Anna Rossinelli spricht über ihr neues Leben
«Aktuell fühle ich mich nicht so wohl in meinem Körper»

Nach ihrem Mutterschaftsschutz kommt die Basler Sängerin Anna Rossinelli mit neuer Musik zurück – und spricht im Interview über ihr verändertes Leben, ihr neues Körpergefühl und das Frausein.
Publiziert: 06.10.2023 um 16:11 Uhr
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Aktualisiert: 15.01.2024 um 09:27 Uhr
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Anna Rossinelli spricht im Interview über ihre neue Rolle als Mutter.
Foto: Gina Folly
Aurelia Robles, Glückspost
Glückspost

Anna Rossinelli (36) schüttelt etwas an ihrer Jeans-Bluse. Es ist einer der letzten heissen Sommertage, selbst im Schatten weht kein Lüftchen. Zudem sei sie etwas müde. «Mit einem Baby schläft man nicht mehr so viel», sagt sie lachend. Vor sechs Monaten ist die Sängerin Mutter geworden, zudem ist soeben ihr sechstes Album, «Mother», erschienen.

GlücksPost: Anna Rossinelli, Ihr neues Album heisst «Mother». Ist Ihr eigener Nachwuchs Grund dafür?
Anna Rossinelli:
Jein, denn als ich das Lied «Mother» für meine Mutter geschrieben habe, war ich noch nicht schwanger. Und als Band wollten wir sowieso zurück zu unseren Wurzeln, dorthin, wo wir hergekommen sind, nämlich zur Strassenmusik. Wurzeln bedeuten nämlich auch Eltern, Familienerlebnisse, Kindheit. Erst als ich wusste, dass ich ein Kind erwarte, wollte ich das Album «Mother» nennen, weil sich dadurch der Kreis schloss.

Wie ist es nun, dass sich Ihre Welt neu um Ihr Kind dreht?
Es ist herrlich und total okay! Seither hat sich alles verändert. Arbeit, Partnerschaft und Kind so unter einen Hut zu kriegen, dass alle zufrieden sind, das benötigt Organisationstalent. Natürlich habe ich jetzt weniger Zeit für mich. Alleinsein bekommt einen ganz anderen Stellenwert, wenn man ein Kind hat.

Ihre beiden Bandkollegen Georg und Manuel sind ebenfalls Eltern.
Ja, wir können nun eine Kita aufmachen. Uns als Eltern zu sehen, ist herzig. Aber wir haben es bisher noch nie geschafft, uns mit allen vier Kindern zu treffen.

Haben Ihre Bandkollegen als Väter mehr Freiheiten als Sie als Mutter?
Mit dem Stillen habe ich am Anfang schon mehr Stress gehabt als sie. Ein Mann kann schnell mal zwei Tage irgendwohin, kehrt schneller ins Berufsleben zurück. Mir persönlich war es wichtig zu stillen, und das Baby hat zu Beginn alle drei Stunden Hunger, was zeitlich einschränkt. Aber dennoch ist Arbeiten möglich. Und bald geht mein Baby in die Kita und hat ausser mir weitere Bezugspersonen. Ich weiss, dass sie nicht nur bei mir glücklich ist. Aber ich will sie auch nicht immer abgeben, sondern auch bei ihr sein.

Den Song «Mother» haben Sie wie erwähnt Ihrer Mutter gewidmet. «Daddy isn’t home» handelt von Ihrem Vater, der verstarb, als Sie sechs Jahre alt waren. Verspüren Sie Verlustängste?
Natürlich fliegt der Gedanke manchmal durch meinen Kopf, aber ich habe keine Angst, dass ich auf einmal alleinerziehend werden könnte. Diese Angst bringt mir nichts. Ich bin mehr dankbar dafür, dass ich einen Partner habe, mit dem ich ein Kind grossziehen darf. Ich kann mir jetzt vorstellen, wie es für meine Mutter gewesen sein muss, alleine zu sein mit zwei Kindern, niemanden zu haben, der mitdenkt und mithilft.

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Welche Grundwerte hat sie Ihnen weitergegeben?
Dass ich okay bin, so wie ich bin. Sie brachte mir bei, dass es okay ist zu weinen, traurig oder wütend zu sein – alle Emotionen durften bei uns daheim Platz haben. Es existierten keine Tabus, und sie war nicht wertend oder bestrafend, auch wenn ich Mist gebaut habe. Meine Mutter hörte mir zu, sah und bestärkte mich, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Auf eine gute Art bin ich so sehr selbstbewusst geworden, auch wenn ich wie jede Frau mit meinen Sachen zu kämpfen habe.

