Heitere Gesichter gestern auf der Bellevue-Terrasse in Bern beim Führungstrio des Locarno Film Festival, Präsident Marco Solari (78), Managing Director Raphaël Brunschwig (38) und dem künstlerischen Leiter Giona A. Nazzaro (56). «Endlich geht es wieder los wie früher», freute sich Solari im Gespräch mit Blick. «Die letzten zwei Jahre waren schwierig, aber nun kommen wir gestärkt aus der Pandemie hervor.»
Bei der Pressekonferenz im Berner Kino Rex konnte Brunschwig dies mit Zahlen belegen. Im Vergleich zu 2019 seien die Sponsoringbeiträge um 40 Prozent gestiegen. «Freiheit, Offenheit und die Liebe zum Film sind in der DNA von Locarno zentral», so Brunschwig. Gleichzeitig mahnte Solari, sich angesichts des 75-Jahr-Jubiläums nicht auf den Lorbeeren auszuruhen, gerade wenn zu den bedeutendsten Filmfestivals der Welt gehört. «Die Zeiten, als es genügte, auf der Piazza eine Leinwand und Stühle hinzustellen, sind vorbei. Man muss konkret auf die Zukunft fokussieren, oder man ist tot.»
Bullock und Pitt im Eröffnungsfilm
Einer der wichtigsten Bestandteile, um in der Gegenwart Attraktivität zu garantieren, ist immer noch ein entsprechendes Programm. Der Eröffnungsfilm auf der Piazza Grande ist am 3. August die US-Actionkomödie «Bullet Train» mit Sandra Bullock (57) und Brad Pitt (58) – ein «Reisser», wie Giona A. Nazzaro versprach. Dann gibt es bekannte französische Gesichter zu sehen, wie Juliette Binoche (58) in «Paradise Highway» am 6. August und Sophie Marceau (55) in «Une femme de notre temps» am 9. August.
Der Anteil von Regisseurinnen in den grossen Kategorien ist im Vergleich zu anderen Festivals beachtlich. Im Piazza-Programm sind es 5 von 17, im internationalen Wettbewerb 7 von 17. Einziger Schweizer Vertreter dort ist Valentin Merz (37) mit «De Noche los Gatos son Pardos».
Matt Dillon für sein Lebenswerk ausgezeichnet
Welche Prominenten persönlich erscheinen, ist noch offen. «Sie werden aber bestimmt nicht enttäuscht sein», versprach Nazzaro. Sicher vor Ort ist Matt Dillon (58), der mit dem Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet wird. Den Vision Award Ticinomoda erhält US-Regisseurin Laurie Anderson (75).
Nebst aller Freude über das bevorstehende Festival schlägt man auch nachdenkliche Töne an, vor allem im Hinblick auf die vergangene Lugano-Konferenz. Marco Solari sagt, dass «Locarno dieses Jahr wegen diesem schrecklichen Krieg von einem Hauch von Melancholie umweht werde».