Alex Kuprecht (62) ist der neue Ständeratspräsident. Der SVP-Politiker aus dem Kanton Schwyz wurde am Montag einstimmig gewählt und wird im nächsten Jahr die Verhandlungen des Ständerats leiten. Zu Kuprechts Ehren spielte die Ländlerkapelle von Volksmusiker Carlo Brunner (65) im Parlament.
Der lüpfige Auftritt sorgte aber nicht nur für Freude. Nachdem SP-Ständerat Carlo Sommaruga (61) ein Video des Konzertes auf Twitter teilte, brach ein Sturm der Entrüstung aus. In Brunners Band waren neben ihm selber und einem weiteren Musiker auch zwei Sopransaxophon-Spieler dabei. Die Angst vieler User: Blasinstrumente könnten die Verbreitung des Coronavirus fördern.
«Das kann man sich nicht ausdenken»
«Ich bin schockiert», schreibt etwa eine Userin. «Sollten unsere Führungspersonen nicht mit gutem Beispiel vorangehen? Das ist respektlos und ignorant.» Ein anderer User wird noch angriffiger: «Das ist ein Symbol für absolute Dummheit. (...) Ekelhaft!» Auch professionelle Stimmen haben sich zu dem Konzert in der kleinen Kammer geäussert. So kritisiert etwa der Virologe Christian Althaus: «Das Land, welches bald 5000 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 zu beklagen hat, feiert munter weiter. Und zwar mit Blasmusik. Derweil sich der Rest der Bevölkerung Mühe gibt, die Pandemie einzudämmen.» Das könne man sich nicht ausdenken. Pikant: Althaus ist Mitglied der wissenschaftlichen Taskforce des Bundes.
Alex Kuprecht wehrt sich gegen Kritik
Ständeratspräsident Alex Kuprecht will die Kritik nicht auf sich sitzenlassen. «Die Corona-Regeln waren jederzeit eingehalten. Der Abstand von den Musikern betrug mehr als drei Meter», sagt der SVP-Mann zu BLICK. Ausserdem sollen sich alle Parlamentarier hinter den Plexiglaswänden befunden und die Musiker vorher und nachher Masken getragen haben. «Es war kein Blasorchester, sondern gerade mal zwei Musiker, die auf Blasinstrumenten gespielt haben», hält Kuprecht noch fest. Kapellenleiter Carlo Brunner sagt auf Anfrage von BLICK: «Ich bin einfach nur traurig.» Weiter will sich der Ländlerkönig nicht zu den Negativ-Reaktionen äussern.
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Fakt ist: In Bern sind musikalische Veranstaltungen und Konzerte eigentlich nur mit bis zu 15 Personen im Publikum erlaubt. Mit allen anwesenden Ständeräten und dem Parlamentspersonal dürften in der kleinen Kammer durchaus mehr als 50 Zuschauer dabei gewesen sein. Fakt ist aber auch: Gemeindeversammlungen und Sitzungen von Parlamenten dürfen stattfinden, wenn ein Schutzkonzept besteht und umgesetzt wird. Das war bei dem Auftritt von Brunner und seinen Musikern der Fall.
Kanton kann keine Auflagen machen
Das betonen auch die Parlamentsdienste: «Legislativen sind vom Veranstaltungsverbot ausgenommen. Der Kanton Bern kann also dem nationalen Parlament diesbezüglich keine Auflagen machen», erklärt Infochefin Karin Burkhalter.
Es sei der persönliche Wunsch von Ständeratspräsident Alex Kuprecht gewesen, eine Blasmusik einzuladen. Und: «Die Feierlichkeiten fanden bereits in stark reduziertem Format statt.»
Sie verweist zudem darauf, dass die Säle im Parlamentsgebäude dank Lüftung eine gute Luftqualität aufweisen würden. «Zudem sind die Ratsmitglieder durch Plexiglas geschützt», so Burkhalter. «Das Schutzkonzept entspricht den behördlichen Anforderungen.»
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