Zum Beispiel?
Aktuell fühle ich mich nicht so wohl in meinem Körper. Durch die Schwangerschaft wurde die Oberweite grösser, ich passe in keine Hose rein. Ich fühle mich nicht wie die frühere Anna. Aber vor der Schwangerschaft habe ich meinen Körper auch nie richtig wertgeschätzt und merke erst jetzt, wie gut ich ihn fand. Mein aktuelles Selbstbild hat auch bestärkt, dass ich sehr oft nach der Geburt gefragt worden bin, ob ich wieder schwanger sei – oft von Männern, selbst wenn ich das Baby auf dem Arm hatte. Das war verletzend. Wer weiss, vielleicht erhalte ich meinen alten Körper wieder zurück, vielleicht auch nicht. Ich mache mir keinen Stress. Und zuhause funktioniert meine Waage eh nicht. (Lacht.)

Wollten Sie immer Mutter werden?
Ja, aber mit dreissig, als meine Freunde Eltern wurden, war ich nicht bereit. Dann wurde ich ein paar Jahre später schwanger, erlitt aber eine Fehlgeburt. Da merkte ich, dass ich das wirklich will. Dass ich nun eine Tochter habe, ist toll, weil ich nicht unbedingt weitere Kinder möchte. Ich persönlich liebe es, eine Frau zu sein, und freue mich nun, sie in diese Welt zu führen und ihr gewisse Attribute beizubringen.

Das ist Anna Rossinelli

Mit der Teilnahme für die Schweiz am Eurovision Song Contest 2011 gelang Anna Rossinelli der Durchbruch. Seither hat die Basler Sängerin mit ihren Kollegen Georg Dillier (41) und Manuel Meisel (40) sechs Alben – zwei schafften es an die Chartspitze – veröffentlicht, soeben erschien «Mother». Rossinelli sass in der Jury von «The Voice of Switzerland», spielte in der TV-Serie «Tschugger» mit und nahm an der 4. Staffel «Sing meinen Song – Das Schweizer Tauschkonzert» teil. Mit ihrem Partner und ihrer sechsmonatigen Tochter lebt sie in Basel.

Mit der Teilnahme für die Schweiz am Eurovision Song Contest 2011 gelang Anna Rossinelli der Durchbruch. Seither hat die Basler Sängerin mit ihren Kollegen Georg Dillier (41) und Manuel Meisel (40) sechs Alben – zwei schafften es an die Chartspitze – veröffentlicht, soeben erschien «Mother». Rossinelli sass in der Jury von «The Voice of Switzerland», spielte in der TV-Serie «Tschugger» mit und nahm an der 4. Staffel «Sing meinen Song – Das Schweizer Tauschkonzert» teil. Mit ihrem Partner und ihrer sechsmonatigen Tochter lebt sie in Basel.

Haben Sie als Mutter auch eine neue Seite an sich entdeckt?
Als Mutter muss man sich in Geduld üben. Etwas, das ich immer wieder trainiere. Ich habe lange mit Kindern mit Behinderung gearbeitet, was sehr viel Geduld erforderte. Und für mein Kind kann ich auch geduldig sein. Aber ansonsten habe ich bisher keine Erkenntnis gehabt. Mein Leben war schon vorher erfüllt, aber meine Tochter macht mich einfach mega glücklich.

Zurück zur Musik. Wieso hatten Sie und Ihre Band das Bedürfnis, zu den Wurzeln zurückzukehren?
Wir drei probieren alle gerne aus, haben mit dem Album «White Garden» auch das elektronische Fass aufgemacht. Aber irgendwie haben wir uns besonnen und fragten uns, wo wir denn begonnen haben. Wir wollten wieder Musik machen, die auch im kleinen Wohnzimmer funktioniert. Musik ist wie ein Gewürzschrank, es gibt so viele Gewürze! Wir setzen nun wieder auf Salz, Pfeffer, Basilikum und Oregano. Wir brauchen kein Curry, also keine elektronischen Elemente.

Sind Sie denn auch nostalgisch?
Ja, das können Manuel, Georg und ich sehr gut. Wir haben schon so viel gemeinsam erlebt, waren am Eurovision Song Contest, sassen 24 Stunden an einem Flughafen fest, besitzen Fotos, auf denen wir wie frisch aus dem Ei geschlüpft aussehen. Wir brauchen keinen Firlefanz. Manchmal muss man einfach bei dem bleiben, was gut ist und was man kann. Das Lied «I Used to Be Young» handelt auch davon.

Das Lied «The World Is Yours» handelt von einer Freundschaft, die zerbrochen scheint …
… das kennt doch jeder. Man verliert sich aus den Augen, aber wenn man sich wieder sieht, ist es wie zuvor. Es geht auch darum, die Finessen, die Details zu sehen. Denn oft machen die uns glücklich, nicht materielle Dinge.

Wieso ging Ihre Freundschaft mit Georg und Manuel, sprich der Band, nie auseinander?
Vermutlich, weil wir ein so verwachsenes Team sind. Wir lieben uns fest, haben eine tiefe Freundschaft und die Musik, die uns verbindet. Irgendetwas machen wir richtig. Wir können viel miteinander lachen, einander föppeln. Ich glaube, unsere Freundschaft wird nie enden. Mit 90 werden wir zusammen im Altersheim sein und ich frage: «Georg, hast du meine Zähne gesehen?!»

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