Manche Orte sind unscheinbar und dennoch magisch. Dieser hier ist zwar nur ein altes braunes Sofa. Aber für Dodo (47) ein ganz besonderer Platz. Hier verbringt er viele Stunden, hier fallen ihm neue Songtexte und Melodien ein. Oder er liest in seinem Lieblingsbuch «Denke nach und werde reich» des amerikanischen Schriftstellers Napoleon Hill. «Ich habe es sicher schon 25-mal gelesen, und noch immer inspiriert es mich», sagt Dodo. «Es lehrt mich, mein Leben anders anzuschauen, und hilft mir, meine Träume zu erfüllen.»
«Block 31» in Zürich-Altstetten. Ein unauffälliges Haus an einer lärmigen Durchgangsstrasse. Drinnen ist es umso bunter: Hier treffen sich unterschiedlichste Menschen, um Projekte zu realisieren, welche die Welt der Schweizer Popmusik bewegen. Neben Dodo ist hier auch das Erfolgsduo Dabu Fantastic zu Hause, genau wie das Künstlermanagement Capitano Music, das unter anderem Stars wie Nemo oder Joya Marleen betreut. Und natürlich bastelt hier auch Marco «Big J» Jeger, Dodos langjähriger Kreativpartner, an neuen Dodo-Tracks. Die Single «Im Mai» und das dazugehörige gleichnamige Mini-Album, die gerade veröffentlicht wurden, entstanden auch in diesen schalldichten Wänden. «Während der Pandemie haben wir diesen ‹Creative Hub› eingerichtet», erzählt Dodo. «Hier befindet sich, nebst Studios und Büros, vor allem auch unsere grosse Küche, wo die Abende lang und die Nächte kurz werden. Für mich ist dies ein neuer Lebensmittelpunkt geworden. Hier fühle ich mich daheim.»
Endlich hat er ihn gefunden, den Ruhepol, von dem aus er seine Zukunft planen kann. Bisher glich das Leben des Musikers jenem eines rastlosen Nomaden: 1977 in Nairobi als Sohn von Schweizer Eltern geboren, kehrt Dominik Jud, so Dodos ziviler Name, als Siebenjähriger in die Schweiz zurück. Sein Vater ist schwer erkrankt und stirbt. Die Musik wird Zufluchtsort für Dodos Emotionen – und Verbindung zu seiner Heimat Afrika.
Rastloser Musiknomade
Als Teenager tritt er in Jugendhäusern auf, landet Anfang 20 seinen ersten Hit. Spätestens der «Hippie-Bus» macht ihn 2015 zur Berühmtheit. Im Zürcher Industriequartier richtet er ein Studio ein, wird Produzent berühmter Schweizer Musikerinnen und Musiker wie etwa Steff la Cheffe, Nemo oder Stefanie Heinzmann. Doch erneut muss er die Koffer packen: Weil sein Studio einem Neubau weichen muss, macht Dodo einen Baucontainer bewohnbar, mit dem er die Welt bereisen will. Als er startklar ist, macht ihm Corona einen Strich durch die Rechnung. Erst 2023 kann er mit dem Studiocontainer per Schiff nach Afrika reisen, ein neues Album aufnehmen und den Kinofilm «Yopougon – Way Back Home» drehen.
Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.
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Nachdem dieses Abenteuer überstanden ist, möchte Dodo sesshafter werden. «Block 31» ist dafür eine gute Basis. Hier trifft er sich auch mit Joyce Tetteh. Seine langjährige Begleiterin entwirft als Modedesignerin Dodos bunte Outfits, die zu seinem Markenzeichen geworden sind. Gefertigt werden sie aus Stoffen, die Dodo aus Afrika importiert. Das Berner Schneideratelier Eniline verarbeitet sie zu eleganten Massanzügen. «Seit 2016 lasse ich pro Jahr zwei bis drei Outfits anfertigen», sagt Dodo. Inzwischen ist ein ganzer Fundus entstanden. «Mode ist für mich wie Musik: Die Farbe, die du trägst, ist wie die Melodie, die du singst.»
Die bunten Anzüge spielen auch bei Dodos neustem Projekt eine wichtige Rolle: Als Gastgeber der Fernsehsendung «Sing meinen Song» empfängt er im «Casa León Royal Retreat» in den Bergen von Gran Canaria seine Schweizer Musikkolleginnen und -kollegen Marc Sway, Nemo, Eliane, Marius Bear, Cachita und Vincent Gross.
Ein passender Anzug für jeden Gast
In der Abgeschiedenheit der Atlantikinsel tauschen sie ihre Songs aus und erzählen sich sehr persönliche Geschichten. Für jeden Gast, der jeweils an einem Abend im Mittelpunkt steht, hat sich Dodo passend zur Musik ein entsprechendes Styling ausgesucht. «Ich will eine Umgebung schaffen, in der sich alle wohlfühlen», sagt Dodo. Als Talkmaster schlüpft er in die Rolle des Fragestellers. «Ich lasse mich dabei von meiner echten Neugier leiten, mehr über die Songs zu erfahren, ins Herz einer Künstlerin oder eines Künstlers hineinzuschauen. Es geht nicht ums Reisserische, sondern um Ehrlichkeit.»
Geschichten erzählen mit Musik. Das ist auch die Art, wie Dodo am liebsten über sein Privatleben spricht. «Nirgends bin ich so ehrlich und authentisch wie in meinen Songs», sagt er. Sie sind fröhlich, witzig – und manchmal auch nachdenklich. Die schnulzige Ballade aber fehlt. Weil ihm die grosse Liebe in seinem Nomadenleben noch nicht begegnet ist? Dodo: «Doch. Es gibt sie, die Menschen, die mir privat sehr viel bedeuten. Doch ich möchte sie nicht ins Rampenlicht ziehen, nur weil ich dort stehe. Und ich glaube, sie finden das im Moment auch ganz okay so.»
Verrät er trotzdem ein kleines Geheimnis, das er noch in keinem Lied thematisiert hat? «Da gibts nicht viel Spektakuläres», sagt Dodo. «Denn ich bin eigentlich ständig am Arbeiten. Ich stehe meistens zwischen fünf und sechs Uhr auf, mache meine Morgenroutine mit Meditation und Workout – und natürlich auch mit einem Frühstück, für dessen Zubereitung ich mir Zeit nehme: ein Wrap mit Avocado und Ei, Hüttenkäse, ein paar ‹Spices›, ein wenig Aceto balsamico – und schon bin ich fit für den ganzen Tag!» Und natürlich gehört Kaffee dazu. Da ist Dodo Connaisseur. «Am liebsten trinke ich den von Miró, einer kleinen Rösterei in Zürich.» Viele der Kaffeesorten stammen aus Afrika. Auch wenn Dodo endlich sesshaft ist: So ganz losgelassen hat ihn das Fernweh nicht.
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