Wir unterstützen dabei, Angebote aufzubauen, damit sie sich anschliessend im Markt entfalten können», sagt die SRF-Angebotsverantwortliche Anita Richner zur Absetzung des Podcasts.

«Zivadiliring» sind also zu gross und zu erfolgreich geworden für SRF, lässt sich das etwas überspitzt deuten. Zudem scheint die leicht gönnerhafte Haltung durch: Wir haben euch lange genug geholfen, jetzt schaut selber weiter. Und Richners Aussage könnte Gebührenzahlenden aufstossen, die sich so in einer unfreiwilligen Investorenrolle von später selbsttragenden Entwicklungs-Angeboten auf dem freien Markt sehen.

Anhaltende Grundskepsis

Die Absetzung illustriert vor allem die schon seit Jahrzehnten anhaltende Grundskepsis von SRF gegenüber Figuren und Projekten, die eine bedrohlich wirkende Eigendynamik bekommen. Wer aus der Reihe tanzt, macht sich verdächtig.

Es ist schon seltsam: Da hätte SRF endlich eines dieser innig erwünschten, raren Güter herangezogen: drei junge, smarte Frauen mit einem unterhaltsamen Trend-Produkt, das auch ein SRF-fernes Publikum und den Social-Media-Kosmos anspricht. Und dann lässt man das Trio einfach und ohne Not fallen?

Die Argumentation bleibt auch sonst rätselhaft. So gesehen müsste SRF doch ebenso die «Comedymänner» mit Stefan Büsser (39) aus seiner Obhut entlassen, die gleichfalls private Hallen füllen. Eine wirklich überzeugende Begründung für die Absetzung liegt bisher jedenfalls nicht vor. 

Im Theaterstück «Der gute Mensch von Sezuan» von Bertolt Brecht (1898–1956) heisst es am Schluss: «Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen / Den Vorhang zu und alle Fragen offen.» Hoffen wir, dass für «Zivadiliring» der Vorhang schon bald anderswo wieder aufgeht.

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