Blick-Bilanz zur zweiten Staffel von «Late Night Switzerland»
Wir vermissen den Biss von Staffel 1

Zum Ende der zweiten Staffel von «Late Night Switzerland» zieht Blick Bilanz: Was wurde besser? Wo stagnierten Gastgeber Stefan Büsser und seine Crew? Und in welchen Bereichen wurde die SRF-Comedyshow noch schlechter und weshalb?
Publiziert: 20.12.2024 um 20:03 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2024 um 22:13 Uhr
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«Late Night Switzerland»-Gastgeber Stefan Büsser.
Foto: SRF/Gian Vaitl

Auf einen Blick

  • Stefan Büsser moderiert letzte «Late Night Switzerland» 2024. Bilanz der zweiten Staffel
  • Büsser wirkt wacher und schlagfertiger in Talks als in der ersten Staffel
  • Lineare Zuschauerzahl sank von 197'000 auf 168'000, Social-Media-Views stiegen auf 5 Millionen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude GalliRedaktor People

Morgen Sonntag, 22. Dezember, begrüsst Stefan Büsser (39) das Publikum zum letzten Mal im alten Jahr zur Comedyshow «Late Night Switzerland». (SRF 1, 21.45 Uhr). Das Weihnachtsspecial bildet den Schlusspunkt der zweiten Staffel. Zeit, Bilanz zu ziehen. Ende April beleuchtete Blick die Show nach Staffel 1 schon genauer. Diese Punkte nehmen wir nun wieder auf.

Und so funktioniert die Bewertung:

😂 = ungenügend
😂😂 = na ja
😂😂😂 = genügend
😂😂😂😂 = ziemlich gut
😂😂😂😂😂 = hier sind sie spitze

Lineare Quote

Gemäss SRF verzeichnete die zweite Staffel durchschnittlich 168'000 Zuschauerinnen und Zuschauer, bei Staffel 1 waren es noch 197'000. Kein massiver Rückgang, aber durchaus relevant. Büsser sagt gegenüber Blick: «Auch wenn die Zahlen der letzten Sendung noch fehlen, gibt es diesen Rückgang tatsächlich. Was ich aber nicht dramatisch finde, da die linearen Zahlen vielerorts abnehmen und es immer sehr wichtig ist, was vor uns wie gut läuft. Doch ich bin ein ehrgeiziger Mensch und hätte natürlich auch gern im linearen Bereich eine Zunahme. Ebenfalls ausgewertet haben wir die Social-Media-Zahlen. Und da haben wir uns von drei Millionen auf fünf Millionen Views gesteigert. Diese Zunahme ist für mich relevanter.»

Wertung: 😂 (minus 1 gegenüber Staffel 1)

Host Stefan Büsser

Blick schrieb im April, das Büsser lange überall hin und zerschlage doch kein echtes Geschirr. Dieser erste Eindruck hat sich nicht verändert. Es ist immer noch unklar, für welche Werte er steht. «Das hat aber auch damit zu tun, dass ich keine klare politische Haltung einnehme», sagt Büsser. «Ich persönlich finde das eine Stärke, kann aber verstehen, wenn die Leute gerne mehr Meinung hätten.» Besonders gut ist Büsser immer dann, wenn er vor der Haustür wischt. Nach Staffel 1 sagte Büsser gegenüber Blick: «Ich persönlich finde, meine Talks könnten stärker sein.» Hier hat Büsser Wort gehalten. Er wirkt nun wacher und schlagfertiger.

Wertung: 😂😂😂😂 (plus 1)

Sidekick Michael Schweizer

Irgendwann ermüdet es, immer wieder Viktor Giacobbo (72) und Mike Müller (61) zum Vergleich zu nehmen. Doch zeigten die beiden bis 2016 in Idealform, wie ein klug zusammengestelltes Doppel funktionieren kann. Während sich bei «Giacobbo/Müller» zwei Charakterköpfe auf Augenhöhe trafen, ist das Gefälle zwischen Büsser und Michael Schweizer (45) gross. Hier klopfen einander zwei Freunde auf die Schulter, wobei das Klopfen stets von Schweizer ausgeht. Büsser nimmt ihn jedoch in Schutz. «Er ist auch im Hintergrund mein wichtigster Sparringpartner. Seine Inputs sind für die ganze Sendung relevant, aber für das Publikum halt oft nicht sichtbar.»

