«Es spricht niemand über den dicken Elefanten im Raum», beginnt Gabirano (22) am vergangenen Donnerstag seine lange, wirre Schimpftirade über die Corona-Massnahmen. Danach wird der erfolgreiche Influencer vulgär: «Wie oft wollt ihr noch den Schwanz von Berset und dem BAG lutschen? Scheiss auf die.»
Gabirano gehörte auf Instagram zu den erfolgreichsten Komikern der Schweiz. Gehörte, da der Diplomatensohn schon längere Zeit keine witzigen Filmchen mehr postet. Stattdessen teilt er seit Monaten fragwürdige Videos auf seinem Kanal mit derzeit 135'000 Follower. QAnon, Flat Earth, Illuminati – Gabiranos Interessen lesen sich wie ein Best-Of der Verschwörungsszene.
Ganz in diese Ecke wollte sich Gabirano aber bisher nicht stellen. Zu «Watson» sagte er im Juli 2020: «Ich poste alle möglichen Infos, bin offen für die unterschiedlichsten Quellen und höre allen zu. Was aber nicht bedeutet, dass ich an alle diese Infos glaube.»
«Wahrheit ist simpel»
Nun lehnt sich der Komiker mit Aussagen zu der Corona-Krise weit aus dem Fenster. Es sei «so offensichtlich», dass alles dazu eine Lüge sei: «Wahrheit ist simpel, alles andere, was jetzt kompliziert ist, ist eine Lüge.» Die medizinischen Begriffe, die im Diskurs um die gefährliche Krankheit fallen, seien ein ganz klarer Hinweis, dass hier gelogen werde.
Besonderer Dorn im Auge von Gabirano: die Maskenpflicht. Sein Herz schmerze, wenn er im Bus alte Leute sehe, die «kaum noch atmen» können. «Letztes Mal ist einer aus dem Bus gestiegen und hat angefangen Blut zu husten», habe Gabirano gesehen. «Wie lange wollen wir das jetzt noch akzeptieren?» Fakt ist: Auch durch eine Maske ist die Sauerstoffzufuhr gewährt. Wer gesundheitliche Probleme hat, kann durch ein Dispens ausserdem von der Maskenpflicht befreit werden.
Der Staat als Sklaventreiber
Gabirano will diesen Beweisen allerdings nicht glauben. Wer sich an die Coronamassnahmen halte, sei für ihn am «Händchenhalten mit ihren Sklaventreibern». Man müsse jetzt aufhören, Angst zu haben: «Angst in eine Fiktion, es gibt sie nicht. Sie kontrollieren dich mit Angst.»
Der Grund für seine plötzliche Offenheit: Sein Management «Lorenz Hauser Management» hat den Vertrag mit dem Influencer aufgelöst. Die Zürcher Firma von Gründer Lorenz Hauser will zukünftig nicht mehr weiter mit Gabirano arbeiten, wie der Komiker selbst verkündet. Zu den genauen Gründen will sich Hauser auf Anfrage von Blick nicht äussern. Der Manager sagt lediglich: «Wir haben uns einvernehmlich getrennt.»
Für Gabirano sei der Fall klar: «Ich verdiene kein Geld mehr, weil niemand mich mehr will. Zum Glück will mich niemand mehr – weil ich die Wahrheit spreche.»
Auf Anfrage von Blick sagt der Komiker, dass Hauser von ihm gefordert habe, dass er damit aufhöre, Instagram-Storys zu Verschwörungsthemen zu teilen: «Das wollte ich nicht tun.» Stattdessen habe er 18'000 Franken aus einem geplatzten Sponsoring-Deal an die Firma zurückgezahlt damit er «für sich selbst» stehen könne.
Früchte gegen Coronavirus
Dass die Corona-Krise eine Lüge sei, habe er nach eigenen Angaben nicht gesagt. Stattdessen sei «alles» eine Lüge: «Man wird vom Staat, dem BAG und den Medien nur enttäuscht.» Die Lösung der Corona-Krise liegt für den Komiker darin, dass alle Menschen nur noch Früchte zu sich nehmen würden: «Wir müssen uns von innen nach aussen säubern.»
Gabirano arbeitete schon in jungen Jahren an seiner Comedy-Karriere. Für seine Instagram-Videos brach er seine Matura ab, danach ging es steil bergauf für den Komiker. Bis zu 175'000 Follower erreichte Gabirano, der früher Werbung für Partner wie McDonalds oder Fanta machte, noch vor einem Jahr. Seit seinen neuen Inhalten hat er aber rund 40'000 seiner Fans und alle seine Sponsoren verloren. Zu der Frage, wie er zukünftig Geld verdienen will, sagt der Komiker: «Ich vertraue auf Gott, Bro.» (klm)