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50. Todestag des Berner Chansonniers
Mani Matters Lieder sind unsterblich

In der Musikszene verehrt, vom Publikum geliebt und in der Politik gewählt: Kaum ein Künstler hat 50 Jahre nach seinem Tod eine derart grosse Wirkung wie der Schweizer Chansonnier Mani Matter (1936–1972). Eine Betrachtung der Erfolgsmaschine Matter.
Publiziert: 24.11.2022 um 00:11 Uhr
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Aktualisiert: 24.11.2022 um 08:22 Uhr
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Unvergessen: Vor 50 Jahren starb Mani Matter bei einem Autounfall.
Foto: KEYSTONE
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Daniel ArnetRedaktor Gesellschaft / Magazin

Der Unfalltod des Berner Liedermachers Mani Matter (†36) am 24. November 1972 war ein riesiger Verlust – für seine Familie, für Bern, für die ganze Schweiz. Doch selbst 50 Jahre nach seinem tragischen Abgang beschert der Bühnenkünstler allen einen Gewinn: Die Erfolgsmaschine Matter rattert unentwegt weiter.

«Ja, Mani Matter ist aktuell sehr präsent», sagt Salome Ruf, zuständig für Marketing und Kommunikation bei Zytglogge in Basel. Der 1965 in Bern gegründete Verlag veröffentlichte ein Jahr später Matters erste EP «I han en Uhr erfunde», auf der die berühmten Chansons «Der Eskimo» oder «Bim Coiffeur» sind.

Nachdem der Benziger-Verlag 2003 seine Tätigkeit eingestellt hatte, übernahm Zytglogge 2015 auch die Publikation der erfolgreichen Noten- und Textbüchlein, die Benziger ab 1972 herausgab – allein das erste Bändchen «Us emene lääre Gygechaschte» erschien bis zu Matters 20. Todestag in 23 Auflagen und erreichte über 70'000 verkaufte Exemplare.

Nur Abba sind erfolgreicher

Zu aktuellen Verkaufszahlen gibt Zytglogge keine Auskunft. Nur so viel: Unter den mehr als 30 Buch- und Plattentiteln von und über Matter aus dem Verlagsprogramm verkaufen sich «Mani Matter – ein Porträtband» von Franz Hohler (79) und das Doppelalbum «I han es Zündhölzli azündt» mit Matter-Chansons momentan am besten.

Hohlers aktualisierter Text- und Bildband war letzte Woche auf Platz 15 der Schweizer Sachbuch-Bestsellerliste, das Doppelalbum seit Jahren in der hiesigen Album-Hitparade – als CD ist es in der 49. Auflage, als LP vergriffen. «Wir pressen nach, wenn wir keine Bestände mehr haben», sagt Ruf von Zytglogge. 1974 erstmals erschienen, dürfte der Tonträger seit 1983 (Beginn der Album-Charts) am kommenden Sonntag exakt die 300. Woche in den Top 100 sein.

«I han es Zündhölzli azündt» ist ein wahrer Dauerbrenner. Nur das Best-of-Album von Abba hält sich länger in der Liste der hundert meistverkauften Alben. Matter lässt damit Longplayers von Ed Sheeran (31), Queen oder Helene Fischer (38) hinter sich. Das nächste Dialekt-Album ist «Schwiizergoofe» auf Platz 13 – 179 Wochen in den Charts.

Und jedes Mal bekommen Witwe Joy Matter (87) und die drei Matter-Kinder Sibyl (58), Meret (57) und Ueli (55) Tantiemen. Dass es dabei oftmals um beträchtliche Summen gehen muss, zeigte der Streit, den die Matter-Erben 2017 mit den Machern des Dialekt-Musicals «Ewigi Liebi» ausfochten: Vier Matter-Lieder kommen seither nicht mehr zur Aufführung, weil die Erben zu viel Geld wollten.

Stattdessen setzen sie seit März 2020 auf den Streamingdienst Spotify. Obwohl erst zweieinhalb Jahre dabei, hat das über 50-jährige Matter-Chanson «I han es Zündhölzli azündt» bei den Abrufen bereits die Millionengrenze überschritten, «Dr Alpeflug» und «Hemmige» je die halbe Million. Die monatliche Hörerschaft beläuft sich auf 48'590.

Matters Partei ist heute präsidial

Zum Vergleich: Züri West, die in den 1980er-Jahren mit Cover-Versionen das Matter-Revival lostraten, zählen bei Spotify 44'166 monatliche Hörerinnen und Hörer. Zum 20. Matter-Todestag 1992 coverte die Berner Band mit Stephan Eicher (62) «Dr Alpeflug» für das legendäre Album «Matter Rock» – Span, Patent Ochsner und Polo Hofer (1945–2017) boten weitere Matter-Interpretationen. Die Compilation war 13 Wochen lang auf Platz eins der Schweizer Album-Hitparade.

Fast 25 Jahre später folgten mit dem Album «Und so blybt no sys Lied» (2016) Matter-Coverversionen einer neuen Generation um Lo & Leduc, Stahlberger, Jürg Halter (42) und Steff la Cheffe (35). Auch dieses Werk zum 80. Geburtstag des Berner Troubadours schoss an die Spitze der Charts.

Doch Matter macht nicht nur Geld und hat Geltung in der Musikbranche, er mischt auch die Berner Politik bis heute auf. Zu Lebzeiten engagierte er sich in der Mitte-links-Partei Das Junge Bern und portierte seinen Freund Klaus Schädelin (1918–1987, «Mein Name ist Eugen») für die Stadt-Berner Regierung: Von 1958 bis 1973 war Schädelin Gemeinderat.

Von 1989 bis 1996 sass Matters Witwe Joy für Das Junge Bern im Gemeinderat. 1997 fusionierte die Partei mit der Freien Liste zur Grünen Freien Liste (GFL). Und die GFL stellt heute sogar den Stadtpräsidenten von Bern: Alec von Graffenried (60). Ob Mani Matter angesichts von so viel Nachwirkung «es metaphysischs Grusle» ergreifen würde?

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