Wertung : 😂 (gleich)

Konzept/Ablauf

«Late Night Switzerland» unterscheidet sich wenig von vergleichbaren Formaten auf öffentlich-rechtlichen Sendern. Nach Staffel 1 versprach SRF, «die bevorstehende Pause zu nutzen, um die Sendung gegebenenfalls weiterzuentwickeln». Tatsächlich gab es kaum sichtbare Eingriffe. Was verschwand, war die Rubrik «Ohne Üben», was verschmerzbar ist. Und kürzer geworden sind zum Glück die einzelnen «Desk Pieces», die Meinungsstücke in der ersten Hälfte der Sendung.

Wertung: 😂😂 (gleich)

Optik

Design und Farbpalette durften bleiben, aufregend sind sie dadurch immer noch nicht. «Das ist reine Geschmackssache», findet Büsser. Rätselhaft wirkt auch die Wohnzimmer-Möblierung mit Tisch und Sofa, insbesondere, weil mit der Liveband und der Kaufleuten-Location ein grossstädtischer Showcharakter angestrebt wird. Zur Einschläferung trägt auch Büssers Tasse bei. Beim österreichischen Pendant «Willkommen Österreich» fliessen Wein und Bier auf der Bühne jeweils in Strömen. Ob man sich hier vor dem Blauen Kreuz fürchtet?

Wertung: 😂😂😂 (gleich)

Aussenrepos und Sketches

Verantwortlich dafür sind immer noch Martina Hügi (39), Milan Milanski (35), Nadia Goedhart (30) und Sandro Galfetti (39). Erstgenannte liefert mit ihren Ausflügen an traditionelle Volksfeste regelmässig Grund zum freudigen Staunen über das rätselhafte Wesen der Schweiz. Zuletzt beim «Gansabhauet» in Sursee LU, als ihr ein älterer Mann die optischen Vorzüge der Gefängnisinsassen im Wauwilermoos anpries. Insgesamt vermissten wir dort aber den Biss von Staffel 1.

Wertung: 😂😂😂 (minus 1)

Auswahl der Gäste

Bis heute ist das Einladungskonzept schleierhaft. Und dass andere SRF-Figuren als Gäste auftauchen, kommt zu oft vor. Büsser dazu: «Wir haben den Anspruch, breit bekannte Gäste einzuladen. SRF als national grösste Plattform bietet halt nun mal diese Gesichter. Und wir laden sie dann ein, wenn sie etwas Neues zu erzählen haben.» Bis auf Büssers Coup mit dem umstrittenen Deutschen Oliver Pocher (46) – sogar «Bild» berichtete darüber – blieben wenige Gäste von Staffel 2 in Erinnerung. Schon gar nicht die Polit-Grössen. Immerhin waren sie gleichmässig aufs Parteienspektrum verteilt, um keine Beschwerden zu provozieren. «Mehr Politiker werden es nun sicher nicht», verspricht Büsser im Hinblick auf die dritte Staffel, die am 9. Februar 2025 beginnt.

Wertung: 😂 (gleich)

Musik

Büsser hat gute Kontakte in die Musikszene, die Schweizer Grössen mögen ihn. Baschi (38) war schon zum zweiten Mal hier. Der stärkste Hit ist und bleibt aber die Live-Showband The Beatz von Massimo Buonanno (39). Sie dürfte noch viel sichtbarer werden und nicht in der dunklen rechten Ecke verkümmern müssen. «Doch das wäre ein Budgetproblem, weil man im Bereich der Beleuchtung gehörig investieren müsste», sagt Büsser.

Wertung: 😂😂😂😂😂 (gleich)


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